Zyto-Apotheker

Stadt Bottrop nennt knapp 50 Arzneimittel mit Fälschungsverdacht

Bottrop - 04.07.2017, 17:30 Uhr

In Bezug auf die Bottroper Apotheke stehen inzwischen deutlich mehr Wirkstoffe unter Fälschungsverdacht.  (Foto: benicoma / Fotolia)

In Bezug auf die Bottroper Apotheke stehen inzwischen deutlich mehr Wirkstoffe unter Fälschungsverdacht.  (Foto: benicoma / Fotolia)


In über 50.000 Fällen soll ein Bottroper Apotheker Zytostatika gestreckt haben – seit einem guten halben Jahr sitzt er in Untersuchungshaft, Anklage ist noch nicht erhoben. Während nach dem anfänglichen Verdacht nur eine Handvoll betroffene Arzneimittel genannt wurden, veröffentlichte die Stadt Bottrop nun eine Liste mit knapp 50 Wirkstoffen.

Angesichts des Falles eines Apothekers aus Bottrop, der in über 50.000 Fällen Zytostatika-Rezepturen falsch hergestellt und damit auch einen Betrug in Millionen-Höhe begangen haben soll, hatte die Stadt Bottrop eine Telefon-Hotline für den „Apotheken-Vorfall“ eingerichtet. Verunsicherte Bürger sollten so Informationen erhalten können, ob sie eventuell betroffen sind. 

Basierend auf einer Durchsuchung Ende November 2016 hatte die Staatsanwaltschaft Essen Ermittlungen gegen den Apotheker eingeleitet und einen Haftbefehl erwirkt. Der unter dringendem Tatverdacht stehende Pharmazeut schweigt bislang zu den Vorwürfen, auch seine Anwälte wollten auf Nachfrage keine Stellungnahme abgeben.

Als unmittelbare Maßnahme der Stadt Bottrop hat die Amtsapothekerin noch am Tag der Hausdurchsuchung durch die Staatsanwaltschaft die Produktionsstätte für die Präparate sofort geschlossen, heißt es auf der Internetseite der Stadt. Gegenüber DAZ.online hatte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft zunächst die monoklonalen Antikörper Nivolumab, Denosumab, Ramucirumab und Bevacizumab sowie das Zytostatikum Nab-Paclitaxel als betroffene Arzneimittel genannt – bei diesen bestehe der Verdacht, dass der Apotheker in vielen Fällen Rezepturen erheblich unterdosiert habe. 

Bürger können sich ans Gesundheitsamt wenden und Selbsthilfegruppe gründen

Seit dem gestrigen Montag besitzt die Stadt Bottrop eine Liste von knapp 50 Wirkstoffnamen, bei denen entweder in Bezug auf beschlagnahmte Infusionslösungen oder bei Prüfung der Abrechnungen der Apotheke „Differenzen zwischen Einkaufsmenge und der Menge der abgegebenen Substanz“ aufgefallen seien.

Um für möglicherweise betroffene Patienten eine Übersicht zu schaffen, hat die Stadt nun die Liste von Arzneimitteln veröffentlicht – sie enthält zahlreiche in der Tumortherapie eingesetzte Wirkstoffe, darunter verschiedene monoklonale Antikörper. „Das Gesundheitsamt weist aber darauf hin, dass sich aus dieser Liste keine sicheren Rückschlüsse auf eine Minderdosierung im einzelnen Patientenfall ziehen lassen“, erklärt die Stadt.

Patienten sollen für eine individuelle Beratung zuerst mit ihrem jeweiligen Onkologen oder sonstigen behandelnden Arzt Kontakt aufnehmen, heißt es auf der Internetseite. „Die Hotline des Gesundheitsamtes kann darüber hinaus helfen zu klären, ob der behandelnde Arzt oder das Krankenhaus von dem Bottroper Apotheker beliefert worden sind“, erklärt die Stadt. Außerdem verweist sie auf das Selbsthilfe-Büro www.selbsthilfe-bottrop.de Bottrop des Paritätischen Wohlfahrtsverbands – dort bestünde die Möglichkeit, eine Selbsthilfegruppe zu gründen.

Folgende Wirkstoffe sind womöglich von den Fälschungen betroffen

  • 5-Fluorouracil
  • Aflibercept
  • Azacitidine
  • Bendamustin
  • Bevacizumab
  • Bortezumib
  • Brentuximab
  • Cabazitaxel
  • Carboplatin
  • Carfilzomib
  • Cetuximab
  • Cyclophosphamid
  • Daratumumab
  • Dexamethasonphosphat
  • Decitabin
  • Denosumab
  • Docetaxel
  • Doxorubicin Caelyx
  • Epirubicin
  • Eribulin
  • Etoposid
  • Folinsäure sowie Folinsäure/Mischung
  • Irinotectan sowie Irinotectan Lipsomal
  • Mitomycin
  • Nab-Paclitaxel
  • Nivolumab
  • Obinutuzumab
  • Ofatumumab
  • Oxaliplatin
  • Paclitaxel
  • Panitumumab
  • Pembrolizumab
  • Pemetrexed
  • Pertuzumab
  • Ramucirumab
  • Rituximab
  • Temsirolimus
  • Topotecan
  • Trabectedin
  • Trastuzumab sowie Trastuzumab/Emtansine
  • Tresosulfan
  • Vinblastin sowie Vinblastinsulfat
  • Vinflunin
  • Vinorelbin
  • Zoledronsäure


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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