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Wegen Masernepidemie
Italien führt unter Protesten Impfpflicht ein
Für insgesamt zwölf Erkrankungen führt die italienische Regierung eine gesetzliche Impfpflicht ein. Ungeimpfte Kinder werden zukünftig nicht in Kindergärten oder Vorschulklassen aufgenommen, auch sind hohe Bußgelder vorgesehen. Gegner des Gesetzes beschuldigen die Regierung, unter dem Einfluss der „Pharmalobby“ zu stehen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe will sich von seiner italienischen Kollegin nicht anstecken lassen.
Als Reaktion auf eine seit Anfang des Jahres grassierende Masernepidemie hat die italienische Regierung eine gesetzliche Impfpflicht erlassen. Bis Mitte des Monats waren 2395 Masernfälle registriert worden, während es im gesamten letzten Jahr 860 waren – dabei waren 89 Prozent der Erkrankten nicht geimpft. Die italienische Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin hatte sich schon seit Längerem für das Gesetz stark gemacht, konnte sich nun aber gegen den Widerstand aus dem Erziehungsministerium oder der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung durchsetzen, die das Gesetz laut „Spiegel Online“ als „Geschenk für die Pharmaindustrie“ sieht.
Ministerpräsident Paolo Gentiloni erklärte am Freitag, dass die Impfpflicht für zwölf Krankheiten gilt – neben Masern auch Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchhusten und Windpocken. Impfungen sind zukünftig für Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren Voraussetzung, um in eine Krippe, einen Kindergarten oder die Vorschule aufgenommen zu werden. Für die Eltern schulpflichtiger Kinder ab sechs Jahren, die sich der Impfpflicht widersetzen, gibt es hohe Geldbußen.
Gesundheitsministerin Lorenzin erklärte, die Einführung der Impfpflicht sei eine „sehr starke Botschaft an die Bevölkerung“. Sie muss jedoch mit starkem Widerstand rechnen: Laut der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ riefen Anti-Impfverbände zu einer nationalen Protestkundgebung am 8. Juli in der Stadt Pesaro auf. Sie bestreiten offenbar sogar die Existenz der Masernepidemie in Italien, mit der die Einführung der Impfpflicht gerechtfertigt wurde. „Die Impfverweigerer beschuldigten die Regierung, im Dienst einflussreicher Pharma-Lobbys zu stehen“, schreibt die Zeitung.
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