ABDA-Präsident Schmidt zum Zyto-Skandal

„Krassester Einzelfall von kriminellem Verhalten“

Düsseldorf - 12.09.2017, 13:00 Uhr

Der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kritisierte das dem Bottroper Zyto-Apotheker zur Last gelegte Verhalten scharf. (Archiv-Foto: Külker)

Der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kritisierte das dem Bottroper Zyto-Apotheker zur Last gelegte Verhalten scharf. (Archiv-Foto: Külker)


ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat die mutmaßlichen Machenschaften des Bottroper Zyto-Apothekers scharf verurteilt. Falls sich die Vorwürfe erhärteten, sei das der „krasseste Einzelfall von kriminellem Verhalten“, der ihm bisher untergekommen sei. Schmidt zeigte sich offen für alle Maßnahmen, die solche Fälle zukünftig verhindern helfen. Man müsse prüfen, ob die heutige Vergütungssystematik falsche Anreize setze.

Auf der Auftakt-Pressekonferenz zum Deutschen Apothekertag, der am morgigen Mittwoch in Düsseldorf startet, äußerte sich ABDA-Präsident Friedemann Schmidt auch zu dem Bottroper Zyto-Skandal. Die Staatsanwaltschaft wirft einem Apotheker vor, in zehntausenden Fällen Zytostatika-Zubereitungen mit deutlich zu niedrigen Wirkstoff-Konzentrationen abgegeben zu haben. Schmidt zeigte sich offen für verstärkte Kontrollen der Zyto-Apotheken. Er halte „jede Maßnahme für gerechtfertigt, die solches Verhalten in Zukunft ausschließen hilft“. Er betonte aber, dass es sich um einen Einzelfall handle. Die übergroße Mehrheit der Zyto-Apotheker arbeite korrekt.

Schmidt sieht nun vor allem die Politik in der Pflicht. Man habe diese Themen auch im Bundesgesundheitsministerium vorgetragen. Schmidt sagte, man müsse überlegen, ob die heutige Vergütung dieser sehr teuren Arzneimittel nicht falsche Anreize setzen könnte. Seiner Meinung nach solle das Geld eher für die apothekerliche Arbeit der Zyto-Herstellung bezahlt werden, als für den Bezug der Wirkstoffe. Der Bottroper Apotheker soll aus finanziellen Gründen massenhaft zu wenig Wirkstoff in den Zubereitungen verarbeitet haben.

Heutiges System der Zyto-Apotheken „genau richtig“

Schmidt verteidigte das heutige System von „Zytostatika-Schwerpunktapotheken“: „Grundsätzlich kann Zytostatika-Herstellung nur so stattfinden“, sagte der ABDA-Präsident. Aufgrund der hohen Anforderungen an Räumlichkeiten, Ausstattung und Personal könne nicht jede Apotheke Zytostatika herstellen, wie es bei den „normalen“ Standard-Rezepturen der Fall ist. Eine Zentralisierung dieser Aufgabe sei daher fachlich, juristisch und ökonomisch richtig. Eine stärkere Konzentrierung als heute hält Schmidt aber für grundfalsch: „Wenn nur noch 100 Apotheken Zytostatika herstellen, dann wäre ein Einzelfall wie jetzt noch viel schlimmer!“ 



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1 Kommentar

. . . hofft auf mehr Apotheken?

von Martin Trunk am 13.09.2017 um 13:55 Uhr

Warum kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass diese Aussagen den Weg für geplante Änderungen der Hilfstaxe ebnen sollen? Die Krankenkassen werden versuchen, die gerade eben "verlorenen" Einsparungen aus den Ausschreibungen auf breiter(er) Basis zurückzuholen. Dies wird mit Sicherheit nicht den Anreiz erhöhen, die Herstellung von Zytostatika neu in der Apotheke zu etablieren, das Gegenteil wird der Fall sein . . .

Wann wird man endlich verstehen, dass die goldenen Zeiten in diesem Bereich längst vergangen sind? Die Erkenntnis scheint noch nicht an allen Stellen durchgedrungen zu sein.

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