NRW-Ministerin Barbara Steffens

„Versandhandel-Zeitgeist gefährdet Apotheken“

Berlin - 27.01.2017, 17:20 Uhr

Gegen den Versandhandel-Zeitgeist: Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sieht in den Versandapotheken eine Bedrohung für die Apotheke vor Ort. (Foto: Schelbert)

Gegen den Versandhandel-Zeitgeist: Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sieht in den Versandapotheken eine Bedrohung für die Apotheke vor Ort. (Foto: Schelbert)


Mit ihrer Forderung nach einem Rx-Versandverbot überzeugt die ABDA derzeit insbesondere auf landespolitischer Ebene viele Politiker. Erneut stärkt nun Barbara Steffens, Gesundheitsministerin Nordrhein-Westfalens, den Apothekern den Rücken: In einem Bericht eines AOK-Fachmagazins kritisiert die Grünen-Politikerin die Befürworter des Versandhandels.

Das gesundheitspolitische Fachmagazin „Gesundheit und Gesellschaft“ (kurz: G+G) wird monatlich vom AOK-Bundesverband herausgegeben. In der Zeitschrift beziehen oftmals prominente Persönlichkeiten aus der Gesundheitspolitik Stellung zu den aktuellen Positionen und Forderungen der AOK-Gemeinschaft. Die Januarausgabe des Magazins enthält vier kurze Statements zum Thema „Stoppschild für Web-Arzneien?“. Es geht um die Entscheidung des EuGH zur Rx-Preisbindung und zu den politischen Auswirkungen hierzulande.

Zu Wort kommen neben Steffens der SPD-Politiker Karl Lauterbach, der stellvertretender Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg sowie DocMorris-Chef Olaf Heinrich. Die AOK-Redaktion wollte von den Experten wissen, ob das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Rx-Versandverbot „angemessen oder unzeitgemäß“ ist.

Steffens: Versandhandel ist zu kurz gegriffen

Die Grünen-Politikerin Steffens hat eine klare Meinung dazu: „Zum Versorgungsauftrag der Apotheken zählen auch persönliche Beratung, Nacht- und Notdienst. In Stadtteilen und auf dem Land, wo sonst kaum noch medizinische Strukturen existieren, sind Apotheken vor allem für Ältere oft einzige Anlaufstelle für gesundheitliche Beratung“, erklärt die Ministerin. Aus Steffens‘ Sicht ist das Argument, dass man einen Online-Vertriebskanal im digitalen Zeitalter nicht schließen sollte, zu kurz gegriffen. Die Ministerin sagte: „Befürworter des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten argumentieren mit dem Zeitgeist. Dieser Zeitgeist gefährdet die Existenz der Apotheken vor Ort. Er bietet keine Lösung zur Schließung der Versorgungslücken, die entstehen, wenn der Versandhandel die Existenz vor Ort benötigter Apotheken zerstört hat.“

Wenige Monate vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen dürfen sich die Apotheker also weiterhin über Unterstützung aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland freuen. Vor dem Jahreswechsel hatte NRW im Bundesrat mit anderen gemeinsam einen Antrag aus Bayern verabschiedet, der das Rx-Versandverbot als Reaktion auf das EuGH-Urteil vorsieht. Und: Einem Bericht des Branchendienstes Apotheke Adhoc zufolge hat sich auch die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag für das Verbot ausgesprochen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Von "Schachern" bis Kopf auspacken.

von Christian Timme am 27.01.2017 um 18:06 Uhr

Das in G+G wenigstens eine Stimme für die Apotheke abgebildet wurde ist ja schon fast ein kleines Wunder. Ist aber immer noch typisch Alles OK. Abgesehen von der Forderung nach einem Rx-Versandverbot, dieser Endlos-Schacherei etc. Juristen kennen noch die Mittellinie, soll heißen: Vergleich. Niemand ist gegen die Digitalisierung aber schon gegen die Auflösung von Strukturen ohne Fallback-Position. Weil, weg ist weg. Verantwortung geht anders, aber das hat ja was mit dem Kopf zu tun und den tragen ja bereits viele nur noch im Köfferchen mit sich rum, bis, welch ein Zufall, die geneigte LückenPresse auftaucht.

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