Umfangreiche Metaanalyse

Neue Erkenntnisse zum Herzinfarktrisiko unter NSAR

Remagen - 10.05.2017, 11:30 Uhr

NSAR beeinflussen das Herzinfarkt-Risiko. Doch welche Faktoren sind ausschlaggebend? (Foto: nikavera / Fotolia)

NSAR beeinflussen das Herzinfarkt-Risiko. Doch welche Faktoren sind ausschlaggebend? (Foto: nikavera / Fotolia)


Infarktrisiko bei allen Wirkstoffen ab der ersten Woche erhöht

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Risiko für einen Herzinfarkt durch die Verwendung von NSAID gegenüber der Nicht-Verwendung im Jahr zuvor um etwa 20 bis 50 Prozent anstieg. Um diesen Befund ins rechte Licht zu rücken, stellen sie jedoch fest, dass das Risiko als Folge dieses Anstiegs im Durchschnitt bei etwa einem Prozent pro Jahr liegt.

Ihre Analyse ergab außerdem, dass jede Einnahme von NSAID für eine Woche, einen Monat oder länger mit einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko verbunden war. Bei einer Verwendung über einen bis sieben Tage lag die Wahrscheinlichkeit für ein erhöhtes Infarktrisiko für Celecoxib bei 92 Prozent, für Ibuprofen bei 97 Prozent und für Diclofenac, Naproxen und Rofecoxib bei 99 Prozent. Naproxen schneidet in dieser Analyse sicherheitsmäßig nicht besser ab.

Weitergehende Auswertungen der Autoren legen nahe, dass das Risiko eines Herzinfarkts im ersten Monat des Einsatzes und bei höheren Dosen größer  ist. Mit längerer Behandlungsdauer scheint es nicht weiter anzusteigen, aber die Forscher raten diesbezüglich zur Vorsicht. Wiederholten Herzinfarkte seien jedoch nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen, geben sie zu Bedenken, deshalb bleibe es dabei, NSAR für so kurze Zeit zu verwenden wie möglich.

Befunde aus der Praxis

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es sich bei ihrer Untersuchung um eine Beobachtungsstudie handelt, basierend auf der Verschreibung oder Abgabe der Arzneimittel. Deshalb hätten nicht alle potenziellen Einflussfaktoren berücksichtigt werden können. Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung halten sie deswegen nicht unbedingt für möglich. Dennoch, so betonen sie, handele es sich um die größte Untersuchung dieser Art bisher und die Ergebnisse basierten auf Daten aus der realen Praxis. Einen so differenzierten Blick auf die Risikolage habe es überdies bislang nicht gegeben, meinen sie, und leiten aus ihren Ergebnissen den Rat ab: „Angesichts der Tatsache, dass das Risiko eines akuten Myokardinfarkts sich schon in der ersten Woche einstellt und im ersten Monat der Behandlung mit höheren Dosen am größten zu sein scheint, sollten die Verordner vor Einleitung der Behandlung Nutzen und Risiken sorgfältig gegeneinander abwägen, insbesondere bei höheren Dosen."



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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