Linken-Wahlprogramm

Apothekenketten verhindern, Rabattverträge abschaffen, Pharmaindustrie kontrollieren

Berlin - 09.06.2017, 13:45 Uhr

Klare Kante gegen Fremdkapital: Aus Sicht der Linken darf es im Gesundheitswesen keinen Wettbewerb geben, daher fordern sie in ihrem Leitantrag zum Wahlprogramm unter anderem, dass Apothekenketten verhindert werden müssen. (Foto: dpa)

Klare Kante gegen Fremdkapital: Aus Sicht der Linken darf es im Gesundheitswesen keinen Wettbewerb geben, daher fordern sie in ihrem Leitantrag zum Wahlprogramm unter anderem, dass Apothekenketten verhindert werden müssen. (Foto: dpa)


Staatliche Kontrolle für die Pharmaindustrie

In den vergangenen Monaten hatte sich die Partei ausdrücklich gegen gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen Apothekern und Versandapotheken stark gemacht. Im Bundestag hatten die Linken einen Antrag auf ein Rx-Versandverbot gestellt, der jedoch kürzlich im Gesundheitsausschuss scheiterte. Auch in ihrem Wahlprogramm zeigen die Linken klare Kante: „Wir wollen den heilberuflichen Charakter des Apothekerberufs stärken. Deswegen lehnen wir Apothekenketten, erst recht in Hand von Aktiengesellschaften, ab. Den Versandhandel mit Arzneimitteln wollen wir so weit wie möglich begrenzen und damit die persönliche Beratung und die wohnortnahe Versorgung stärken.“

Auf etwa sechs Seiten beschäftigen sich die Linken mit dem Gesundheitswesen. Im Vergleich zu den bislang bekanntgegebenen Programmen und Entwürfen der anderen Parteien ist die Detailtiefe auffällig. Mit Blick auf den Pharmamarkt beschwert sich die Partei darüber, dass die bisherigen Preisregulierungs-Gesetze im Pharmamarkt die „Macht der Pharmaindustrie“ nicht hätten „brechen“ können. Die Preisgestaltung müsse sich wieder mehr an Evidenz und Nutzen für die Patienten orientieren. Auch deswegen müsse das Marketing der Pharmakonzerne eingeschränkt werden. Wörtlich: „Die Herstellung von Medikamenten und medizinischen Geräten darf nicht den Profitinteressen von Aktionären unterworfen sein.“ Vielmehr müsse die Pharmaindustrie einer „demokratischen Kontrolle“ unterworfen werden. Wie solche Kontrollen aussehen könnten, gibt die Partei allerdings nicht an.

In den vergangenen Wochen konnten die Mitglieder natürlich noch Änderungsanträge zum Leitantrag einreichen. Ob und welche dieser Anträge in den gesundheitspolitischen Teil des Wahlprogramms miteinfließen, wird sich am kommenden Wochenende in Hannover zeigen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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