Schweiz

Apotheker sollen Kiffern Cannabis verkaufen

Berlin - 27.04.2017, 09:15 Uhr

Joints aus der Apotheke: In einem Schweizer Testprojekt sollen Kiffer aus der Apotheke Cannabis erhalten. (Foto: wollertz / fotolia)

Joints aus der Apotheke: In einem Schweizer Testprojekt sollen Kiffer aus der Apotheke Cannabis erhalten. (Foto: wollertz / fotolia)


Cannabis in der Schweiz am häufigsten konsumierte illegale Substanz

In der Schweiz sind der Konsum und Anbau sowie der Handel mit Cannabis verboten. Wer weniger als zehn Gramm mit sich führt, wird aber nur mit einer Ordnungsstrafe belegt. Laut Suchtmonitoring Schweiz ist Cannabis dort die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Fast jede dritte Person ab 15 Jahren hat bereits Erfahrungen mit der Droge gemacht. Kiffen sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, heißt es im Thuner Tagblatt.

Untersuchungen zur Legalisierung

Im Jahr 2008 verabschiedete das Schweizer Parlament ein Gesetz, das zum einen medizinische Ausnahmen vom Betäubungsmittelgesetz und zum anderen Ausnahmen zu wissenschaftlichen Forschungszwecken möglich machte. Genau hier hakt die Berner Untersuchung ein. „Wir haben mit der Studie die Chance, den politischen Entscheid einer regulierten Cannabis-Abgabe in der Schweiz zu simulieren. Das ist einzigartig“, sagt Stefanie Hossmann vom ISPM. Die Wissenschaftler gehen übrigens davon aus, dass das Experiment keine nennenswerten Effekte auf die Kiffer und auf die Gesellschaft haben wird. „Unsere Hypothese lautet: Es ändert sich nichts", sagt CTU-Co-Direktor Sven Trelle, der die Studie gemeinsam mit Stefanie Hossman und Matthias Egger vom ISPM leitet, was ein starkes Argument für eine Legalisierung wäre.

Auch andere Schweizer Städte, darunter Zürich, Genf und Basel nutzen die Option des Betäubungsmittelgesetzes und wollen Projekte für eine regulierte Abgabe von Cannabis auf den Weg bringen. Noch fehlt der Entscheid des Bundesamts für Gesundheit zur Durchführung der Studie. Die Behörde dürfte aber hinter dem Projekt stehen, meint das Thuner Tagblatt, denn Gesundheitsminister Alain Berset begrüsse es, „wenn neue Modelle und Wege ausprobiert werden“.

Erster Coffeeshop nach Amsterdamer Vorbild

Seit Mitte August 2016 ist überdies der Verkauf von Hanf als Rauchware in der Schweiz zugelassen, vorausgesetzt, der Gehalt der psychoaktiven Substanz THC liegt unter einem Prozent. „Das Gras soll damit nicht berauschend wirken.“ sagt Dario Tobler, Geschäftsführer der Bio Can AG, Schweizer Marktführer im Handel mit legalem Hanf. Wie die Aargauer Zeitung berichtet, hat Tobler kürzlich den ersten Schweizer Coffeeshop nach Amsterdamer Vorbild in Dübendorf unweit von Zürich mitlanciert. Dort rauchen die Konsumenten die THC-armen Cannabis-Produkte, die seit letztem Sommer legal verkauft werden dürfen. Wenn es nach Tobler geht, soll der Coffeeshop den Boden für die vollständige Legalisierung von Cannabis ebnen. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Notorische Kiffer

von Albrecht Bodegger am 28.04.2017 um 1:27 Uhr

Frau Blasius, wieso wählen Sie für Marihuana-Konsumenten die abwertende Bezeichnung 'notorische Kiffer'? Die Übergänge zum Patienten sind meiner Erfahrung im persönlichen Bekanntenkreis nach fließend. Einige behandeln sich selbst bei unterschiedlichsten Beschwerden und Wehwehchen seit Jahren mit dieser alt-bewährten Heilpflanze und wurden bis vor kurzem in die Ilegalität gezwungen. Muss da wirklich immer ein Arzt konsultiert werden, frage ich mich?

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