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BAH zu Arzneimittel-Lieferengpässen
„Wir brauchen ein Engpass-Management“
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH), Dr. Hermann Kortland, glaubt nicht, dass sich die Lieferengpässe bei Arzneimitteln mit den bereits diskutierten Maßnahmen abstellen lassen. Insbesondere eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa hält er für unrealistisch. Stattdessen brauche es ein „Engpass-Management“.
„Ja, es gibt Lieferengpässe bei Arzneimitteln, das ist gar keine Frage“, stellte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), Dr. Hermann Kortland, gleich zu Beginn seines Vortrags vor der Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg in Stuttgart am gestrigen Mittwoch klar. Leider werde die Diskussion über die Gründe und Konsequenzen oft sehr emotional geführt. Beispielsweise werde den pharmazeutischen Unternehmen immer wieder vorgeworfen, Lieferengpässe absichtlich herbeizuführen. Das sei aber Unsinn, grundsätzlich wollten diese natürlich liefern. „Lieferengpässe wären ein völlig unsinniges Geschäftsmodell für die Hersteller“, so Kortland.
Wirkstoffe fast nur noch aus China und Indien
Die Gründe dafür, dass es immer wieder zu Lieferschwierigkeiten von pharmazeutischen Unternehmen kommt, sind laut Kortland vielfältig: eine steigende globale Nachfrage, zunehmende Komplexität der Arzneimittel, Zunahme der regulatorischen Anforderungen, Preis- und Rabattdruck sowie die fehlende Planbarkeit der bedarfsgerechten Produktion. Der Hauptgrund liegt für ihn aber in einer Konzentration der Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion in nur zwei Ländern. Kortland geht davon aus, dass heute über 80 Prozent der in Deutschland verwendeten Wirkstoffe entweder aus China oder aus Indien stammen. Schon in den 1980er-Jahren hätten sich diese beiden Nationen das Ziel gesetzt, Weltmarktführer in der Produktion von Wirkstoffen für Humanarzneimittel zu werden. Dank staatlicher Subventionen, niedriger Lohnkosten und weitgehend fehlender Umwelt- und Sicherheitsauflagen sei dies auch gelungen. Dadurch seien zu den genannten Vorteilen noch kontinuierliche Effizienzgewinne und Skaleneffekte gekommen. „Diese beiden Länder haben inzwischen einen unschlagbaren Produktionsvorteil“, so Kortland.
Für Kortland ist es angesichts dieser Ausgangslage „völlig
unrealistisch“, dass es gelingen könnte, die Produktion wieder in signifikantem
Ausmaß nach Deutschland oder Europa zurückzuholen. ABDA-Präsident Friedemann
Schmidt beispielsweise hat kürzlich auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbands
der Pharmazeutischen Industrie (bpi) gefordert, Anreize für eine
Arzneimittelproduktion in Europa zu schaffen. Und auch der CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich hatte dies empfohlen. Hennrich und Schmidt dachten bei einer Veranstaltung der Gehe laut darüber nach, dass es europäische Überwachungsbehörden und vielleicht sogar europäische Preise geben sollte.
1 Kommentar
Engpässe
von Dr,Diefenbach am 07.07.2017 um 10:51 Uhr
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