Novo Nordisk

Freiwillige Preisbremse für Arzneimittel

Bagsvaerd - 09.12.2016, 12:00 Uhr

Novo Nordik-CEO Jakob Riis: „Wir erkennen an, dass es für Diabetes-Patienten schwieriger geworden ist, ihre Arzneimittel zu bezahlen. Das gilt auch für die Produkte, die wir herstellen“. (Foto: dpa)

Novo Nordik-CEO Jakob Riis: „Wir erkennen an, dass es für Diabetes-Patienten schwieriger geworden ist, ihre Arzneimittel zu bezahlen. Das gilt auch für die Produkte, die wir herstellen“. (Foto: dpa)


Aufruf zur Selbstregulierung

Allergan-Chef Saunders hingegen nutzte nun Novo Nordisks aktuellen Vorstoß dazu, andere Pharmakonzerne erneut aufzufordern, ebenfalls Disziplin in der Preisgestaltung zu zeigen. „Ich hoffe, dass auch andere Unternehmen verstehen, dass wir aktiv an einer Selbstregulierung der Arzneimittelpreise arbeiten müssen. Damit können wir unseren Fokus auf die Entwicklung neuer Therapien für bislang nicht gedeckte medizinische Bedürfnisse richten“, teilte er in einer E-Mail mit.

Auch auf anderen Ebenen im US-Gesundheitssystem wird nach Möglichkeiten und Wegen für niedrigere Arzneimittelpreise gesucht. So setzt sich CVS Health, einer der größten Einzelhändler im US-Gesundheitswesen sowie Apothekenbetreiber, demonstrativ für mehr Preiswettbewerb ein und propagiert, Patienten wichtige Präparate zu bezahlbaren Preisen anzubieten.

Senator Sanders macht Front 

Die Novo-Nordisk-Initiative des erst kürzlich angetretenen US-Chefs Riis kommt allerdings nicht ganz uneigennützig. Die andauernde Kritik an der Preisgestaltung von Arzneimitteln ging auch an Novo Nordisk nicht vorbei. Vergangenen Monat wetterte beispielsweise US-Senator Bernie Sanders, einer der laustärksten Kritiker der Pharmaindustrie, gegen hohe Insulinpreise und rief die US-Justiz auf, Novo Nordisk sowie deren Wettbewerber im Bereich Diabetes, Eli Lilly und Sanofi, wegen möglicher Preisabsprachen unter die Lupe zu nehmen.

Laut Fierce Pharma kam für Novo Nordisk erschwerend hinzu, dass die Konzernbilanz zunehmende Blessuren aufwies, während die Krankenkassen weitergehende Einsparungen forderten. „In dem Maße, in dem die Rabatte und Preiskonzessionen größer wurden, ist unser Umsatz spürbar zurückgegangenen – Umsatz, den wir für Forschung und Entwicklung, Marketing, Ausbildung sowie medizinische Informationen benötigen“, teilte Riis in einem separaten Statement mit. Ende September verkündete der Konzern schließlich, weltweit 1000 Stellen abzubauen, um die Kosten zu senken. Zudem kassierte das Unternehmen seine Finanzplanung für das Gesamtjahr sowie für 2017. Das wichtige, aber teure Entwicklungsprojekt für ein orales Insulin verschob der Konzern nach hinten und priorisierte stattdessen die Entwicklung neuer Diabetes-Wirkstoffe in der GLP-1-Klasse, die einen schnelleren Geldrückfluss versprechen. Für Semaglutide, ein neues, wöchentlich zu spritzenden GLP-1, stellte der Konzern dieser Tage in den USA einen Zulassungsantrag.

Neuer Chef für Novo Nordisk

Auch personell wird sich Novo Nordisk neu aufstellen. Der langjährige Vorstandschef Lars Rebien Sørensen geht in Rente und wird Anfang Januar 2017 durch Lars Fruergaard Jørgensen ersetzt, der aktuell für die Konzernentwicklung zuständig ist. Der teilte bereits einen signifikanten Strategieschwenk mit. Statt wie bisher auf die Eigenentwicklung von Produkten zu setzen, will er auch durch Übernahmen und Kooperationen an neue Wirkstoffe herankommen. Nach Einschätzung von Ronny Gal, Analyst des US-Investment-Research-Hauses Bernstein, dürften diese Deals allerdings hauptsächlich außerhalb des angestammten Diabetes-Geschäftes stattfinden. „Es könnte demnächst etwas passieren“, schrieb Gal kürzlich.

Der Druck auf Novo Nordisk dürfte derweil weiter steigen. In Kürze werden Eli Lilly und Boehringer Ingelheim ihr erstes Insulin-Bosimilar namens Basaglar auf den Markt bringen. Das wird die Dänen vor eine weitere Herausforderung stellen. 



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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