Online-Handel

Die Amazon-Angebote im Überblick

Stuttgart - 10.05.2017, 10:00 Uhr

Das Amazon-Angebot wird immer unübersichtlicher. Alleine Lebensmittel kann man auf vier verschiedenen Wegen bestellen. Nun sind auch noch Arzneimittel dazugekommen. (Grafik: Amazon)

Das Amazon-Angebot wird immer unübersichtlicher. Alleine Lebensmittel kann man auf vier verschiedenen Wegen bestellen. Nun sind auch noch Arzneimittel dazugekommen. (Grafik: Amazon)


In München werden jetzt Arzneimittel per Amazon Prime Now geliefert, die Berliner Lebensmittelhändler fürchten sich derweil vor Amazon Fresh. Die Palette der verschiedenen Amazon-Services ist inzwischen fast so unübersichtlich wie die Produktvielfalt, die über sie bestellbar ist. Eine (unvollständige) Übersicht.

Prime Now:

Amazon Prime Now steht exklusiv Prime-Kunden zur Verfügung. Auf primenow.amazon.de oder in einer speziellen Smartphone-App können Prime-Kunden aus einem begrenzten Sortiment (u.a. verpackte, frische und tiefgekühlte Lebensmittel, Getränke, verpacktes Obst und Gemüse, Artikel des täglichen Bedarfs, Elektronik, Kindle-Geräte, Bücher, Spielwaren, Drogerieartikel, DVDs und Bekleidung) auswählen, die innerhalb von einer Stunde (für zusätzliche 6,99 Euro Liefergebühr) oder in einem vom Kunden vorgegebenen Zwei-Stunden-Fenster (kostenlos) geliefert werden. Das Angebot ist derzeit auf große Städte beschränkt, in Deutschland gibt es Prime Now in Berlin und München. Seit dem heutigen Mittwoch liefert die Bienen-Apotheke am Laimer Platz den Prime Now-Kunden in München nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel und andere Apotheken-Produkte.

Amazon Prime:

Seit 2007 bietet Amazon auch in Deutschland seinen Premium-Dienst „Prime“ an. Für zuerst 29, später 49 und heute 69 Euro pro Jahr bekommen Prime-Kunden – Amazon spricht von „Mitgliedern“ – ihre Bestellungen versandkostenfrei bzw. im Express-Versand vergünstigt geliefert. Seit 2012 haben Prime-Mitglieder Zugang zur Kindle-E-Book-Leihbücherei, seit 2014 können sie viele Filme und Serien auf Amazon Prime Video (früher Instant Video) kostenlos streamen. Außerdem bekommen Prime-Mitglieder unbegrenzten Speicherplatz für Fotos zur Verfügung gestellt.

Das Prime-Angebot hat für Amazon eine große Bedeutung, weil Prime-Kunden öfter und mehr bestellen. Auch deswegen baut Amazon sein Videoangebot immer weiter aus und produziert seit einigen Jahren – nach dem Vorbild von Netflix – auch selber Filme und Serien. „Wenn wir einen Golden Globe gewinnen“, erläuterte Amazon-Gründer Jeff Bezos diese Strategie, „hilft uns das, mehr Schuhe zu verkaufen, und zwar auf sehr direktem Weg.“ 

Über die Zahl der Prime-Kunden gibt Amazon keine Auskunft. Branchenexperten gehen davon aus, dass Amazon weltweit mittlerweile 65 Millionen Prime-Mitglieder hat. Das E-Commerce-Fachportal etailment.de berichtete vor einem Jahr unter Berufung auf Zahlen von Statista, dass in Deutschland 40 Prozent der regelmäßigen Amazon-Kunden Prime-Mitglied seien, das seien insgesamt 17 Millionen deutsche Prime-Kunden.  42 Prozent der deutschen Internetnutzer zwischen 16 und 24 seien Prime-Kunden, schreibt das Portal. Als Grund für diesen immensen Marktanteil in dieser Zielgruppe wird insbesondere das preisgünstige Medienangebot (Prime Video und Prime Music) genannt.

Warum Prime für Amazon so wichtig ist, zeigen die Zahlen zur Käufer-Loyalität, die Statista vorlegt: 70 Prozent der Prime-Mitglieder bestellen mehrmals im Monat bei Amazon, 9 Prozent sogar mehrmals pro Woche. Bei den „normalen“ Amazon-Kunden liegen diese Werte mit  26 bzw. 1 Prozent deutlich niedriger.

Lebensmittel und Partnerschaften mit Händlern

Amazon Marketplace:

Seit 2000 können auch fremde Händler und Privatpersonen über Amazon verkaufen. Damit entwickelt sich Amazon immer mehr zu einer Handelsplattform. Insider schätzen, dass bis zu 70 Prozent der Amazon-Verkäufe heute über den Marketplace laufen und nicht mehr von Amazon selber abgewickelt werden. Amazon konnte mit diesem Angebot seine Produktvielfalt massiv ausbauen und gleichzeitig Ebay die Stirn bieten. Händler müssen Amazon per Provision an allen Verkäufen beteiligen, dazu kommen verschiedene Gebühren, deren Höhe je nach Produktgruppe variiert.

Aktuell kämpft Amazon gegen eine massive Betrugswelle auf dem Marketplace. Betrüger richten Fake-Shops ein oder hacken echte Shops anderer Händler, um begehrte Artikel weit unter den üblichen Preisen anzubieten. Die Ware wird jedoch nie verschickt. Endkunden werden bei dieser Masche nicht geschädigt, sondern Amazon. Denn erkennt Amazon die betrügerischen Anbieter nicht schnell genug, bezahlt ihn der Kunde. Bemerkt dieser den Betrug, bekommt er über Amazons A-Z-Garantie sein Geld zurück – von Amazon. Das Onlinemarketing-Portal t3n.de berichtet, dass beispielsweise bei Fitness-Armbändern zeitweise neun von zehn Angeboten solche von Fake-Anbietern waren.

Amazon Fresh:

Erst in der vergangenen Woche hat Amazon Deutschland – nach einigen Verzögerungen – seinen neuen Dienst Amazon Fresh in Berlin und Potsdam gestartet. Amazon Prime-Kunden können nun für weitere 9,99 Euro pro Monat auch Lebensmittel bei Amazon bestellen – ab einem Bestellwert von 40 Euro pro Lieferung. Der Lebensmittel-Einzelhandel – der in Deutschland im europäischen Vergleich sowieso sehr niedrige Margen und viele Läden hat – ist alarmiert. Der Chef des Handelsverbands HDE, Josef Sanktjohanser, mahnt zwar zur Besonnenheit, gibt aber zu: Wenn Amazon „durchstartet, wird das den deutschen Lebensmittelhandel (LEH) kräftig durchrütteln“. Angesichts der heute schon niedrigen Margen im LEH warnt er: „Die Rentabilität von Standorten wird in Frage gestellt, sie laufen Gefahr, in existenzielle Schieflagen zu geraten.“

Amazon Pantry:

Pantry (Kombüse) nennt Amazon seinen Shop für Lebensmittel und Haushaltsartikel. Auch er ist exklusiv für Prime-Mitglieder. Die Pantry-Artikel werden in standardisierten Papp-Boxen geliefert. Beim Bestellen im Pantry-Shop sehen die Kunden, zu wie viel Prozent ihr Pantry-Karton bereits gefüllt ist.



Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker / Herausgeber / Geschäftsführer
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Keine Sorge

von M.Mallach am 10.05.2017 um 15:04 Uhr

Macht Euch keine Sorgen: Wie ich soeben per mail vom Wirtschaftsministerium wiederholt erfahren durfte, gibt es überhaupt keine evidenten Beweise dafür, dass der Versandhandel das Vor-Ort-Geschäft in irgendeiner Weise schädigen könnte. Oder wie Frau Zypries es wörtlich ausdrücken würde: "Den Lebensmittelhändlern geht es doch gut. Nicht umsonst ist die ALDI-Werbung eine der meistgelesenen Postwurfsendungen in Deutschland."

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