Valproinsäure

Aufklärung auch in Deutschland gefordert

Paris / Berlin - 30.01.2017, 12:00 Uhr

Valproat kann bei ungeborenen Kindern zu schwerwiegenden Fehlbildungen führen. (Foto: romaset / Fotolia)

Valproat kann bei ungeborenen Kindern zu schwerwiegenden Fehlbildungen führen. (Foto: romaset / Fotolia)


Viele Mädchen und Frauen bekommen weiter Valproinsäure verordnet

In ihrer Kleinen Anfrage forderte die Linkspartei nun Zahlen dazu an, in welchem Umfang Valproat in Deutschland Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter verordnet wurde und wird. Im Antwortschreiben der Bundesregierung heißt es, ihr lägen „keine eigenen Kenntnisse zu Verordnungen im Hinblick auf Alter und Geschlecht vor.‟

Doch beim Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) lassen sich die Daten erfragen. Diese zeigen: Obwohl eine EU-weite Regelung seit Ende 2014 vorsieht, dass dies nur noch in Ausnahmefällen geschehen soll, wird Valproinsäure in Deutschland offenbar nach wie vor regelmäßig an Frauen im gebärfähigen Alter verschrieben: Die Anzahl der Verschreibungen nahm nach der Neuregelung kaum ab: So gab es im Jahr 2015 noch rund 237.000 Verordnungen an Frauen im gebärfähigen Alter – nur rund 11.000 weniger als noch 2014.

Rechnet man junge Mädchen unter 15 Jahren hinzu, denen Valproat eigentlich auch nicht mehr verschrieben werden soll, waren es sogar rund 278.000 Verordnungen in 2015. Die auf EU-Ebene beschlossene Regelung besagt, dass man Valproinsäure Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter nur dann noch verordnen soll, wenn kein alternatives Mittel für eine Behandlung infrage kommt. Außerdem soll es bei ihnen nur noch zur Behandlung von Epilepsie oder bipolaren Störungen eingesetzt werden.

Zu wenig Aufklärung über Valproinsäure

Falls eine Behandlung unumgänglich erscheint, müssen Patientinnen gründlich über die Gefahren im Fall einer Schwangerschaft aufgeklärt werden. In Frankreich war das zumindest in der Vergangenheit offenbar nicht der Fall. Ungeklärt bleibt, wie deutsche Ärzte mit der EU-weiten Regelung verfahren sind. Und ob sie selbst genug über die Risiken wussten. Daher lässt sich zu diesem Zeitpunkt auch nicht abschätzen, zu wie vielen Schwangerschaften es während der Einnahme kam.



Irene Habich, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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