Innovationsfonds-Millionen

Barmer startet Polypharmazie-Projekt ohne Apotheker

Berlin - 06.12.2016, 17:00 Uhr

Hausärzte in Westfalen-Lippe können künftig an einem Polypharmazie-Projekt der Barmer GEK teilnehmen. (Foto: Kaspars Grinvalds / Fotolia)

Hausärzte in Westfalen-Lippe können künftig an einem Polypharmazie-Projekt der Barmer GEK teilnehmen. (Foto: Kaspars Grinvalds / Fotolia)


Die Barmer GEK freut sich über die Förderung eines AMTS-Projekts aus dem Innovationsfonds: In Westfalen-Lippe sollen Barmer-Versicherte, die mindestens fünf Arzneimittel benötigen, von einer digitalen Zusammenführung ihrer Medikation profitieren. Auf eine Kooperation mit Apotheken verzichten Kasse und Ärzte.

Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), mehreren Universitäten und medizinischen Fachgesellschaften startet die Barmer GEK ein Projekt mit dem Namen AdAM („Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie- und Versorgungsmanagement“). Es widmet sich der Polypharmazie und den durch die Komplexität der Therapie entstehenden vermeidbaren Risiken der Behandlung. Denn Fakt ist: Ein Hausarzt hat es derzeit schwer, den Überblick zu behalten, wenn ein Patient mehrere Arzneimittel einnimmt. Und dem Patienten geht es nicht besser.

Doch mit AdAM soll alles übersichtlicher und damit besser werden. „Weniger unerwünschte Arzneimittelwirkungen, weniger Krankenhauseinweisungen, weniger Todesfälle, in erster Linie profitiert der Patient vom AdAM-Projekt“, erklärte Thomas Müller, Geschäftsführer Zentralstab Unternehmensentwicklung und -steuerung bei der KVWL, bei der Vorstellung des Projekts am heutigen Dienstag.

Starthilfe bekommt AdAM vom Innovationsfonds: 16 Millionen Euro sollen in den kommenden drei Jahren fließen. Ende 2019 soll das Projekt abgeschlossen sein. Erklärtes Ziel ist, es nach der Evaluation in die Regelversorgung zu überführen.

„Enormes Wirtschaftlichkeitspotzenzial”

Dr. Mani Rafii, Vorstand der Barmer GEK, ist überzeugt, dass AdAM das Potenzial hat, multimorbide Patienten in ganz Deutschland vor Medikationsfehlern zu schützen und besser zu versorgen. Und nicht nur das: Die Barmer will auch Wirtschaftlichkeitspotenziale heben. Wenn inadäquate Verordnungen vermieden werden können, könnten bis zu 20 Prozent eingespart werden, sagt Rafii. „Bei einer Überführung in die Regelversorgung lassen sich bei allen gesetzlichen Krankenkassen bis zu 2,75 Milliarden Euro einsparen“, prognostiziert der Barmer-Vorstand. Das sind Mittel, die man für die Finanzierung verwenden kann.

Teilnehmende Ärzte bekommen pro Patient 80 Euro im Jahr für ihren Einsatz. Es können nochmal 40 Euro pro Jahr dazu kommen, wenn sie ein innerärztliches Konsil vornehmen, sich also mit ihren Kollegen absprechen. Laut Thomas Müller sollen rund 1400 Ärzte und 35.000 Patienten eingebunden werden.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Oberwienig

von Dr Schweikert-Wehner am 07.12.2016 um 10:47 Uhr

Versteh ich jetzt nicht. Da gibt es doch eine innovative, vernetzte und sympatische Kammerpräsidentin....

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

alle Verordnungen?

von Peter Bauer am 06.12.2016 um 17:16 Uhr

Werden dann auch die zu mittlerweile zu 90%auf Privatrezepten("weils die Kasse angeblich nicht zahlt"-teilweise Dauerverordnungen-ausgestellten Schlafmittel erfasst?Kann ich mir nicht vorstellen,dass diese Daten irgendwo aufgenommen und weiter gegeben worden sind.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.