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Versandverbot
Dialysepatienten wollen Rx-Boni und Rx-Versand behalten
Die Versandapotheken sind der Meinung, dass Rx-Boni insbesondere Chronikern zugutekommen. Bislang haben sich allerdings nicht viele Patientenvertreter zu Wort gemeldet, die diese These stützen. Doch im sächsischen Chemnitz gibt es einen Verein für Dialysepatienten, der Rx-Boni vehement einfordert. Über mangelnde Beratung macht sich hier keiner Sorgen: Dafür seien schließlich die Ärzte verantwortlich.
Der Verein für Dialysepatienten und Transplantierte Chemnitz (DTC) vertritt die Interessen von rund 450 nierenkranken Menschen in der Region rund um die sächsische Stadt Chemnitz. Sehr engagiert informiert der Verein seine Mitglieder und Interessierte auf seiner Internetseite regelmäßig über Neuigkeiten zu Nierenkrankheiten, führt Interviews mit renommierten Medizinern aus dem Fachgebiet und bietet den Patienten Infos zu Organspenden, Versorgungsmodellen und Notfall-Ausweisen.
In der Rubrik „Aktuelles“ steht seit Jahresbeginn eine Pressemitteilung auf der Seite des Dialysevereins. Unter der Überschrift „DTC e. V. gegen Versandverbot verschreibungspflichtiger Medikamente“ widerspricht der Verein heftig den Plänen von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), den Rx-Versandhandel zu verbieten. „Auf Bestreben“ der ABDA plane der Minister ein solches Verbot, heißt es in der Mitteilung.
Verein: Rx-Versand bietet große Zufriedenheit
Die Patientenvertreter stellen klar, dass der Versandhandel für sie eine wichtige Alternative ist: „Als Patientenverein weisen wir darauf hin, dass der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten (europaweit und innerhalb Deutschlands) durch zugelassene Versandapotheken von vielen unserer Patienten, teils seit Jahren, mit großer Zufriedenheit und ohne Probleme genutzt wird.“
Aus Sicht des Dialysevereins stellt das EuGH-Urteil zu Rx-Boni im grenzüberschreitenden Versandhandel eine Chance für Chroniker dar: „Es ist verständlich und völlig legitim, wenn für chronisch Kranke die Bonus- und Gutscheinprogramme des Versandhandels einer der Gründe für dessen Nutzung sein können. Wir möchten darauf hinweisen, dass gerade chronisch Kranke überproportional mit den Kosten ihrer Krankheit belastet sind und Möglichkeiten von Einsparungen natürlich nutzen möchten und oft auch müssen.“
Ärzte sind für Arzneimittelberatung verantwortlich
Dass die Beratung bei den Bestellungen in der Versandapotheke zu kurz kommen könnte, darüber sorgen sich die Patientenvertreter nicht. Schließlich sei doch der Arzt dazu verpflichtet, die Patienten ausreichend aufzuklären. „Chronisch kranke Patienten haben einen intensiven Kontakt zu ihren behandelnden Ärzten, nehmen ihre Medikamente teils seit Jahren und sind daher von ihren Ärzten über die verschriebenen Medikamente bestens informiert“, heißt es in der Mitteilung.
Deswegen spricht sich der Verein dafür aus, sowohl die Apotheke vor Ort als auch den Versandhandel zu erhalten. Beide Seiten hätten „Vor- und Nachteile“. Wichtig sei, dass am Ende die Patienten selbst darüber entscheiden könnten, welche Bezugsform für sie die „bessere, günstigere oder auch bequemere“ ist. Der Verein appelliert daher an alle Abgeordneten des Bundestages, dem Rx-Versandverbot eine Absage zu erteilen, weil dies ein Rückschritt in der Arzneimittelversorgung sein könnte.
Unterschiedliche Meinungen bei Verbraucherschützern
Dass ausländische Versandapotheken Patienten aus Deutschland wieder Rx-Boni anbieten dürfen, geht auf die Aktivitäten einer anderen Patientenorganisation zurück. Die Deutsche Parkinson Vereinigung (DPV) hatte bei ihren Mitgliedern für ihre Kooperation mit der holländischen Versandapotheke DocMorris geworben. Danach sollten DPV-Mitglieder für die Rezepteinreichung besondere Boni erhalten, die sogar noch über die hinausgingen, die DocMorris seinerzeit allen Kunden gewährte. Die Wettbewerbszentrale hatte dagegen geklagt und war in letzter Instanz vor dem EuGH im Oktober gescheitert.
Seit dem EuGH-Urteil haben sich nur wenige Patientenvertreter zu Wort gemeldet. Kai Vogel, Gesundheitsexperte im Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv), hatte sich im Interview mit DAZ.online für eine sehr enge Begrenzung der Rx-Boni ausgesprochen. Rabatte sollten an die Zuzahlungsbefreiung gekoppelt sein, empfiehlt Vogel. Patienten, die eine Zuzahlung leisten müssten, könnten ruhig von kleineren Boni profitieren. Gleichzeitig sprach sich der Verbraucherschützer auch strikt gegen Selektivverträge zwischen Kassen und einzelnen Versandapotheken über Boni-Modelle aus, weil die freie Apothekenwahl aus seiner Sicht nicht gefährdet werden dürfe.
Eine konträre Meinung veröffentlichte allerdings die Verbraucherzentrale Hamburg. Die Patientenvertreter in der Hansestadt sehen in einem Rx-Versandverbot Chancen für die Versorgung. Sie wiesen darauf hin, dass kleinere Apotheken „sterben“ könnten, wenn sie im Wettbewerb mit dem Versandhandel nicht bestehen könnten.
7 Kommentare
was wollt ihr "Verbände" eigentlich ?
von Alfons Neumann am 14.01.2017 um 3:06 Uhr
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Notdienst
von Dr. Harald Paulsen am 11.01.2017 um 8:47 Uhr
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Unverschämtheit
von Christian Springob am 10.01.2017 um 19:35 Uhr
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seltsam ...
von Kord-Henrich Wolff am 10.01.2017 um 19:12 Uhr
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Egoismus?
von Bernd Küsgens am 10.01.2017 um 19:04 Uhr
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Sondergruppen
von Ratatosk am 10.01.2017 um 18:29 Uhr
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Egoismus
von Karl Friedrich Müller am 10.01.2017 um 11:59 Uhr
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