Rx-Versandverbot

Pharmazeutinnen wollen Politiker überzeugen

Berlin - 15.02.2017, 16:55 Uhr

Reiner Meier (CSU) ist bereits überzeugt: Der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln muss jetzt verboten werden. (Foto: dpa)

Reiner Meier (CSU) ist bereits überzeugt: Der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln muss jetzt verboten werden. (Foto: dpa)


Der Bundestagsabgeordnete Reiner Meier (CSU) unterstützt das vom Bundesgesundheitsminister geplante Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Auch wenn die Union derzeit noch mit dem Koalitionspartner kämpfe – man sei auf einem „guten Weg“, sagte Meier bei einer Diskussion, zu der der Arbeitskreis Frauen in der Pharmazie im Deutschen Akademikerinnen Bund geladen hatte.

Wie geht es nach dem EuGH-Urteil zur Arzneimittelpreisbindung weiter? Darüber macht man sich auch im Arbeitskreis Frauen in der Pharmazie im Deutschen Akademikerinnen Bund (DAB PHA) Gedanken. Am gestrigen Dienstag lud der Arbeitskreis daher zu einer Diskussion zum Thema ein – Apothekerinnen und Politik sollten miteinander ins Gespräch kommen.

Die Berliner Apothekerin Annette Dunin von Przychowski, Sprecherin des DAB PHA, zeigte zunächst auf, wie die Lage der Apotheken vor dem EuGH-Urteil war – und was sich dann geändert hat. Sie verdeutlichte, dass es bislang gar keinen Grund gab, warum Patienten verschreibungspflichtige Arzneimittel im Versand bestellen sollten. Denn wer sein Azrneimittel nicht selbst in der Apotheke abholen kann, kann den Botendienst in Anspruch nehmen. Dieser habe gegenüber dem Versand auch den Vorteil, dass das Rezept erst bei Belieferung des Patienten in Empfang genommen werden müsse – die Bestellung kann ganz einfach per Telefon, Fax oder Mail erfolgen. Angesichts dieses gut funktionierenden Systems sei nicht verwunderlich, dass der Versand im Rx-Segment bislang keine große Rolle spielte und gerade mal drei Prozent am Rx-Gesamtmarkt ausmachte. 

Zur Rose-Aktienkurs hat sich verdoppelt

Nach dem EuGH-Urteil sieht die Welt allerdings anders aus. Nun können Patienten für die Rezepteinreichung in einer ausländischen Versandapotheke Geld bekommen. Die Kapitalgesellschaften, die die Apotheken betreiben, frohlocken. Der Aktienkurs der Schweizer Zur Rose Gruppe, zu der DocMorris gehört, hat sich seit dem 19. Oktober 2016 verdoppelt. Es steht zu befürchten, dass sich immer mehr Patienten zu den großen Versendern in den Niederlanden locken lassen.

Beim DAB PHA sieht man nun die Apotheken in Deutschland gefährdet – und damit viele Arbeitsplätze, vor allem Frauen-Arbeitsplätze. Zudem sorgt man sich um den Verbraucherschutz: Die Diskussionen und Demonstrationen zu den Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada im vergangenen Jahr hätten gezeigt, dass die Menschen besorgt um die bestehenden Standards seien. Das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe CDU geplante Rx-Versandhandelsverbot begrüßen die Pharmazeutinnen daher sehr.

Gerne hätten sie hierüber mit SPD-Gesundheitspolitikern diskutiert – die Sozialdemokraten auf Bundesebene tun sich bekanntlich schwer mit dem Rx-Versandverbot. Hilde Mattheis, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, sagte allerdings wegen eines anderen Termins ab. Doch Mitarbeiter aus dem Büro der SPD-Abgeordneten Mechthild Rawert und René Rospel hörten zu, was den Apothekerinnen unter den Nägeln brennt. Zudem erschienen der CSU-Abgeordnete Reiner Meier und Klaus-Dieter Gröhler von der CDU.

Meier machte deutlich, dass er die Sorgen der Pharmazeutinnen versteht und ganz hinter den Plänen des Ministers steht. Für ihn gewährleisten die Apotheken vor Ort die optimale Beratung und Sicherheit bei der Arzneimittelabgabe. „Diese Sicherheit möchte ich nicht aufgeben“, sagt Meier.  Es sei unakzeptabel, dass EU-Versandapotheken nun Rosinenpickerei betreiben, dabei aber keine Gemeinwohlaufgaben vor Ort übernehmen. Die Antwort ist für ihn das Rx-Versandverbot. Derzeit finde dazu zwar ein Kampf mit der SPD statt. Doch Meier sieht die Große Koalition auf einem guten Weg. Allerdings müsse man jetzt schnell handeln, betonte er. Noch sei Zeit, das Notifizierungsverfahren ordnungsgemäß vor der Bundestagswahl zu durchlaufen.  


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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