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Lobbyarbeit der Apotheker
ABDA: Zwischen Tiefenentspannung und Angst vor dem Ungewissen
Ein gefährliches EuGH-Urteil, ein vorerst verlorener Kampf um das Rx-Versandverbot, eine Partei, die Apothekenketten fordert und die völlige Ungewissheit beim Honorar-Gutachten. Eigentlich müssten bei der ABDA die Alarmglocken läuten. Nach Aussagen der ABDA-Spitze ist dies aber nicht der Fall. Die gestrige Mitgliederversammlung soll eine der entspanntesten überhaupt gewesen sein. Im anstehenden Wahlkampf soll nun die Basis kräftig bei den Politikern für das Rx-Versandverbot werben.
Am gestrigen Mittwoch sind in Berlin Vertreter aus allen 34 Mitgliedsorganisationen der ABDA zur Mitgliederversammlung zusammengekommen. Blickt man auf die vergangenen Monate zurück, hätte man annehmen können, dass die Apotheker viel und kontrovers diskutieren. Nicht zuletzt die Brandrede von Nordrheins Kammerpräsident Lutz Engelen hat gezeigt, dass sich einige Apotheker nicht nur um die Zukunft des Apothekenmarktes sorgen, sondern auch die Arbeit ihrer Standesvertretung hinterfragen. Hinzu kommt, dass die EU-Versandapotheken ihre Marktanteile derzeit ungebremst ausweiten können. Und in der Politik warnt man vor einem „Pharmazon“ im deutschen Apothekenmarkt und gibt ganz offen zu, dass man DocMorris und Co. derzeit wenig entgegenzusetzen habe.
Nach der gestrigen Mitgliederversammlung stellte sich dann die ABDA-Spitze den Fragen der Fachjournalisten. Glaubt man ABDA-Vize-Präsident Mathias Arnold, wirkt sich die derzeitige Markt- und Politiklage aber keineswegs auf das Gemüt der Standesvertreter der Apotheker aus. Arnold berichtete, dass man „ohne große Diskussion“ und einstimmig den Haushaltsentwurf für 2018 beschlossen habe und dass es auch über die Nachlese der Anträge vom Deutschen Apothekertag 2016 (DAT) „überhaupt keinen Streit“ gegeben habe. Arnold weiter: „Es war ein reines Abarbeiten der Punkte, es war total entspannt heute, fast so ein bisschen wie in einem Anglerverein.“
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt konkretisierte, dass es bei der politischen Ausrichtung für den Wahlkampf und die nächste Legislaturperiode deswegen keine Diskussionen gegeben habe, weil es „ein hohes Maß an Übereinstimmung in der Strategie“ gibt. Heißt konkret: Die ABDA will sich auch in den kommenden Monaten verstärkt für das Rx-Versandverbot einsetzen. Auf die Frage hin, wo man die Hoffnung für das Verbot hernehme, wenn ein Großteil der Politik sich dagegen ausgesprochen habe, sagte Schmidt: „Das Rx-Versandverbot ist in jeder politischen Konstellation denkbar. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat uns signalisiert, dass er keinen Anlass sieht, davon abzurücken.“
Frage nach der Besitzstandsgarantie
Trotzdem, so Schmidt, gebe es „keinerlei Garantie“, dass es denn wirklich klappt. Und genau deswegen sollen gerade jetzt im Wahlkampf die Apotheker an ihre Abgeordneten und die Bundestags-Kandidaten herantreten und über die Lage auf dem Apothekenmarkt berichten. Die ABDA erhofft sich in dieser „Phase des offenen Ohres“, auf nicht ganz so viele „vorgefestigte“ Meinungen bei den Politikern zu treffen. Die ABDA selbst will sich in den kommenden Wochen verstärkt dafür einsetzen, dass das Rx-Versandverbot noch in die Wahlprogramme der Unionsparteien kommt. Außerdem werde man für die Bundestagswahl einen sogenannten „Wahlradar“ einrichten. Gemeint ist ein ähnliches System wie im Wahlkampf 2013, als die ABDA in jedem der 299 Wahlkreise einen Wahlkreisapotheker benannte, der sich mit den Kandidaten in Verbindung setzen wollte.
Trotz aller Einigkeit hinsichtlich der Strategie blickt die ABDA der näheren Zukunft auch mit Ungewissheit entgegen. Mehrere Politiker hatten auf die jüngsten Umsatzentwicklungen von DocMorris reagiert und davor gewarnt, dass die EU-Versender die kommenden Monate ungebremst nutzen könnten, um ihre Marktanteile auszuweiten. ABDA-Präsident Schmidt räumte ein: „Jede Bewegung in Richtung Versandhandel wirft automatisch die Frage nach der Besitzstandsgarantie auf.“ Eine sofortige Reaktion schließt Schmidt aber aus. Vielmehr müsse es das Ziel sein, die Entwicklung „in dieser blöden Situation zu verlangsamen“.
Schmidt weiter: „Unsere Antwort darauf ist: Wir müssen das Rx-Versandverbot weiter in den Köpfen der Menschen halten. Einerseits müssen wir die Patienten darauf sensibilisieren und somit die Patientenbewegungen hin zum Versandhandel begrenzen. Andererseits müssen wir es auch in den Köpfen der Versandhändler halten, um denen klar zu machen, dass eben noch keine Entscheidung gefallen ist und dass in der kommenden Legislaturperiode noch alles möglich ist.“ Der ABDA-Präsident erklärte auch, dass die Entwicklung paradoxerweise etwas Gutes für die Apotheker mit sich bringe: „Wenn die Patienten jetzt alle nur noch zu uns kommen würden und es gar keine Entwicklung hin zum Versand gäbe, würde uns die Politik schließlich sagen: ‚So schlimm kann es doch nicht sein‘.“
ABDA: Beim Honorar muss die Politik den ersten Wurf machen
Und auch bei der Frage um die Zukunft des Apothekenhonorars sieht die ABDA derzeit keinen Grund für ein überschnelles Handeln. Fest steht, dass sich alle in dieser Legislaturperiode im Bundestag vertretenen Parteien dafür ausgesprochen haben, das Honorar umzustrukturieren. Dazu gibt es die unterschiedlichsten Ansätze. Konsens scheint aber zu sein, dass man den Fokus künftig stärker auf eine Dienstleistungs-orientierte Vergütung setzen möchte als auf die derzeitige Variante des Packungsabgabe-Honorars. Auch Schmidt erklärte, dass es „Änderungsbedarf“ gebe, weil die derzeitige Systematik zulasten kleiner und kleinerer Apotheken gehe. Der ABDA-Präsident beschwerte sich allerdings auch darüber, dass die Politik sich nach wie vor weigere, einen Passus im Sozialgesetzbuch V zu ändern, der es den Apothekern überhaupt erst ermögliche, pharmazeutische Dienstleistungsverträge mit den Krankenkassen abzuschließen.
Weiterhin dürfe es aus Sicht der Apotheker nicht dazu kommen, dass die Honorarstruktur schlichtweg umgeschichtet werde. Schmidt nannte als Beispiel ein Vergütungsmodell des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA), bei dem die Apotheker aus ihrem Fixhonorar zusätzlich weitere 16 Cent in den Notdienstfonds einzahlen, um kleinere Apotheken finanziell zu stärken. Schmidt erklärte: „Solche Sicherstellungszuschlagsmodelle sind europaweit gescheitert.“ Ebenfalls sprach Schmidt sich gegen einen Vorschlag der DAK aus, nachdem eine sektorenübergreifende Bedarfsplanung für den ambulanten Sektor geschaffen werden solle. Bei dieser Idee stehe man vor der Frage, welche Apotheke nun an welchem Ort wertvoll sei. Schmidt dazu: „Wir vertreten alle Apotheker und können kein Modell unterstützen, bei dem einzelne schlechter gestellt werden.“
Die ABDA sieht bei der Honorar-Frage den Ball aber im Feld der Politik. Schmidt versicherte, dass die AG Honorierung unter Leitung von DAV-Chef Fritz Becker intensiv an neuen Honorar-Modellen arbeite: „Wir werden eine Antwort haben, wenn es so weit ist.“ Allerdings wolle man erst darüber diskutieren, wenn aus der Politik eine Auskunft darüber komme, wie es grundsätzlich weitergehen solle im Apothekenmarkt.
9 Kommentare
Leistungsbezogene Beiträge als Weckruf ...
von Christian Timme am 08.12.2017 um 3:53 Uhr
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von Martin Didunyk am 29.06.2017 um 18:29 Uhr
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von Dosquet Dieter am 29.06.2017 um 18:10 Uhr
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von Reinhard Rokitta am 29.06.2017 um 15:09 Uhr
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von Dr.DIEFENBACH am 29.06.2017 um 14:02 Uhr
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Tiefenentspannung??
von Heiko Barz am 29.06.2017 um 13:49 Uhr
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von Christiane Patzelt am 29.06.2017 um 12:20 Uhr
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von Peter Bauer am 29.06.2017 um 11:48 Uhr
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