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Crowdfunding-Erfolg
Münchener Cannabis-Therapiezentrum soll im Herbst starten
Für ein in München geplantes Cannabis-Institut kamen in den letzten Monaten mehr als 100.000 Euro an Crowdfunding-Geldern zusammen. Der Betreiber will nach Möglichkeit noch im September ein Behandlungszentrum eröffnen, wie er DAZ.online sagte. Offen ist weiterhin, inwiefern eine Apotheke eingebunden werden kann.
In der vergangenen Woche stieg die Marke auf knapp 109.000 Euro: Eine Münchener Initiative um den Geschäftsführer des DCI Cannabis Instituts, Wenzel Vaclav Cerveny, hatte genug Investitionen gesammelt, um das nach eigener Aussage bundesweit erste Cannabis-Therapiezentrum zu starten. Dieses soll in Räumlichkeiten von 600 bis 1.000 Quadratmetern eine Arztpraxis mit Schwerpunkt Allgemeinmedizin und Schmerztherapie beinhalten, in der Patienten zu Cannabis-basierter Medizin betreut werden. Hinzu soll ein Informationszentrum samt Bistro kommen. Außerdem bietet ein bereits an einem anderen Ort in München eröffneter Laden Hanfprodukte an.
Das DCI Cannabis Institut hat die Gelder nicht als Spende eingesammelt, sondern bietet über ein vergleichsweise riskantes „Nachrangdarlehen“ 5 Prozent Verzinsung auf die Investitionen. „Damit rückt die Finanzierung des bundesweit ersten Cannabis-Therapie-Zentrums in greifbare Nähe“, erklärte Cerveny. „Wir können das Therapiezentrum im Prinzip jetzt in Angriff nehmen“, sagte er gegenüber DAZ.online. Die 100.000 Euro würden für den Start reichen, weitere 400.000 Euro seien für eine vollumfängliche Finanzierung des Therapiezentrums nötig. Falls zusätzliche 500.000 Euro investiert werden, sollen eigene Forschungsprojekte gestartet oder an einem zweiten Ort ein weiteres Zentrum eröffnet werden.
Cerveny ist selbst von Patienten auf das Thema aufmerksam gemacht worden, als er vor vier Jahren für den bayerischen Landtag kandidierte. „Ich habe das zunächst abgestempelt, bis ich mich näher mit dem Thema näher auseinandergesetzt habe“, sagte Cerveny. Zur Legalisierung von Cannabis startete er später ein Volksbegehren, welches aber vor anderthalb Jahren am Bayerischen Verfassungsgerichtshof gescheitert ist.
Auch mit dem neuen Cannabis-Gesetz sieht Cerveny noch viel Bedarf. So sei es für Patienten sehr schwierig, einen Arzt zu finden, der ihnen die Rezepte ausstellt und die Kostenübernahme organisiert. Viele Mediziner wollten nicht als „Kifferarzt“ abgestempelt werden, sagte Cerveny. „Wenn die Ärzte nicht wollen, müssen wir eine Anlaufstelle schaffen“, erklärte er. „Mich rufen jeden Tag zehn Patienten an, die mich nach Ärzten fragen.“
Zwei Ärzte im Boot, Gespräche mit einem Apotheker
Nachdem zunächst eine Ärztin abgesprungen war, hat Cerveny nun zwei Ärzte für sein Projekt gewinnen können, die im September direkt einsteigen wollen. Im Gespräch ist er auch mit einem Apotheker, über den möglicherweise Cannabis-Präparate bezogen werden sollen. Doch gibt es hier nicht zuletzt durch das Antikorruptionsgesetz erhebliche rechtliche Hürden, wie der Apotheker auf Nachfrage einräumte – er wollte zunächst namentlich noch nicht genannt werden.
„Es wird Zeit, dass Cannabis-Patienten eine kompetente Anlaufstation bekommen“, erklärte Cerveny: Durch das Cannabis-Gesetz seien viele Patienten „bitter enttäuscht“ worden. Nur für 20 Prozent der 1000 Patienten mit früherer Ausnahmeerlaubnis der Bundesopiumstelle hätten Krankenkassen die Kosten übernommen, heißt es ohne Quellenangabe in einer Pressemitteilung des Cannabis-Institutes.
Cervenys Pläne sind dabei noch deutlich größer. „Ziel ist der Aufbau von Cannabis-Therapie-Zentren in allen deutschen Landeshauptstädten“, heißt es in der Pressemitteilung. Nach „Expertenschätzung“ würden in Deutschland bis zu 1,6 Millionen Menschen eine Cannabis-basierte Medizin benötigen, behauptet das Cannabis-Institut weiter.
1 Kommentar
geplante Therapie
von GUIDO TRUSZKOWSKI am 11.07.2017 um 16:05 Uhr
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