Leser-Debatte über EuGH-Urteil

ABDA und DocMorris batteln sich auf Xing

Berlin - 15.12.2016, 11:15 Uhr

Neuartige Internet-Diskussion: Im Business-Netzwerk Xing präsentieren die ABDA und DocMorris ihre Thesen für das weitere Vorgehen nach dem EuGH-Urteil, die Leser dürfen abstimmen. (Screenshot: DAZ.online)

Neuartige Internet-Diskussion: Im Business-Netzwerk Xing präsentieren die ABDA und DocMorris ihre Thesen für das weitere Vorgehen nach dem EuGH-Urteil, die Leser dürfen abstimmen. (Screenshot: DAZ.online)


ABDA sieht Rx-Versandverbot als einzige Lösung

ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz sieht das ganz anders. Schmitz weist zunächst darauf hin, dass schon das Urteil „überraschend“ sei, weil es von der bisherigen Rechtsprechung abweiche, indem der europäische Binnenmarkt über den Gesundheitsschutz gestellt werde. „Nachteilig ist der Richterspruch, weil er das sorgfältig austarierte Gebilde des bewährten deutschen – und auch jedes anderen europäischen – Gesundheitswesens aushöhlt, zu dessen wichtigsten Säulen die hiesige Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) gehört“, schreibt der ABDA-Chef.

Schmitz‘ Kernthese lautet: „Patienten brauchen die Arzneimittelversorgung vor Ort“. Er fordert daher, dass ein Preis-Dumping-Wettbewerb verhindert werden müsse. Schmitz beschreibt, wie das Apothekenhonorar aufgebaut ist und dass es auf einer Mischkalkulation beruhe, in deren Rahmen die Pharmazeuten auch Nachtdienste leisten, Rezepturen anfertigen und andere Gemeinwohlpflichten vor Ort erledigten. Daher schlussfolgert der ABDA-Chef: „Wenn dieses Prinzip nun – zunächst von einem holländischen Versender, später von vielen, vielleicht auch aus anderen Ländern – bewusst untergraben wird, dann schädigt dies das deutsche Gesundheitswesen und die Arzneimittelversorgung. Warum? Weil dann die Apotheken vor Ort einem immer stärkeren Preis-Dumping-Wettbewerb ausgesetzt sind, wo Beratung eingeschränkt, Personal eingespart und Kompetenz eingebüßt werden. Statt um Qualität ginge es nur um den Preis.“

ABDA-Chef schmiedet Horrorszenarien

Ähnlich wie auf dem Flyer, den die ABDA im Rahmen ihrer neuen Unterschriftenkampagne austeilt, entwirft auch Schmitz in seinem Text Szenarien, die den Kunden drohen könnten, wenn die „Apotheke um die Ecke schließen muss“. Dann sei „die Not groß“, meint der ABDA-Chef. Und weiter: „Wer löst denn das Antibiotikum-Rezept fürs Baby sofort ein? Niemand. Wo ist dann der nächste Notdienst am Samstagabend? Weit weg. Und wer erklärt und zeigt dem älteren Stammkunden zum x-ten Mal in aller Ruhe, warum die blaue vor der roten und die weiße nach der grünen Tablette eingenommen werden muss? Wohl kaum die Hotline.“

Um all das zu vermeiden, „muss der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verboten werden“, erklärt Schmitz. Aus Sicht der ABDA ist das auch die einzig denkbare Lösung. Denn: „Weniger restriktive Mittel ließen sich schneller unterlaufen, wären schwer kontrollierbar oder praktisch kaum umsetzbar.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Der einsame Alte auf seiner Hütte?

von Andreas Grünebaum am 17.12.2016 um 9:20 Uhr

„Wer dort kein Auto besitzt, sich keines leisten oder fahren kann, der hat ein Problem."
Der hat nicht nur ein Problem, der wird auch verhungern!
Hier werden gerne künstliche Probleme erzeugt, welche völlig weltfremd sind. Gäbe es tatsächlich einen dringenden Bedarf für den Rx-Arzneimittelversandhandel, dann wäre der Marktanteil nach über einem Jahrzehnt nicht immer noch bei kleiner 0,5% - und selbst diese Bestellungen waren eher der Vermeidung der Portogebühr bei OTC-Bestellungen geschuldet.

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Apothekenwettbewerb?? - Verterrung !!

von Heiko Barz am 16.12.2016 um 13:21 Uhr

Wo bleibt die Phalanz der teuer bewerteten und von unseren Geldern bezahlten Juristen der Verbände und der ABDA, die Unheil von unserem Berufstand abzuwenden haben??
Wer gegen Gesetze verstößt, muß die Konsequezen tragen und bestraft werden!!
Da aber nachweislich mit unterschiedlichen Gewichten Recht gesprochen wird, verkommt Deutschland zur Bananenrepublik.
In den Medien jedenfalls hat sich die Gesetze verachtende DOMO derzeit so etabliert, dass die unkritischen, weil von den Schreibern bewußt in die Irre geführten Leser, ein absolutes Zerrbild der Deutschen APOTHEKE vorgesetzt bekommen.
DOC Morris wird als als leuchtender Stern am Himmel der bewußt verzerrten diffusen Arzneimittelversorgung und tapferer Kämpfer für die "miserable" Medikamentenversorgung dermaßen glorifiziert, dass eine Firmenwerbung für diesen kapitalgesellschaftlich gestützten Verein in keinerweise nötig ist!
Die so gesparten Gelder können dann natürlich in publikumswirksamen und patientenfreundlichen Aktionen des beliebten Sponsering freigiebig ausgeschüttet werden.
Der Justizminister müßte hier mit scharfer Klinge zum Wohl der Patienten massiv eingreifen!
Es hindert ihn sicherlich der Spiritusrektor der SPD und ausgewiesener Apothekenfeind Lauterbach zu reagieren und die bestehende Rechtssituation wieder herzustellen.

" spreche ich von Lauterbach, gibt's in meiner 'Bude' Krach."

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