DAZ.online-Themenwoche Rabattverträge

Pro Generika sieht keinen Grund zum Feiern

Berlin - 05.04.2017, 12:00 Uhr

Die Sparinstrumente im Arzneimittelbereich sind vielfältig und wirksam – doch sie haben auch Nebenwirkungen. (Foto: Robert Kneschke / Fotolia)

Die Sparinstrumente im Arzneimittelbereich sind vielfältig und wirksam – doch sie haben auch Nebenwirkungen. (Foto: Robert Kneschke / Fotolia)


Konzentration und Marktverengung führen zu Engpässen

3. Die Konzentration nimmt vor allem in den Wirkstoffmärkten immer stärker zu

Zudem finden die eigentlichen versorgungsrelevanten Konzentrationseffekte in den einzelnen Wirkstoffmärkten statt. Wir haben es also nicht allein mit einer Abnahme der Anbieter insgesamt zu tun, sondern vor allem mit der Tatsache, dass bei zahlreichen und gerade auch bei besonders versorgungsrelevanten Wirkstoffen die Verantwortung für die gesamte Versorgung auf nur sehr wenigen Unternehmen ruht.

Pro Generika, Insight Health NVI-KT 2016

4. Alles hat seinen Preis: Kostendruck beschleunigt Marktverengung, die bei Experten als wesentliche Ursache für das Auftreten von Arzneimittelengpässen gilt

Rabattverträge haben den Prozess – immer weniger Anbieter eines bestimmten Wirkstoffs – stark beschleunigt. Der Kostendruck, der in Deutschland vor allem durch Rabattverträge befeuert wird, zieht sich über die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum Wirkstoffhersteller. Dies geht soweit, dass bestimmte Wirkstoffe Deutschland nicht mehr erreichen, weil Wirkstoffhersteller angesichts weltweiter (Ressourcen-)Knappheit andere Länder bevorzugt beliefern. Hinzu kommt, dass durch den immensen Kostendruck auch die Konzentration auf der Ebene der Wirkstoffhersteller voranschreitet. Fällt einer aus, können die verbliebenen den Mehrbedarf nicht decken.

5. Das AMVSG verschärft das Problem: Ausgerechnet lebenswichtige Krebsmedikamente werden jetzt auch dem Rabattvertragssystem unterworfen

Das alles ist im Prinzip mittlerweile bekannt, und unabhängige Experten wie Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig von der AkdÄ oder Fachgesellschaften wie die DGHO verweisen auf den Kostendruck und die schädlichen Folgen für die Versorgung. Umso unverständlicher, dass die große Koalition die Rabattverträge für Impfstoffe mit explizitem Verweis auf Lieferprobleme abschafft, aber im selben Gesetz die Rabattverträge für Zytostatika einführt. Prof. Dr. Gerd Glaeske sagte einmal, benötigten Rabattverträge analog zu Arzneimitteln eine Zulassung, man würde sie heute wegen ihrer negativen Nebenwirkungen nicht mehr „zulassen“. Dem ist nichts hinzuzufügen.



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