Grippeimpfung

Schwangerschaft begünstigt hochpathogene Grippevirus-Varianten

Hamburg - 16.03.2017, 09:05 Uhr

Der Grippe-Impfstoff wird jedes Jahr an die jeweils aktuellen Virus-Varianten angepasst. (Foto: dpa)

Der Grippe-Impfstoff wird jedes Jahr an die jeweils aktuellen Virus-Varianten angepasst. (Foto: dpa)


Größte Risiko-Gruppe für schwere Grippeverläufe

„Bei einer Grippevirus-Infektion ist dagegen eine schnelle Immunantwort notwendig, um sich gegen die Viren zur Wehr zu setzen“ ergänzt Gülsah Gabriel, Leiterin der Forschungsgruppe „Virale Zoonosen und Adaptation“ am Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI), Hamburg, die ebenfalls an der Studie beteiligt war. Aufgrund dieser entgegengesetzten immunologischen Anforderungen seien schwangere Frauen die größte Risiko-Gruppe für schwere, teilweise tödliche, Grippeverläufe. Über die genauen Ursachen dafür weiß man jedoch bislang nicht viel. 

Deutlich geschwächte Immunantwort

In der nun erschienenen Studie konnte das Team um Gabriel und Arck die Vorgänge im Immunsystem bei einer Infektion mit dem Grippevirus pH1N1 während einer Schwangerschaft genauer charakterisieren. Mithilfe eines Mausmodells stellten die Wissenschaftler fest, dass die antivirale Immunantwort in trächtigen Muttertieren deutlich abgeschwächt ist und dass die Infektion sehr viel schwerer verläuft als bei den nicht-trächtigen Tieren. Zudem konnten sie die Bildung neuer, hochvirulenter Grippevirus-Varianten in den trächtigen Tieren nachweisen.

„Wir konnten auch zeigen, dass das Vorhandensein antiviraler Antikörper vor der Schwangerschaft das Überleben und die Morbidität einer Influenza-Infektion bei einer nachfolgenden Schwangerschaft erheblich verbesserte.“ betont Gabriel. Diese Beobachtungen unterstreichen nach Meinung der Forscher die Bedeutung der Impfung gegen Influenza vor allem für Frauen während ihrer reproduktiven Jahre.

Grippeimpfung gerade bei Schwangeren

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut empfiehlt seit 2010 die saisonale Influenza­impfung für alle Frauen, die während der Influenzasaison schwanger sind

Die Empfehlung beruht auf aktualisierten Daten zur saisonalen Influenza sowie Erfahrungen, die während der Influenza­pandemie 2009 gewonnen wurden. Diese hatten gezeigt, dass Schwangere bei einer Influenza­infektion ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben. Auch Neugeborene profitieren laut STIKO von der Impfung ihrer Mütter, und zwar dadurch, dass sie über die Plazenta Antikörper von der Mutter übertragen bekommen, die in den ersten Monaten nach der Geburt einen gewissen Schutz verleihen. Außerdem können Neugeborene auf diese Weise vor einer Infektion durch die Mutter geschützt werden. Influenzaimpfstoffe sind für Kinder unter 6 Monaten nicht zugelassen. 

Erst ab dem zweiten Trimenon

Die STIKO betont, dass eine Impfung grund­sätz­lich in jedem Stadium der Schwangerschaft unbedenklich ist, da die in Deutschland zugelassenen Influenzaimpfstoffe für Erwachsene Totimpfstoffe sind. Deren Sicherheit sei sowohl für Schwangere als auch für Ungeborene bestätigt. Für gesunde Schwangere empfiehlt die Kommission die Impfung dennoch erst ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel. Damit soll verhindert werden, dass die im 1. Schwangerschaftsdrittel häufiger auftretenden Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden. Schwangere Frauen, bei denen auch aufgrund einer chronischen Grunderkrankung eine zu­sätzliche Indikation zur Influenzaimpfung besteht, sollten unab­hängig vom Schwangerschaftsstadium geimpft werden. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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