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Niedersachsen
Ortsrat entwirft eigenes Apotheken-Versorgungsmodell
Die niedersächsische Kleinstadt Melle macht gerade leidliche Erfahrungen mit der rückgängigen Apothekenzahl. Innerhalb kürzester Zeit schlossen zwei der elf Apotheken. Insbesondere der abseits gelegene Stadtteil Gesmold ist betroffen. Weil die Apothekerkammer nun die Öffnung einer Rezeptsammelstelle untersagt hat, hat der Ortsrat eingegriffen und mit den Apothekern ein eigenes „Modell“ entwickelt.
Die niedersächsische Stadt Melle hat etwa 46.000 Einwohner und liegt an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen. Bis vor Kurzem hatte Melle noch elf Apotheken – sechs davon in den ländlichen Außenbezirken der Stadt und fünf Apotheken im Zentrum von Melle. In den vergangenen Monaten musste allerdings eine dieser Apotheken in Melle schließen. Betroffen ist der Stadtteil Gesmold, der etwa 4 Kilometer westlich außerhalb des Stadtzentrums liegt. Dort musste die Linden-Apotheke nach 34 Jahren schließen. Der Apotheker hatte monatelang versucht einen Nachfolger zu finden, was ihm aber nicht gelang.
Die Gesmolder sind von der entstandenen Versorgungslücke überhaupt nicht begeistert und wurden aktiv. Der Ortsrat des Stadtteils kontaktierte zunächst die Apothekerkammer Niedersachsen in der Hoffnung, dass man eine Rezeptsammelstelle in Gesmold aufbauen könnte. Doch von der Kammer kam eine Absage, weil die Entfernung von 3,4 Kilometern von der nächsten Apotheke bis Gesmold laut Kammer-Richtlinien nicht ausreicht, um eine Rezeptsammelstelle zu errichten.
Doch auch damit gab sich der Ortsrat aus Gesmold nicht zufrieden und setzte sich mit den umliegenden Apotheken in Verbindung, um eine Lösung zu finden. Einem Bericht des „Meller Kreisblattes“ zufolge haben die Gesmolder nun eine Absprache getroffen: „Dazu müssen die Patienten ihren Arzt lediglich bitten, das Rezept an ihre Wunsch-Apotheke zu faxen oder zu mailen“, heißt es in dem Zeitungsbericht. Konkret bedeutet das: Die Patienten weisen die Mediziner auf ihre Wunschapotheke im Umkreis hin, der Arzt faxt oder mailt das Rezept in die Apotheke, der Pharmazeut liefert das Arzneimittel an den jeweiligen Patienten per Botendienst und hol sich bei der Auslieferung das Original-Rezept ab.
Kammer: Keine Rezeptsammelstelle und keine Zuweisungen
Auf Nachfrage von DAZ.online wollten sich weder die Ortsrats-Vertreter noch die beteiligten Apotheker zu dem Vorgehen äußern. Im „Meller Kreisblatt“ wird eine Sprecherin des Ortsrates mit den Worten zitiert, dass dieses Versorgungsmodell „gut und praktikabel“ sei.
Die Apothekerkammer hat große Probleme mit den Entwicklungen in Gesmold. Gegenüber DAZ.online erklärte eine Sprecherin: „Jede Rezeptzuführung von Ärzten an Apotheken ist unzulässig. Der Vorschlag des Ortsrates ist somit nicht zulässig, auch wenn der Patient in der Arztpraxis nach seiner Wunschapotheke gefragt wird.“ Es sei „sehr verständlich“, dass die Bevölkerung und der Ortsrat die Linden-Apotheke vermissen und nach einem Ersatz suchen. „Allerdings ist die Versorgung in der Stadt Melle nicht einmal ansatzweise gefährdet. Die übrigen zehn Apotheken in Melle sind in zumutbarer Entfernung erreichbar und können auch über ihren Botendienst, wenn die Patienten nicht in die Apotheke kommen können, versorgen.“
Warum lehnte die Kammer aber die Errichtung einer Rezeptsammelstelle ab, wenn sich die Gesmolder damit schon zufrieden gegeben hätten? Laut Kammersprecherin gibt es für die Eröffnung eines solchen Briefkastens strenge Statuten, die in diesem Fall nicht erfüllt waren. Wörtlich sagte sie: „Der Meller Stadtteil Gesmold ist nicht abgelegen, weil bei einer Entfernung von nur 3,4 km zur nächsten Apotheke nicht von einer unzureichenden Arzneimittelversorgung gesprochen werden kann. Es ist feste Verwaltungspraxis und Rechtsprechung, dass der Mindestentfernungswert von 4 km überschritten sein muss. Grundsätzlich müssen es 6 km sein, bei Entfernungen zwischen 4 km und 6 km kommt es auf die konkreten Verkehrsverbindungen an. Ist eine Apotheke beispielsweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht oder sehr schlecht zu erreichen, wird auch bei dieser geringen Entfernungsdifferenz eine Genehmigung zur Rezeptsammlung erteilt.“
Und weiter: „Die übrigen zehn Meller Apotheken sind gut gerüstet, die Versorgung der Bevölkerung in dem Stadtteil Gesmold sicherzustellen. Eine Rezeptsammelstelle ist im Übrigen – nach dem Willen des Verordnungsgebers – immer eine nur eine Notbehelfseinrichtung.“
3 Kommentare
Kammer, werde kreativ!
von Andreas P. Schenkel am 23.06.2017 um 10:11 Uhr
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In die Parade gefahren ... wer DocMo "anfüttert" ...
von Christian Timme am 22.06.2017 um 21:26 Uhr
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Paradebeispiel....
von gabriela aures am 21.06.2017 um 21:57 Uhr
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