Versandhandel

Münchener Pharmazeut klagt gegen Amazon-Apotheker

Berlin - 23.06.2017, 14:45 Uhr

Der Münchener Apotheker Hermann Vogel Jr. klagt gegen einige Berufskollegen, weil die mit dem Versand-Giganten Amazon zusammenarbeiten. (Foto: dpa)

Der Münchener Apotheker Hermann Vogel Jr. klagt gegen einige Berufskollegen, weil die mit dem Versand-Giganten Amazon zusammenarbeiten. (Foto: dpa)


Vogel kritisiert Umgang mit Datenschutz

Dagegen geht Amazon mit den Kunden- und Patientendaten recht freizügig um. Laut Datenschutzerklärung erhebt und verarbeitet das Unternehmen sämtliche Kundendaten, also auch Bestellinformationen, und übermittelt diese Daten auch an Dritte. Konkret heißt es in den Bestimmungen des Versandhändlers: „Wir nutzen diese Informationen für die Abwicklung von Bestellungen, die Lieferung von Waren und das Erbringen von Dienstleistungen (...) Wir verwenden Ihre Informationen auch, um mit Ihnen über Bestellungen, Produkte, Dienstleistungen und über Marketingangebote (…) zu kommunizieren (…) und Ihnen Produkte oder Dienstleistungen zu empfehlen, die Sie interessieren könnten.“

Vogel kritisiert auch, dass die Amazon-Apotheken im Gegensatz zu Versandapotheken keine Kontrollmöglichkeit haben, die Bestellprozesse bei Amazon Prime zu hinterfragen und eine korrekte Datenverwendung zu kontrollieren. In der Abmahnung seines Anwalts heißt es wörtlich: „Damit handeln Sie als Apotheker, der sich dieses besonderen Vertriebskanals ‚Amazon‘ bedient, rechtswidrig.“ Es liege ein klarer Rechtsverstoß vor. „Informationen über Arzneimittelkäufe und damit über Krankheiten von Patienten sind wohl völlig unstrittig besonders geschützte personenbezogenen Daten.“

Benachteiligung von Vor-Ort-Apotheken

Vogel sieht in der Kundendatennutzung bei Amazon zudem eine Benachteiligung gegenüber Apothekern wie ihn selbst. Denn im Gegensatz zur ungefragten Datenerhebung und -nutzung bei den Amazon-Apotheken müsse er von jedem Kunden einzeln und schriftlich die Einverständniserklärung einholen, wenn er Daten über Medikamenten-Käufe seiner Kunden speichern und für Werbeangebote über ein Kundenkarten-System nutzen wolle.

Dass er nun allein gegen zahlreiche Kollegen vorgeht, scheint Vogel nicht aus der Ruhe zu bringen. „Ich erwarte keine Unterstützung von anderen. Aber ich will eine juristische Klärung haben.“ Zuvor hatte er übrigens versucht, die Datenschützer verschiedener Bundesländer für dieses Thema zu sensibilisieren: „Aber da habe ich keine Reaktion gesehen“, so Vogel.   



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Zukunft als Amazonapotheker oder der Weg. In die pharmazeutische Sklaverei?

von Heiko Barz am 24.06.2017 um 11:11 Uhr

Beim Lesen dieses Artikels brauche ich schnell Loperamid und Vomex gleichzeitig, um mein Verdauungssystem zu beruhigen.
Amazonapotheker, dieser pseudo- pharmazeutisch- akademische Bodensatz zeigt deutlich, wie sich diese "Kollegen" ihre finanzielle Zukunft vorstellen, nicht wissend oder naiv verdrängend, dass Amazon, der Lieblingsargumentation der Lindner fdp folgend, auf die totale Liberalisierung der Arzneimitteldistribution wartet, dann wären alle finanziellen Vorteile dieser pharmazeutischen Opportunisten mit einem Schlag verschwunden.
Man stelle sich nur vor, mit dieser "Kollegenschar" einen bundesweiten Apothekenstreik durchzuführen zu wollen.!?
Da gibt es eben die zwei Gruppen von Kollegen, die einen nehmen das Kürzel " e.K. " für sich als wichtigsten Teil des Berufsbildes - Apotheker - wahr, während, so hoffe ich doch, der größte Teil pharmazeutischer Protagonisten das Bild des Heilberuflers eher verkörpern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.