IFH-Studie

Landapotheken leisten mehr zur flächendeckenden Versorgung

Stuttgart - 21.03.2017, 18:30 Uhr

Je weiter die Entfernung zur nächsten Apotheke, desto häufiger fallen Botendienste an. (Foto: dpa)

Je weiter die Entfernung zur nächsten Apotheke, desto häufiger fallen Botendienste an. (Foto: dpa)


Deutlich mehr Notdienste mit deutlich weniger Kunden, dafür aber mehr Botendienste: Apotheken in kleinen Orten leisten einen überdurchschnittlichen Beitrag zur flächendeckenden Versorgung. Wirtschaftlich profitieren können sie davon allerdings nicht, Landapotheken bleiben öfter unter dem Umsatz-Durchschnitt als Apotheken in der Stadt.

„Im ländlichen Raum müssen zentrale Aufgaben der Apotheken, wie Nacht- und Notdienste, Botengänge und Heimversorgung, auf weniger Schultern verteilt werden. Jede einzelne Präsenzapotheke leistet hier einen überdurchschnittlichen Beitrag zur flächendeckenden Arzneimittelversorgung.“ So fasst der wissenschaftliche Leiter des IFH Köln, Dr. Markus Preißner, die Ergebnisse einer Studie zusammen, die sein Institut am heutigen Dienstag vorgestellt hat.

Diese Kurzstudie mit dem Titel „Die Apotheke vor Ort – oft unterschätzt und doch unersetzlich“ zeigt deutliche Unterschiede zwischen Apotheken in Städten und auf dem Land auf. So müssen Apotheken umso mehr Notdienste übernehmen, je kleiner der Ort ist, in dem sie sich befinden. Während Apotheken in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern im Durchschnitt nur 1,2 Notdienste pro Monat absolvieren, müssen Apotheken in Orten mit weniger als 5000 Einwohnern im Schnitt 2,8-mal ran. Gleichzeitig versorgen die Apotheken im ländlichen Raum im Notdienst weniger Kunden als Stadtapotheken. Hier liegen Apotheken in Städten mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern vorn, die durchschnittlich 57 Notdienstkunden pro Monat haben. Die Apotheken in Orten mit weniger als 5000 Einwohnern versorgen dagegen nur 27 Kunden pro Monat außerhalb der üblichen Öffnungszeiten. Entsprechend machen diese Apotheken auch den geringsten Umsatz pro Notdienst. 

Deutschlandweit haben im Jahr 2015 nach ABDA-Angaben (neuere Daten sind bisher nicht verfügbar) die insgesamt 20.249 Apotheken 417.000 „volle“ Notdienste (von 20 bis 6 Uhr) geleistet. Das waren im Schnitt also 20,6 Notdienste pro Jahr oder 1,7 „volle“ Dienste im Monat. 


Mehr Botendienst auf dem Land

Auch beim Botendienst werden Landapotheken deutlich häufiger in Anspruch genommen als Apotheken in Städten. In Ortschaften mit weniger als 5000 Einwohnern liefert eine Apotheke durchschnittlich 196 Kunden im Monat Arzneimittel nach Hause. Diese Zahl nimmt mit steigenden Einwohnerzahlen kontinuierlich ab. Apotheken in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern liefern im Schnitt nur an 135 Kunden pro Monat Arzneimittel im Botendienst. Dabei gibt es eine klare und wenig überraschende Korrelation mit der Entfernung zwischen den Apotheken: Je weiter sie verstreut liegen, desto mehr Kunden versorgen die einzelnen Apotheken durch Botengänge.

In wirtschaftlichem Erfolg schlägt sich dieses größere Engagement der Landapotheken in der Belieferung und im Notdienst allerdings nicht unbedingt nieder. So machen unter den Apotheken, die in einer Entfernung von mehr als fünf Kilometern zur nächsten Apotheke liegen, acht von zehn einen Umsatz von weniger als zwei Millionen Euro jährlich. In Orten, wo die Apotheken maximal 500 Meter auseinanderliegen, gilt dies dagegen für weniger als zwei Drittel der Betriebe. Laut ABDA-Zahlen lag der durchschnittliche Umsatz einer deutschen Apotheke im Jahr 2015 bei 2,11 Millionen Euro.

Für die Studie hat das IFH im Dezember 2016 unter Mitwirkung des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg 1672 Apotheken und 300 Ärzte zu verschiedenen Leistungen der Präsenzapotheke befragt. Das IFH erhebt jeden Monat den APOkix-Konjunkturbarometer für den Apothekenmarkt.


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2 Kommentare

Ja und weil

von Christiane Patzelt am 21.03.2017 um 19:30 Uhr

wir Landapotheker schon röchelnd am Boden liegen, darf die SPD, die Grünen, die internationalen Versender und die Krankenkassen mir noch mal schön in die Nieren und auf den Schädel treten! Danke ihr Versandapotheken-Hooligans! In den sozialen Netzwerken macht man sich zudem noch lustig über uns mit dem hashtag "ichwilldochnurhelfen". Ich steh voll drauf, nicht nur schlecht bezahlt zu werden, sondern von allen Seiten Prügel zu beziehen! Das ist mir alles too much - macht euern Scheiss doch alleine...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Ja und weil, lieber Nein und eben nicht ...

von Christian Timme am 22.03.2017 um 7:57 Uhr

Ist es mir als "Landbewohner" erlaubt zu protestieren?. Mit 3.300 "Mitbewohnern", verfügen "wir" immerhin noch über eine Apotheke, einen "nichtbackenden" Bäcker und einen "Lebensmittelabgeber". Wenn ich eine gefühlsmäßige Jahreszahl zuordnen dürfte, wäre 1956 zutreffend. Nur kostete damals ein Brötchen 7 Pfennig usw. Ob das so bleibt?, Tendenz eher "fallend". Ich freue mich ja schon so aufs a b l e b e n ... aber am 24.9. darf ich ja noch einmal ...

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