Grippewelle im Februar

Schon mehr als 40.000 Fälle

Berlin - 09.02.2017, 08:15 Uhr

An Karneval könnten sich mehr Menschen mit einer Grippe infizieren. (Foto: Alexander Raths / Fotolia)

An Karneval könnten sich mehr Menschen mit einer Grippe infizieren. (Foto: Alexander Raths / Fotolia)


Krank von jetzt auf gleich: Die echte Grippe kommt in der Regel aus heiterem Himmel. Das müssen gerade viele Menschen in Deutschland erleben. Drohen noch mehr Fälle durch Karneval?

Eine starke Grippewelle sorgt in Deutschland für volle Arztpraxen und Ausbrüche in Schulen und Altenheimen. Allein in der vergangenen Meldewoche seien rund 14.000 bestätigte Fälle von Influenza und 32 größere Ausbrüche übermittelt worden, sagte die Grippe-Expertin des Robert Koch-Instituts, Silke Buda. Beides sind bisherige Saison-Höchstwerte. „Wir sehen insgesamt viele Atemwegserkrankungen, die inzwischen am häufigsten durch Influenza verursacht werden“, sagt Buda.

(Quelle: influenza.rki.de)
Abb. 1: Praxisindex bis zur 5. KW 2017 im Vergleich zu den Saisons 2014/15 und 2015/16 (Hintergrund-Aktivität bis zu einem Praxisindexwert von 115, gestrichelte Linie).

Insgesamt ist damit die Gesamtzahl der im Labor bestätigten Erkrankungsfälle seit Oktober 2016 auf 43.288 gestiegen – es werden zwar längst nicht alle Erkrankten getestet, ein Nachweis von Influenza wird aber gemeldet.

Bislang gehen 126 Todesfälle auf das Konto der Erkrankung. Fast alle Todesfälle waren Patienten ab 60 Jahren. Häufiger als diese Altersgruppe erkrankten derzeit nur Schulkinder an Grippe, so Buda. Wie schon in der Saison 2014/15 kursiert aktuell vorrangig der Virustyp A (H3N2). Er macht insbesondere Älteren zu schaffen, die bei einer Infektion das höchste Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben.

(Quelle: influenza.rki.de)
Abb. 2: Werte der Konsultationsinzidenz von der 40. KW 2016 bis zur 5. KW 2017 in fünf Altersgruppen und gesamt in Deutschland pro 100.000 Einwohner in der jeweiligen Altersgruppe. Die Gesamt-Konsultationsinzidenz der Vorsaison 2015/16 ist ebenfalls dargestellt. 

Ausbrüche treffen vor allem Einrichtungen, wo viele Menschen zusammenkommen und sich leicht gegenseitig anstecken können – neben Schulen auch Kindertagesstätten, Alten- und Pflegeheime, Seniorentagesstätten, Krankenhäuser und Reha-Kliniken.

Karneval = noch mehr Grippefälle?

Es gibt insbesondere international Stimmen, die eine Prophylaxe mit antiviralen Arzneimitteln bei Ausbrüchen in Altenheimen befürworten. Diese Medikamente könnten bei rechtzeitiger Einnahme eine Grippeerkrankung verhindern. Das RKI macht dazu keine Empfehlungen – es sei eine Option, die in den Heimen erwogen werden sollte, sagte Buda. „Gerade, wenn Bewohner engen Kontakt hatten mit bereits Erkrankten.“ Treten bei Personen aus Risikogruppen bereits Symptome auf, komme es auf einen möglichst frühen Start der Therapie an.

(Quelle: influenza.rki.de)
Abb. 3: Anteil positiver Influenza-, RS-, hMP-, Adeno- und Rhinoviren an allen im Rahmen des Sentinels eingesandten Proben (Positivenrate, rechte y-Achse, Linien) sowie die Anzahl der an das NRZ für Influenza eingesandten Sentinelproben (linke y-Achse, graue Balken) von der 40. KW 2016 bis zur 5. KW 2017.

„Vorab ist es wichtig und gut, wenn Bewohner und das Personal gegen Influenza geimpft sind“, sagt Buda. Im Falle eines Ausbruchs sei es dann wichtig, zum Beispiel größere Veranstaltungen auf engem Raum abzusagen und neben den Gesundheitsämtern auch Besucher zu informieren.

(Quelle: influenza.rki.de)
Abb. 4: Anteil (Positivenrate, rechte y-Achse, Linien) der Nachweise für Influenza-, RS-, hMP-, Adeno- und Rhinoviren an allen im Rahmen des Sentinels eingesandten Proben pro Altersgruppe (linke y-Achse, graue Balken) in der 5. KW 2017. 

Ob Karneval Ende Februar noch Einfluss auf den weiteren Verlauf der Welle in vielen Bundesländern haben wird, ist unklar. Buda empfiehlt, sich des Ansteckungsrisikos in Menschenansammlungen bewusst zu sein und zum Beispiel mit gründlichem Händewaschen vorzusorgen. Erkrankte können bereits am Tag vor dem Auftreten der Symptome ansteckend sein – und dann circa eine Woche lang.

(Quelle: influenza.rki.de)
Abb. 5: Wöchentliche Anzahl der SARI-Fälle (ICD-10-Codes J09 – J22) mit einer Verweildauer bis zu einer Woche von der 40. KW 2014 bis zur 4. KW 2017, Daten von 78 der 83 Sentinelkrankenhäuser. Der senkrechte Strich markiert jeweils die 1. KW des Jahres. 

Verstärktes Auftreten der Grippe in Karnevalshochburgen habe das RKI bislang nicht beobachtet. „Was wir aber sehen, ist der Einfluss von Schulferien“, betont Buda. So habe sich die Erkrankungswelle etwa über den Jahreswechsel etwas verlangsamt.



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.