Beratungsqualität

Versandapotheken fallen im WISO-Test durch

Berlin - 28.03.2017, 11:00 Uhr

Ein Hinweis auf Wechselwirkungen im Paket? Bei vielen Versandapotheken sucht man den vergeblich. (Foto: Picture-Alliance / KEYSTONE)

Ein Hinweis auf Wechselwirkungen im Paket? Bei vielen Versandapotheken sucht man den vergeblich. (Foto: Picture-Alliance / KEYSTONE)


 „Lieber zu Fuß zur Apotheke, als zu Fuß zum Briefkasten.“ 

Der Test zeigt: Bei komplexen Interaktionen zwischen Dauermedikation und nicht-rezeptpflichtigen Mitteln schneiden die Versandapotheken überwiegend schlecht ab. Entweder fehlt die Beratung ganz oder die Informationen sind unvollständig. Zwar gaben sich die Versender im Beitrag zum Teil schuldbewusst, am Ende war aber nur ein einziges Online-Angebot überzeugend.

Und neben den pharmazeutischen Mängeln stellt der Beitrag noch ein weiteres Problem bei der Online-Bestellung heraus. Der gehbehinderte Patient muss nach Abschluss der Bestellung die Rezepte im Original zum Briefkasten bringen. Und das fällt ihm aufgrund seiner Einschränkung sichtlich schwer. Die erhoffte Erleichterung bei der Bestellung bleibt aus, entsprechend groß ist seine Enttäuschung: „Das war nicht das Gelbe vom Ei, ich habe es mir anders mit dem Internet vorgestellt.“ Sein Fazit: „Dann lieber zu Fuß zur Apotheke, als zu Fuß zum Briefkasten.“

SWR-Vergleich zwischen Versand- und Vor-Ort-Apotheken

Vor etwa zwei Wochen hatte der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) die Preise und die Beratungsqualität von Vor-Ort-Apotheken mit denen von Versandapotheken verglichen. Die Fernseh-Redaktion hatte dabei Licht und Schatten auf beiden Seiten festgestellt. Bei den Vor-Ort-Apotheken ergab der Test, dass zwei von fünf Apotheken gut beraten und nach Einnahme anderer Arzneimittel gefragt bzw. die Abgabe eines Wirkstoffes wegen Wechselwirkungen abgelehnt haben. Bei dreien wurden die Präparate aber jeweils ohne Nachfrage abgegeben.

Auch bei den Versendern waren die Unterschiede groß. Bei Medikamente Per Klick gab es einen Hinweis erst auf Nachfrage und der war dann auch noch falsch. Sanicare und DocMorris legten zu möglichen Wechselwirkungen dem Paket immerhin ein Info-Blatt bei. 



Maximilian Wilke, Apotheker, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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11 Kommentare

Vitalsana Werbung

von I. Greif am 29.03.2017 um 21:44 Uhr

In vielen Bahnhöfen läuft derzeit eine große Werbekampagne der Vitalsana-Versandapotheke:
20 Stück Ibuprofen Tabletten zum sensationell günstigen " Preis € 3.95 !" "60 % billiger"!
"haben Sie noch Fragen? fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!"
Meinen die eigentlich den Apotheker vor Ort???

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Was zu erwarten war

von hanfti am 28.03.2017 um 21:26 Uhr

Das Ergebnis verwundert nicht und bestätigt das, was allseits bekannt ist.

Qualität hat halt seinen Preis und Geiz kann tötlich enden

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Hätte man auch mal niedergelassene Apotheken im Vergleich getest ...

von Uwe Schick am 28.03.2017 um 21:02 Uhr

... dann wäre ein ähnliches Ergebnis rausgekommen. Wie das sein kann in Zeiten der Digitalisierung soll mir mal einer erklären.
Beste Grüße

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AW: Hätte man auch mal niedergelassene

von hanfti am 28.03.2017 um 21:17 Uhr

Beim Versandhandel geht es üblicherweise auf Masse, sie glauben doch nicht ernsthaft das bei den bestellungen Fachpersonal drüber schaut! Wie viele Pakete? Wie viele Medikamente? Wie viele Mitarbeiter? Richtig dat geht nicht!
In der Apotheke vor Ort läuft das anders, individuell und vor allem auf höchstem Neveau ...

Die eigene Nase ist erstmal die ...

von Christian Timme am 28.03.2017 um 19:44 Uhr

Er gibt noch viel zu tun ... nicht nur Apotheken und Versender sondern ebenso Politiker sind gefragt. Wenn es mir gestattet ist: Apotheken und Versender sollten das Vertrauen ihrer Patienten ernst nehmen und mehr ... einige, leichtfertig denkende Politiker sollten spätestens jetzt erkennen, Grenzen sind schnell überschritten, den Schaden über den Patienten abzuladen ist keine Leistung, den Schaden abzuwenden schon. Noch eine Anmerkung. Wenn ich einer Apotheke misstraue, gehe ich in die nächste Apotheke. Bei der Auswahl verschiedener Ärzte, läuft das doch ebenso ... Liebe Politiker, sorry aber Patienten und Kunden können gar nicht so blöd sein, wie sie es gerne hätten ... sehr deutlich ausgedrückt, aber lieber so als "hätte ja mal einer sagen können" ...

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HCT und Vitamin D

von Christian Becker am 28.03.2017 um 17:50 Uhr

Ich mag ja die Versandapotheken auch nicht, aber diese Wechselwirkung würden bestimmt auch klassische Apotheken nicht nennen.
Unsere Kasse zeigt z.B. keine Warnung ab, wenn man Dekristol 20000 und HCT 25 zusammen auf einem Rezept abgeben wollte.
Der Interaktionscheck der Apotheken-Umschau sieht ebenfalls keine Probleme.
Die Packungsbeilage von HCT 25 von Hexal nennt auch nicht wirklich eine Wechselwirkung, sondern schreibt nur, dass die Einnahme von Vitamin D unter Umständen beendet werden muss.
Wenn man ein bisschen Nachdenkt, dann könnte einem einfallen, dass HCT den Calciumblutspiegel erhöhen kann und dass Vitamin D3 auch ebendazu dient und das ganze vielleicht eine Hypercalciämie verursachen könnte. Ob das jetzt so richtig relevant ist... könnte ich aber auch nicht einschätzen.

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AW: HCT und Vitamin D

von Uwe Schick am 28.03.2017 um 21:00 Uhr

Hallo,

das denke ich auch - der Test wäre bei niedergelassenen Apotheken so anders nicht ausgefallen. Mit Versandapotheken hat das Ergebnis in erster Linie nichts zu tun.

Beste Grüße

AW: HCT und Vitamin D

von hanfti am 28.03.2017 um 21:11 Uhr

Dann sollten sie ihren Software Anbieter wechsel ... bei uns leuchten alle Lämpchen

AW: Die Quelle des Wissens ...

von hanfti am 28.03.2017 um 21:39 Uhr

Na ja, wenn Ihr Nachschlagewerk die Apotheken Umschau ist, dann wundert mich nichts. In Deutschen Apotheken läuft das anders als in Holland. Wir greifen auf Datenbanken zurück, die uns problemlos innerhalb von Sekunden - sollten wir mal etwas nicht wissen - die Antwort liefern ... das gibts offensichtlich bei Ihnen in Holland nicht, oder aber sie haben nicht die entsprechende Qualifikation ... das ist eben das Problem.

AW: HCT und Vitamin D @ hanfti

von Christian Becker am 29.03.2017 um 11:12 Uhr

Nein, die Umschau war nicht meine erste, sondern nur eine der Quellen.
Mir war bisher auch nicht bewusst, dass ich in Holland oder sonstwo in den Niederlanden lebe.
Ein Wechsel der Apothekenweichware wäre vielleicht nicht das Verkehrteste, aber das kann ich als angestellter Apotheker nicht entscheiden.

Und jetzt alle:

von Michael Staesche am 28.03.2017 um 11:52 Uhr

Glaeske vor! Wo ist der traurige Blick, die verstörte Rede. Und wo sind SPD und Grüne, die mir erklären, wie DAS ein wichtiger Bestandteil der Versorgung sein kann?

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