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Gröhe zum Apothekenmarkt
„Beratungshonorar löst kein Problem“
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will den Apothekenmarkt so erhalten, wie er derzeit ist. In einem Interview mit der Rheinischen Post sprach sich Gröhe gegen mehr Wettbewerb und die Aufhebung des Mehrbesitzverbotes sowie für ein Rx-Versandverbot aus. Allerdings stellte der Minister klar: Mehr Geld wird es mit ihm nicht geben.
Nur einige Tage nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung reagierte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und sprach sich dafür aus, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu verbieten. In den vergangenen Wochen musste er dafür herbe Kritik einstecken. Insbesondere große, überregionale Tageszeitungen, aber auch mehrere Politiker erklärten, Gröhe sei vor der Apothekerlobby zu schnell eingeknickt. Kurz vor Weihnachten legte Gröhe dann schließlich wirklich einen Referentenentwurf vor, der das komplette Verbot des Rx-Versandes vorsieht.
Zum wiederholten Male verteidigt Gröhe sein Vorgehen nun aber. Gegenüber der Rheinischen Post erklärte der Minister: „Arzneimittelversorgung ist weit mehr als Arzneimittelverkauf! Es geht auch um Beratung – gut erreichbar, rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Unsere bewährte Apothekenversorgung wäre gefährdet, wenn es in Folge der EuGH-Entscheidung zu einem massiven Anstieg des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln käme. In 21 Staaten in der EU gibt es im Übrigen ein solches Verbot – unbeanstandet vom EuGH.“
In einem Radiointerview hatte Gröhe den Versandapotheken indirekt die Schuld an der jetzigen Sachlage gegeben. Gröhe sagte, dass die Versender durch das EuGH-Verfahren einen Kompromiss aufgekündigt hätten, nach dem der Versandhandel zwar erlaubt sei, aber für alle die gleiche Preise gelten müssten.
Im Interview mit der Rheinischen Post spricht der Minister erneut gegen zu viel Wettbewerb im Apothekenmarkt aus. Könnten inländische Versender auch Rx-Boni anbieten, „würde dies die Lage für die Präsenz-Apotheken weiter verschärfen.“
Drohnen beraten nicht, Apotheker schon
Auf die Frage hin, ob er nur alte Strukturen bewahren wolle, obwohl Patienten sich schon längst über das Internet informierten, antwortete der Minister: „Wenn Ihre Tochter nachts um elf Uhr Magenschmerzen hat, berät Sie die Drohne nicht! Ärzte oder Apotheker können angerufen und Medikamente innerhalb einer Stunde geliefert werden.“ Und weiter: „Vielleicht bin ich Ihnen ja zu konservativ. Aber ich sehe keinen Grund, die bewährte persönliche Vor-Ort-Betreuung, auf die viele – nicht zuletzt ältere – Menschen vertrauen, infrage zu stellen.“
Auch auf die Anspielung des Redakteurs, dass es in einigen Bereichen Deutschlands zu viele Apotheken gebe, reagierte Gröhe ablehnend. Er wies darauf hin, dass die Apothekenzahl in den vergangenen Jahren bereits „moderat“ zurückgegangen sei.
Außerdem gebe es bereits Wettbewerb im Apothekenmarkt: „Wir haben einen spürbaren Preiswettbewerb zwischen den Apotheken bei rezeptfreien Arzneimitteln und vielen weiteren Produkten. Ortsnähe sollte es aber weiter geben. Man kann nicht am Reißbrett entwerfen, wie viele Apotheken das Land braucht.“ Außerdem wies er darauf hin, dass die Apothekenzahl zwischen ländlichen und städtischen Gebieten variiere. „Und immer dann, wenn eine Apotheke geschlossen wird, schreien Gemeinderäte, Bürgermeister und übrigens auch Lokalredakteure auf.“
Auch auf den Vorschlag zur Aufhebung des Mehrbesitzverbotes reagiert der Minister ablehnend und kommt zu dem Schluss: „Wir können alles infrage stellen. Oder wir können erhalten, was sich bewährt hat.“
Mehr Geld für Apotheker an dieser Stelle werde es nicht geben
Eine weniger erfreuliche Nachricht für die Apotheker hatte der Minister allerdings doch noch im Gepäck. Den Vorschlag seines Koalitionspartners, nach dem EuGH-Urteil die Apothekenvergütung zu überarbeiten und etwa Beratungshonorare einzuführen, lehnt Gröhe aus finanziellen Gründen ab. Mehr Geld für Apotheker an dieser Stelle werde es nicht geben. Gröhe wörtlich: „Und der SPD-Vorschlag, Versandhandel mit Rabatten zuzulassen, aber mehr für die Beratung zu bezahlen, löst kein Problem, aber kostet die Versicherten zusätzliches Geld.“
Die SPD-Gesundheitsexperten hatten sich in den vergangenen Wochen gegen das Rx-Versandverbot ausgesprochen. Die Arzneimittel- und Apothekenexpertin Sabine Dittmar und der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Edgar Franke, forderten zum Beispiel ein Verbot der Rx-Boni im Sozialrecht. Beide wollen den Rx-Versand aber erhalten. Karl Lauterbach hatte sich mehrfach vehement für mehr Wettbewerb im Apothekenmarkt ausgesprochen. Im Gegenzug sollten die Apotheker mehr Geld für die Beratung kassieren, etwa wenn sie eine Beratungskabine zur Verfügung stellten, sagte Lauterbach.
6 Kommentare
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von Christian Timme am 28.12.2016 um 18:03 Uhr
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"Würden Versandapotheker....
von susann am 27.12.2016 um 15:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: "Würden Versandapotheker
von Gerrit Linnemann am 27.12.2016 um 16:32 Uhr
AW: "Würden Versandapotheker
von Michael J. Müller am 27.12.2016 um 19:53 Uhr
AW: "Würden Versandapotheker
von Hermann Gröhe (nicht CDU) am 01.01.2017 um 15:26 Uhr
prima
von Karl Friedrich Müller am 27.12.2016 um 14:58 Uhr
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