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US-Studie zu Arzneimittelentwicklung
Patentexklusivität wird immer kürzer
Neue Medikamente kommen heute schneller auf den Markt als auf dem Höhepunkt der großen Rezession vom Ende der 2000er bis in den Anfang der 2010er-Jahre, aber die Pipeline ist nicht schneller als noch vor zwei Jahrzehnten. Außerdem gibt es je nach Präparat große Unterschiede. Dies sind Schlüsselergebnisse eines neuen Berichts des Quintiles IMS Instituts und von STAT.
Ein neuer Bericht des Quintiles IMS Instituts in
Zusammenarbeit mit dem Bostoner Gesundheitsnachrichtendienst STAT
analysiert die Lebenszyklen von 667 neuen Medikamenten, die in den Vereinigten
Staaten in den letzten zwei Jahrzehnten auf den Markt gekommen sind. Er
veranschaulicht, welche wechselnden Kräfte für Innovationen bei Arzneimitteln
und für die Preisgestaltung maßgeblich sind, und beleuchtet unter anderem, warum
das Tempo der Entwicklung von Medikamenten seit den 1990er-Jahren insgesamt
stagniert. „Ich war überrascht, dass wir es immer noch mit einer durchschnittlichen
Zeitspanne von zwölf Jahren vom ursprünglichen Patent bis zum Launch zu tun
haben", sagt der Geschäftsführer des Quintiles IMS Instituts Murray
Aitken, der die Erstellung des Berichts geleitet hat.
Kürzere Dauer der Patentexklusivität
Er hat auch zwei wichtige Gründe hierfür parat: „Die Messlatte für die
wissenschaftlichen Beweise, die für die Zulassung benötigt werden, wird immer höher
gelegt.“ stellt Aitken fest. „Außerdem haben wir bei der Revolutionierung der
klinischen Entwicklung nicht so große Fortschritte gemacht, wie wir vor zwanzig
Jahren erwartet hätten." Eine weitere Erkenntnis: Der Zeitraum der
Patentexklusivität ist kürzer geworden. Nach dem Bericht liegt er heute bei
durchschnittlich zwölf Jahren. Vor zwei Jahrzehnten waren es im Schnitt noch
vierzehn Jahre. Deswegen ist es aus Sicht der Experten kein Wunder, dass die
Preise für Arzneimittel in den letzten Jahren so in die Höhe geschnellt sind. Die
verlorenen Gewinne durch diese Zeitverzögerung versuchen die Unternehmen nun durch
höhere Preise wieder reinzuholen, bevor sich die Schleusen für die
Generika-Konkurrenz öffnen.
Profitable Orphan Drugs
Der Bericht stellt überdies fest, dass die Pipelines
der Pharmaunternehmen zunehmend durch Krebs-Medikamente und Arzneimittel für
seltene Krankheiten (Orphan Drugs) beherrscht werden. Auch das hat die
Arzneimittelpreise weiter getrieben. In der zweiten Hälfte der 1990er waren 11
Prozent der in den USA neu in den Markt eingeführten Arzneimittel Krebsmittel,
in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts 28 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat
sich der Anteil neuer Medikamente zur Behandlung von seltenen Krankheiten, die
weniger als 200.000 Amerikaner betreffen, auf 42 Prozent erhöht. Die Branche habe
erkannt, schlussfolgern die Autoren des Berichts, dass das Geschäftsmodell der hochpreisigen
Orphan-Arzneimittel sehr profitabel sein kann. Beide Produktgruppen werden
durch zusätzliche regulatorische Anreize wie die bevorzugte Bearbeitung im
Zulassungsverfahren besonders gefördert.
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