Exklusive Ausschreibungen

Kassen schreiben Zyto-Brandbrief an Politiker

Berlin - 22.02.2017, 15:30 Uhr

Unbedingt behalten: Mehrere Kassenverbände haben an die Gesundheitspolitiker der Großenn Koalition geschrieben und bitten darum, die exklusiven Zyto-Verträge beizubehalten. (Foto: fotolia/Setareh)

Unbedingt behalten: Mehrere Kassenverbände haben an die Gesundheitspolitiker der Großenn Koalition geschrieben und bitten darum, die exklusiven Zyto-Verträge beizubehalten. (Foto: fotolia/Setareh)


Kassen wollen Apotheker zu Qualität verpflichten

„Viel wichtiger“ als der finanzielle Aspekt sei den Kassen aber die Versorgungsqualität, heißt es in dem Schreiben. Kurzum fürchten die Kassen, dass Qualität verloren geht, weil mit den Apothekern keine vertraglichen Vereinbarungen mehr über Qualitätskriterien festgehalten werden können. „An die Stelle einer Auswahl der Vertragsapotheke auf Basis von Qualitätskriterien tritt eine wie auch immer motivierte Auswahl der Apotheke durch den Arzt.“ Erneut weisen die Kassen die Koalitionspolitiker darauf hin, dass ein Gericht bereits entschieden habe, dass die freie Apothekenwahl in der Zyto-Versorgung nur eingeschränkt gelte. Ohnehin hätten die Patienten – so die Kassenvertreter – auch im neuen Versorgungsmodell keine Möglichkeit die Apotheke zu wählen, weil dies der Arzt mache. "Die Onkologen würden wie bisher mit einer Apotheke ihrer eigenen Wahl kooperieren; darauf nehmen die Patienten keinen Einfluss. Diese Auswahlentscheidungen sind aber intransparent, die Versorgung in der Folge unwirtschaftlich“, heißt es in dem Brief.

Dass die bestehenden Zyto-Verträge zwischen Kassen und Apothekern beendet werden sollen, verstehen die Kassenverbände überhaupt nicht. Schon aus Gründen des Vertrauensschutzes sei dies abzulehnen. „Nunmehr zum Teil seit Jahren  etablierte und qualitätsgesicherte Versorgungspfade werden gekappt und die Patienten in eine unsichere Versorgungszukunft überantwortet“, heißt es in dem Schreiben.

Auffällig ist, dass der GKV-Spitzenverband nicht zu den Absendern im Briefkopf zählt. Dem Vernehmen nach hatten die Vertreter einiger Kassenverbände auch Probleme damit, dass der Spitzenverband die Forderung seiner Mitglieder nicht öffentlich unterstützt. Ein Sprecher des GKV-Spitzenverbandes sagte dazu, dass das Schreiben von den Kassenartenverbänden verfasst worden sei, „weil die Rabattverträge auf Kassen(-arten)ebene verhandelt werden und nicht für die gesamte GKV durch den GKV-SV“.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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