Chroniker-Versorgung

Parkinson-Vereinigung will Vor-Ort-Apotheke statt DocMorris

Berlin - 13.02.2017, 10:45 Uhr

Nun doch mit Apothekern: Die Deutsche Parkinson Vereinigung stoppt ihre Zusammenarbeit mit DocMorris und arbeitet fortan mit der ABDA zusammen. (Foto: dpa)

Nun doch mit Apothekern: Die Deutsche Parkinson Vereinigung stoppt ihre Zusammenarbeit mit DocMorris und arbeitet fortan mit der ABDA zusammen. (Foto: dpa)


Die Deutsche Parkinson Vereinigung hat den Apothekern in den vergangenen Monaten viel Ärger eingehandelt. Ihre Rx-Boni-Kooperation mit der niederländischen Versandapotheke DocMorris landete vor dem Europäischen Gerichtshof und sorgt nun für Diskussionen um die gesamte Rx-Preisbindung. Die ABDA hat nun aber einen Coup gelandet und verkündete soeben, dass man mit der dPV eine Kooperation abgeschlossen habe.

Die meisten Apotheker dürften auf die Deutsche Parkinson Vereinigung (dPV) derzeit nicht gut zu sprechen sein: Die dPV hatte mit DocMorris im Jahr 2009 eine Vereinbarung abgeschlossen, nach der den etwa 23.000 Mitgliedern der Vereinigung bei Rezepteinreichung Boni bei der niederländischen Versandapotheke versprochen und gewährt wurden. Die Wettbewerbszentrale hatte hiergegen wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelpreisrecht geklagt. In der ersten Instanz gab das Landgericht Düsseldorf der Klage statt.

Obwohl der Gemeinsame Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes bereits 2012 festgestellt hatte, dass diese Preisbindung auch für EU-ausländische Versandapotheken nicht gegen Gemeinschaftsrecht verstößt, legte das Oberlandesgericht Düsseldorf das Verfahren gegen die dPV im März 2015 dem EuGH vor. Am 19. Oktober 2016 urteilte der Gerichtshof dann, dass Rx-Boni im grenzüberschreitenden Warenverkehr grundsätzlich nicht europarechtswidrig sind.

ABDA landet großen Coup

Eigentlich müssten sich die dPV-Mitglieder nun also freuen, schließlich können sie nun ganz legal von Rx-Boni profitieren. Umso mehr überrascht die jüngste Pressemitteilung der ABDA, in der sie erklärt, dass die Parkinson Vereinigung nun nicht mehr mit DocMorris zusammenarbeite, sondern vielmehr auf die Kompetenzen der Apotheke vor Ort setzen möchte. Die Rede ist von einer „längerfristig angelegten Partnerschaft zur Verbesserung der pharmazeutischen Betreuung der bundesweit 300.000 Parkinson-Patienten durch die 20.000 öffentlichen Apotheken“.

In der Mitteilung heißt es weiter: „Die dPV hat ihre bisherige Kooperation mit der holländischen Versandapotheke DocMorris beendet und setzt nun voll auf die Betreuung durch Präsenzapotheken. Dies ist der Kern einer Vereinbarung zwischen ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und dPV-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Mehrhoff.“ Angeblich haben sich ABDA- und dPV-Vertreter bereits im Dezember getroffen, um die Vereinbarung zu beschließen.

ABDA landet großen Coup

Die Kooperation soll darin bestehen, dass Apotheker besser in Sachen Parkinson aus- und fortgebildet werden. Die ABDA dazu: „Neben der Zertifikatsfortbildung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe über ‚Beratung und Medikationsmanagement bei Parkinson-Patienten‘ sollen Fallbeispiele zu Parkinson in das Fortbildungscurriculum Medikationsanalyse aufgenommen werden. Zudem ist angedacht, besonderen Betreuungsbedarf von Parkinson-Patienten durch Befragungen zu identifizieren.“

Zur Erklärung: Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe hatte schon Anfang 2015 eine Initiative für Parkinson-Patienten ins Leben gerufen und dabei auch eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Parkinson Gesellschaft (DPG) und der dPV vereinbart. Damals war eine zertifizierte Fortbildung für Apotheker entwickelt worden, um die Pharmazeuten besser auf den Bedarf und die Beratung von Parkinson-Patienten zu schulen. Einige der Entwickler dieser Fortbildung waren gemeinsam mit der ABDA nun auch daran beteiligt, die bundesweite Kooperation mit der dPV zu beschließen. Dazu gehörten unter anderem zwei Apotheker aus dem Kammergebiet Westfalen-Lippe, die sich auf die Parkinson-Versorgung spezialisiert haben (Olaf Rose und Dr. Sabrina Schröder).

Zurrten die neue Kooperation zwischen ABDA und Parkinson-Vereinigung fest: Dr. Andreas Kiefer (BAK), Dr. Andreas Walter und Gabriele-Regina Overwiening (beide AKWL), Friedrich-Wilhelm Mehrhoff (dPV), ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sowie Dr. Sabrina Schröder und Olaf Rose (beide AKWL, v. li.).

Vor-Ort-Apotheken klar im Vorteil

Vor einigen Monaten kämpfte er noch für die Vorzüge des Versandhandels, nun macht dPV-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Mehrhoff deutlich, welche Vorteile die Vor-Ort-Apotheken gegenüber DocMorris und Co. haben. „Tausende Parkinson-Patienten können darauf setzen, künftig noch individueller und kompetenter von ihrer Apotheke vor Ort betreut zu werden“, sagt Mehrhoff. Und weiter: „Versandapotheken sind zwar telefonisch erreichbar, aber in der Betreuung der Parkinson-Patienten haben Apotheken vor Ort den klaren Vorteil, ganz nah dran, schnell verfügbar und persönlich ansprechbar zu sein.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Großer Coup

von Michael Zeimke am 13.02.2017 um 14:37 Uhr

Nach Präquali, Quali und Postquali darf das Fachgeschäft
beraten.
Gekauft wird im Internet.

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Zu spät

von G. Wagner am 13.02.2017 um 13:30 Uhr

Wer zu spät kommt... Wenn die ABDA die Kooperation schon früher eingegangen wäre, wäre uns das unsägliche EuGH-Urteil erspart geblieben... So bleibt ein ziemlch schaler Beigeschmack.

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Das hören was man hören will

von Peter Bauer am 13.02.2017 um 11:39 Uhr

Der einzelne Patient wird auf Dauer da bestellen,wo es für ihn am vorteilhaftesten ist.Das wird neben den politischen Rahmenbedingungen über unsere Apothekenzukunft entscheiden.Da kann der Verband ausmachen mit wem und was er will.Die ABDA bekommt zu hören ,was sie hören will und-kann sich selbst feiern.Es geht ums Geld und zwar ausschließlich.Hört endlich auf den Apotheker als den großen Heilsbringer darzustellen.Das interressiert keinen mehr und hat auch noch nie jemanden interressiert.Auch bei uns geht es im Endeffekt nur ums Geld,was nicht bedeutet das wir schlechte Arbeit machen.Nicht alle Apotheker aber leiden an einem verkappten Helfersyyndrom ,sondern machen ihre Arbeit auch ohne Opferrollenmitleidsgetue sehr gut und zum Vorteil des Patienten.

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