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Seeheimer Kreis und Parlamentarische Linke
SPD-Abgeordnete kämpfen vereint für den Versandhandel
Die Diskussion um das Rx-Versandverbot fördert auch in der Politik immer bemerkenswertere Vorkommnisse zu Tage. Der linke und konservative Flügel der SPD-Bundestagsfraktion haben am heutigen Donnerstag eine gemeinsame Pressemitteilung herausgegeben, in der sie sich vehement gegen den Verbot des Versandes von Rx-Arzneimitteln aussprechen. Der Versandhandel werde genauso benötigt wie die Apotheke vor Ort, meinen die Sozialdemokraten.
Die SPD-Bundestagsfraktion ist traditionell in drei politische Flügel aufgespalten. Eine dieser drei Strömungen ist die Parlamentarische Linke. Etwa 90 Bundestagsabgeordnete gehören diesem Zusammenschluss an, der für eine linke Programmatik bekannt ist. Unter den dazugehörigen Parlamentariern sind auch einige in der Gesundheitspolitik bekannte Namen: Karl Lauterbach (stellvertretender Fraktionsvorsitzender), Hilde Mattheis (gesundheitspolitische Sprecherin) oder Martina Stamm-Fibich (Arzneimittelexpertin der SPD-Fraktion).
Das konservative Spektrum der Sozialdemokraten im Bundestag vertritt der sogenannte Seeheimer Kreis. Diese Gruppe wird oft als „rechter Flügel“ der SPD-Fraktion bezeichnet: Unter anderem, weil der Seeheimer Kreis unter Bundeskanzler Gerhard Schröder die Agenda 2010 und die damit verbundenen Einschnitte bei den Sozialleistungen unterstützte. Zum Seeheimer Kreis gehören Edgar Franke (Vorsitzender des Gesundheitsausschusses) und Außenminister Sigmar Gabriel. Zu guter Letzt gibt es in der SPD-Fraktion noch die sogenannten „Netzwerker“, die dem sogenannten „Netzwerk Berlin“ angehören. Dieser Zusammenschluss wurde von jüngeren SPD-Abgeordneten gegründet und liegt politisch zwischen dem linken und rechten Flügel der Fraktion. Die SPD-Apothekenexpertin Sabine Dittmar ist „Netzwerkerin“.
Aufgrund ihrer unterschiedlichen politischen Ausrichtungen ist es in der Vergangenheit selten bis nie vorgekommen, dass der Seeheimer Kreis und die Parlamentarische Linke in der Öffentlichkeit gemeinsame Interessen kommunizieren. Ganz im Gegenteil, bei wichtigen Themen, wie etwa der Diskussion um die Agenda 2010, widersprechen sich die Politiker aus beiden Lagern auch schon einmal öffentlich. Doch die Abneigung gegen das vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplante Rx-Versandverbot hat nun beide Gruppen in einer äußerst seltenen PR-Aktion zusammengebracht.
SPD: Gleiche Chancen für Versender und Apotheken
Am heutigen Donnerstag veröffentlichten der linke und rechte Flügel der SPD-Bundestagsfraktion eine Mitteilung unter dem Namen „Kein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten – Versorgungssicherheit für Patienten braucht beides: lebensfähige Apotheken und Versandhandel“. Darin sprechen sich die SPD-Abgeordneten vehement gegen das geplante Verbot aus.
Wörtlich heißt es dort: „Wir lehnen ein Verbot des Versandhandels ab. Ein Verbot ist keine Lösung für die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung sowohl in Ballungsgebieten wie auf dem Land. Wir brauchen beides: Lebens- und leistungsfähige Apotheken ebenso wie einen Versandhandel für diejenigen Patienten, die einen langen oder zu beschwerlichen Weg bis zur nächsten Apotheke haben oder die auf Rezepturen durch Spezialversender angewiesen sind. Beides ist aus unserer Sicht miteinander in Einklang zu bringen.“
Beide Gruppen erinnern daran, dass die SPD gemeinsam mit den Stimmen der Grünen und der Union den Rx-Versandhandel erlaubt habe. „Dieser Schritt hat sich seither als sinnvoll und richtig herausgestellt. Menschen, die darauf angewiesen sind, nutzen den Versandhandel.“ Deswegen sind die Sozialdemokraten davon überzeugt: „Der Versandhandel darf keinen Wettbewerbsvorteil gegenüber der stationären Apotheke haben.“ Daher strebe die Fraktion eine „Lösung im Sozialgesetzbuch“ an, die einen fairen Wettbewerb herstelle. Gemeint ist die Idee von Edgar Franke und Sabine Dittmar, nach der der Versand erhalten bleibt, Rx-Boni gleichzeitig bis zu einer Bagatellgrenze von einem Euro erlaubt werden.
SPD in Ländern ist pro Versandverbot
In so vereinter Manier präsentiert sich die SPD in Sachen Apothekenmarkt sonst aber eher selten. Karl Lauterbach weigert sich derzeit beispielsweise, den „Boni-Deckel“ seiner Fraktionskollegen öffentlich zu unterstützen. Und vor zwei Monaten überraschte Lauterbach mit einem Kompromissvorschlag an die Unionsfraktion, von dem viele SPD-Gesundheitspolitiker vorher nichts wussten.
Hinzu kommt, dass auch die Sozialdemokraten in den Bundesländern ganz anders über den Versandhandel denken. Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt sagte der Bundesratsinitiative aus Bayern, den Rx-Versand zu verbieten, beispielsweise ihre Unterstützung zu. Und auch in Nordrhein-Westfalen sieht die SPD-Fraktion im Landtag die Notwendigkeit, die Apotheker mit einem Verbot zu unterstützen.
12 Kommentare
SPD - der neue Name für schäbiges Verhalten
von ratatosk am 11.03.2017 um 9:11 Uhr
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Der Würger vom Lauterbach ...
von Christian Timme am 10.03.2017 um 10:17 Uhr
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Wo stehen wir in 10 Jahren..oder in 3 ?
von Christiane Patzelt am 10.03.2017 um 7:50 Uhr
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AW: Wo stehen wir in 10 Jahren..oder in 3 ... FS, fangen wir mit 3 an ...
von Christian Timme am 11.03.2017 um 9:22 Uhr
SPD
von Hubertus Minuth am 09.03.2017 um 21:42 Uhr
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Argumentationslücken
von Thomas Luft am 09.03.2017 um 20:21 Uhr
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AW: Argumentationslücken im Wahltaumel ...
von Christian Timme am 10.03.2017 um 10:36 Uhr
Ich freue mich
von Stefan Haydn am 09.03.2017 um 19:40 Uhr
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SPD
von Frank Zacharias am 09.03.2017 um 17:47 Uhr
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war doch klar
von Pöppl Christian am 09.03.2017 um 17:16 Uhr
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Einspruch
von Peter Lahr am 09.03.2017 um 16:35 Uhr
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Lügenpartei SPD
von Karl Friedrich Müller am 09.03.2017 um 15:59 Uhr
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