Folgen des EuGH-Urteils

Wie eine Landapothekerin Politiker überzeugt

Oberwolfach - 06.12.2016, 15:20 Uhr

Thorsten Frei (CDU) sieht Apotheken wie jene von Claudia Kröger als „immensen Infrastrukturvorteil“. (Foto: Büro Frei)

Thorsten Frei (CDU) sieht Apotheken wie jene von Claudia Kröger als „immensen Infrastrukturvorteil“. (Foto: Büro Frei)


Inakzeptables Urteil, vorbildlicher Einsatz

Beim CDU-Abgeordneten des Wahlkreises Schwarzwald-Baar, Thorsten Frei, musste sie wenig Überzeugungsarbeit leisten. „Meine Beurteilung des Urteils des EuGH stand schon vor dem Besuch fest“, erklärt der Jurist und frühere Oberbürgermeister der Stadt Donaueschingen auf Nachfrage. „Aus meiner Sicht ist es ein inakzeptables Urteil, auf das die Politik reagieren sollte.“ Er besuchte am Montag die Apotheke in Oberwolfach, der „eindrücklich“ gewesen sei – „weil er mir Einsichten geschafft hat, die ich sonst nicht gehabt hätte“, sagt Frei.

„In vielen Fällen werden Arzneien nach Hause geliefert und auf die örtlichen Bedingungen passgenau reagiert“, erklärt er. Beeindruckt habe ihn der „vorbildliche“ Einsatz der Apotheker – auch beispielsweise im Winter und über die großen Höhenunterschiede hinweg. „Man muss sagen: Es ist ein immenser Infrastrukturvorteil, dass Apotheken von solcher Qualität vorgehalten werden.“ Diese Strukturen dürften seiner Ansicht nach nicht aus zu kurz gedachten Erwägungen der Kosteneinsparung zerschlagen werden.

Jeder sollte aktiv werden

„Klar ist, dass Versandapotheken ganz andere Startvoraussetzungen haben als auch Vor-Ort-Apotheken“, sagt Frei. Als Ausweg aus der Freigabe von Rx-Boni für EU-Versender fordere er das Rx-Versandverbot. „Schon heute gibt es eine große Unsicherheit im Bereich von rezeptpflichtigen Arzneien, die einfach versendet werden können“, erklärt er. Er sehe keine Chancen, dass kleine Apotheken Preisnachlässe gewähren könnten. Und vom Argument des EuGH, dass Vor-Ort-Apotheken ja zukünftig höhere Preise verlangen könnten, ist er erst recht nicht überzeugt – obwohl er „Marktwirtschaftler durch und durch sei. „Ich glaube, von einer solchen Situation hätte niemand etwas“, betont Frei. 

Als nächstes wollen Kröger und ihr Mann sich mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Kordula Kovac treffen. Sie denkt, dass wenn jeder „die Füße hochkriegt und aktiv“ wird, es gelingen sollte, Verständnis für die Lage von Apotheken zu wecken. Sie hoffe, dass in Berlin hinter verschlossenen Türen noch weiter an Lösungen gearbeitet wird. „Vielen Politikern ist schon klar, was sie an uns haben“, sagt sie – nämlich am niedrigschwelligen und kostenfreien Zugang für jedermann zu einer Gesundheitsberatung durch einen Akademiker.

„Das haben wir in den Gesprächen immer zurückgekriegt, dass dies wichtig ist und man es schätzt – und die Notwendigkeit gesehen wird, das zu halten“, erklärt Kröger. „Wenn sich jeder seine drei, vier oder fünf Abgeordneten schnappt, sollte das reichen.“



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

:D

von Peter Lahr am 06.12.2016 um 16:41 Uhr

"Die Betriebsergebnisse hätten die Politiker überrascht. „Oh, dafür gehen Sie arbeiten?“, hätten sie gefragt"

Das liegt vielleicht daran, dass die Kalrchens dieser Nation ständig mit dem Umsatz und nicht mit dem Betriebsergebnis um sich schmeissen. Verdenken kann man es den Politikern von daher nicht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Politikergespräche

von Frank Zacharias am 06.12.2016 um 16:13 Uhr

Der Einsatz der Kollegin ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Meinen Dank dafür.

Ich weiss selbst, wie schwer und mühevoll es ist, auf die Abgeordneten zuzugehen. Leider bekommt man zu selten eine Antwort oder eine Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch. Wenn es denn aber klappt, dann überzeugt man am meisten mit dem Beschreiben der eigenen situation vor Ort und mit den daraus resultierenden Folgen.
Ich bleibe dran und hoffe, es machen möglichst viele Kollegen ebenso!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.