- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Versandapotheken fallen ...
Beratungsqualität
Versandapotheken fallen im WISO-Test durch
Das ZDF-Verbrauchermagazin WISO hat die Beratungsqualität von Versandapotheken getestet. Ein gehbehinderter Patient sollte im Auftrag des TV-Senders die Vorteile des Versandhandels testen. Sein Eindruck: „Dann lieber zu Fuß zur Apotheke als zum Briefkasten.“
Wie gut beraten Versandapotheken bei Wechselwirkungen? Das wollte das ZDF-Verbrauchermagazin WISO wissen und testete im Beitrag vom 27. März vier deutsche und holländische Online-Apotheken. Das Ergebnis: Bei der Mehrheit der Fälle erfolgte keine oder eine unzureichende Beratung. Lediglich ein Versender aus Holland ermittelte alle Wechselwirkungen und schnitt damit im TV-Test am besten ab. Die anderen drei, darunter DocMorris, Medikamente per Klick und Sanicare, erkannten die Wechselwirkungen nicht oder nur teilweise.
Für den Testkauf stand ein 64-jähriger Patient vor der Kamera, der seine Dauermedikation im Auftrag der Redaktion zusammen mit nicht-rezeptpflichtigen Mitteln im Netz bestellen sollte. Der Mann, der seine Medikamente üblicherweise in der Apotheke vor Ort bezieht, ist wegen eines Schlaganfalles gehbehindert und probiert deshalb im Beitrag eine Online-Bestellung aus. Doch gleich zu Beginn äußert er seine Zweifel an der Beratungsqualität der Versender: „Ich kann nicht abschätzen, ob die Beratung in einer Internet-Apotheke genauso gut ist wie in einer örtlichen Apotheke.“
Trotzdem wagt er den Versuch. Seine
Bestellung: Clopidogrel zusammen mit ASS und HCT gemeinsam mit Vitamin D. „Solche
Kombinationen sind tückisch“, heißt es im Beitrag und tatsächlich sticht vor
allem die Wechselwirkung zwischen Vitamin D und HCT hervor. Sie ist keine der
klassischen Interaktionen, die häufig in Testkäufen vorkommt, hat es aber trotzdem
in sich. Werden die beiden Stoffe kombiniert, kann es zu einem Anstieg von
Calcium im Blut kommen. Dr. Christoph Specht, Arzt für Präventionsmedizin,
warnt im Beitrag vor den Folgen: „Das kann gefährliche Herz-Rhythmusstörungen
machen, schlimmstenfalls bis zum Tod.“
Kein Beratungshinweis beim Bestellvorgang
Und die Online-Apotheken? Keiner der Internet-Versender liefert im Bestellvorgang Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen. TV-Experte Dr. Specht: „Vom Prinzip müsste man jetzt erwarten, dass alle Online-Apotheken entweder einen Anruf machen, oder dass sie eine schriftliche Information liefern.“ Doch darauf wartet der Patient im Beitrag bei den meisten Versendern vergeblich. Die deutschen Shops von Sanicare und Medikamente Per Klick warnen noch nicht einmal bei der Auslieferung vor den Gefahren. DocMorris legt dem Paket immerhin einen Hinweis auf eine der beiden Wechselwirkungen bei. Lediglich die niederländische Shop-Apotheke warnt in der Lieferung schriftlich vor beiden Interaktionen.
Eine zweite Stichprobe mit der gleichen Bestellung kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Wieder gibt es bei Medikamente Per Klick keinen Hinweis. Und auch die Erklärung zur mangelnden Information klingt wenig überzeugend. Die Wechselwirkungen seien klinisch nicht relevant, behauptet die Versandapotheke. Gleichzeitig räumt sie aber ein, die Vorgehensweise in Zukunft zu ändern und auch bei nicht-klinisch relevanten Wechselwirkungen die Kunden zu informieren. Merkwürdig ist auch das Ergebnis bei Sanicare. Bei wiederholter Bestellung erkennt das Portal plötzlich beide Wechselwirkungen.
Darüber wundert sich auch Experte Dr. Specht: „Es zeigt ja, dass man sich als Patient nicht unbedingt drauf verlassen kann, immer die Informationen zu bekommen.“ Auf Nachfrage der WISO-Redaktion schiebt Sanicare dies auf einen Fehler einer Mitarbeiterin, kündigt aber Verbesserungen im Bestellprozess an. Schließlich begründet DocMorris die unerkannte Wechselwirkung zwischen HCT und Vitamin D damit, dass es sich bei Vitamin D um ein Nahrungsergänzungsmittel handele. Die Online-Apotheke räumt aber ein, dass sie zukünftig einen „generellen Wechselwirkungshinweis“ bei Vitamin D und HCT geben wird.
„Lieber zu Fuß zur Apotheke, als zu Fuß zum Briefkasten.“
Der Test zeigt: Bei komplexen Interaktionen zwischen Dauermedikation und nicht-rezeptpflichtigen Mitteln schneiden die Versandapotheken überwiegend schlecht ab. Entweder fehlt die Beratung ganz oder die Informationen sind unvollständig. Zwar gaben sich die Versender im Beitrag zum Teil schuldbewusst, am Ende war aber nur ein einziges Online-Angebot überzeugend.
Und neben den pharmazeutischen Mängeln stellt der Beitrag noch ein weiteres Problem bei der Online-Bestellung heraus. Der gehbehinderte Patient muss nach Abschluss der Bestellung die Rezepte im Original zum Briefkasten bringen. Und das fällt ihm aufgrund seiner Einschränkung sichtlich schwer. Die erhoffte Erleichterung bei der Bestellung bleibt aus, entsprechend groß ist seine Enttäuschung: „Das war nicht das Gelbe vom Ei, ich habe es mir anders mit dem Internet vorgestellt.“ Sein Fazit: „Dann lieber zu Fuß zur Apotheke, als zu Fuß zum Briefkasten.“
SWR-Vergleich zwischen Versand- und Vor-Ort-Apotheken
Vor etwa zwei Wochen hatte der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) die Preise und die Beratungsqualität von Vor-Ort-Apotheken mit denen von Versandapotheken verglichen. Die Fernseh-Redaktion hatte dabei Licht und Schatten auf beiden Seiten festgestellt. Bei den Vor-Ort-Apotheken ergab der Test, dass zwei von fünf Apotheken gut beraten und nach Einnahme anderer Arzneimittel gefragt bzw. die Abgabe eines Wirkstoffes wegen Wechselwirkungen abgelehnt haben. Bei dreien wurden die Präparate aber jeweils ohne Nachfrage abgegeben.
Auch bei den Versendern waren die Unterschiede groß. Bei
Medikamente Per Klick gab es einen Hinweis erst auf Nachfrage und der war dann auch noch falsch. Sanicare und DocMorris legten zu möglichen Wechselwirkungen dem Paket immerhin ein Info-Blatt bei.
11 Kommentare
Vitalsana Werbung
von I. Greif am 29.03.2017 um 21:44 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Was zu erwarten war
von hanfti am 28.03.2017 um 21:26 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Hätte man auch mal niedergelassene Apotheken im Vergleich getest ...
von Uwe Schick am 28.03.2017 um 21:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Hätte man auch mal niedergelassene
von hanfti am 28.03.2017 um 21:17 Uhr
Die eigene Nase ist erstmal die ...
von Christian Timme am 28.03.2017 um 19:44 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
HCT und Vitamin D
von Christian Becker am 28.03.2017 um 17:50 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten
AW: HCT und Vitamin D
von Uwe Schick am 28.03.2017 um 21:00 Uhr
AW: HCT und Vitamin D
von hanfti am 28.03.2017 um 21:11 Uhr
AW: Die Quelle des Wissens ...
von hanfti am 28.03.2017 um 21:39 Uhr
AW: HCT und Vitamin D @ hanfti
von Christian Becker am 29.03.2017 um 11:12 Uhr
Und jetzt alle:
von Michael Staesche am 28.03.2017 um 11:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.