Ausbildung

Ist die Approbationsordnung ein Hindernis für zeitgemäße Lehre?

Stuttgart - 28.08.2017, 14:15 Uhr

Die AAppO legt nur eine Gesamtstundenzahl pro Fach fest, wie viel davon im Labor verbracht wird, bleibt den Hochschulen selbst überlassen. (Foto: natros/Fotolia)

Die AAppO legt nur eine Gesamtstundenzahl pro Fach fest, wie viel davon im Labor verbracht wird, bleibt den Hochschulen selbst überlassen. (Foto: natros/Fotolia)


Die Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) ist ein Hindernis für eine zeitgemäße moderne Lehre und ohne eine Neufassung geht gar nichts? Das Beispiel der Pharmazie in Frankfurt zeigt, was bereits jetzt alles möglich ist. 

Bei der Ausbildung der Apotheker gibt es Reformbedarf. In diesem Punkt sind sich wohl alle Beteiligten – im Gegensatz dazu, wie diese Reformen aussehen sollen und umgesetzt werden können – einig. Klar ist auf jeden Fall: Sollte die von vielen als unerlässlich angesehene Änderung der Approbationsordnung (AAppO) beschlossen werden, geht das nicht von jetzt auf gleich, sondern ist ein langwieriger Prozess. Daher wird an vielen Stellen darüber nachgedacht, was man denn im Rahmen der bestehenden Regeln schon ändern kann. So zum Beispiel in Frankfurt, wo vor Kurzem die Studienordnung geändert und dazu ein Positionspapier verfasst wurde. Maßgeblich mit daran beteiligt war Robert Fürst, Professor für pharmazeutische Biologie an der Goethe-Universität. 

„Approbationsordnung ist wenig bekannt“

Die  AAppO ist wenig bekannt  – nicht nur bei Apothekern, sondern auch bei Lehrkräften. Das stellt Robert Fürst, Professor für pharmazeutische Biologie in Frankfurt immer wieder fest. Eine Änderung, um das Pharmaziestudium an die aktuellen Anforderungen an den Beruf anzupassen, ist seiner Ansicht nach gar nicht nötig. Fürst verweist dazu auf den Wortlaut der Verordnung.


„Die universitäre Ausbildung soll den Studierenden unter Berücksichtigung der Anforderungen und Veränderungen in der Berufswelt die erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden so vermitteln, dass sie zu wissenschaftlicher Arbeit, zur kritischen Einordnung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und zur verantwortlichen Ausübung des Apothekerberufs befähigt werden.“

§ 2 (1) AAppO


Wissenschaftlichkeit und Bezug zum Beruf 

Eine sehr moderne Formulierung, wie Fürst findet. Sie hebt sowohl die Wissenschaftlichkeit der Ausbildung als auch den Bezug zum Beruf hervor. Für jedes der Stoffgebiete ist angegeben, wie viele Stunden zu unterrichten ist, wie sich diese auf Seminare, Vorlesungen und Praktika verteilen und wie viele Bescheinigungen jeweils vergeben werden: insgesamt sind es 233 Semesterwochenstunden. Auf acht Semester aufgeteilt sind das 29 Stunden pro Woche. Wie die Stunden auf die einzelnen Stoffgebiete aufgeteilt werden, ob es sich dabei um Praktika oder um Seminare handelt und wie die Scheine vergeben werden, ist nicht geregelt, nur die Gesamtstundenzahl. Auch die Aufteilung von Grund- und Hauptstudium wird nicht festgelegt. Die Entscheidung, dass es z.B. im Grundstudium einen Schein „Arzneipflanzenexkursion“ gibt, liegt also in den Händen der Universität und nicht der AAppO. Somit ergebe sich für die Lehre ein hoher Gestaltungsspielraum. Zusätzlich erlaubt die AAppO sogar, bis zu 42 Unterrichtsstunden zwischen den Stoffgebieten zu verschieben. Damit ergibt sich noch mehr Flexibilität.

Das hat sich in Frankfurt geändert

Zusammen mit Vertretern der Fachschaft und der einzelnen Semester wurden in einem Dialog Ideen erarbeitet. Dazu haben die Studierenden die einzelnen Lehrveranstaltungen in einem Ampelschema bewertet. Im Verlauf dieses Prozesses entstand die Idee, das achte Semester zu entlasten, um so mehr Freiraum für vernetztes Lernen zu schaffen. Zukünftig findet das chemische Praktikum komplett im fünften Semester statt. Im praktikumsfreien achten Semester ist nun das Fertigarzneimittelseminar, ein interdisziplinäres Seminar zur Arzneistoffentwicklung und das Seminar „Biogene Arzneimittel“. Als weiteres Beispiel für sinnvolle Straffung im Grundstudium nennt Fürst die Arzneipflanzenbestimmung im Grundstudium. Eine Exkursion findet nicht mehr statt. An deren Stelle wird eine exemplarische Bestimmungsübung durchgeführt. Das Herbarium, das die Studierenden anschließend erstellen sollen, besteht lediglich aus 20 Pflanzen, also wesentlich weniger als früher üblich. Der Kritik, dass es dem Studium an aktuellen Themen fehle, hält Fürst entgegen, dass diese schon längst implementiert wurden. So werden in der pharmazeutischen Biologie Gentechnik und molekularbiologische Techniken gelehrt, Arzneipflanzen werden aus evidenzbasierter Sicht betrachtet und auch in der Klinischen Pharmazie wird nicht nur von den Hochschullehrern, sondern auch viel von Leuten aus der Praxis vermittelt, also Ärzten, Apothekern aus der öffentlichen Apotheke, Krankenhausapotheke und Industrie.

Standorte sollen eigene Profile bilden

Robert Fürsts Appell an die Studienstandorte ist, dass sich jedes Institut ein eigenes Profil ausarbeiten soll. „Wenn ein Standort die Botanik hochhalten will, dann soll er das tun“. Dadurch könne sich auch ein Wettbewerb um die Studierenden herausbilden. Zurzeit gäbe es zu viel Nivellierung.

Die besten Adressen fürs Praktische Jahr

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland befragt jedes Jahr die Pharmazeuten im Praktikum zu ihrer Ausbildung in der öffentlichen Apotheke oder Krankenhausapotheke. Aus allen bewerteten Ausbildungsapotheken werden die besten gekürt – drei öffentliche und drei Krankenhausapotheken. Wir haben sie vorgestellt.

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Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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