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Apothekenklima-Index der ABDA
Apotheker-Stimmung auf dem Tiefpunkt
Die selbstständigen Apotheker in Deutschland schätzen die Zukunft ihrer Branche und ihres eigenen Betriebs deutlich pessimistischer ein als noch vor einem Jahr. Das geht aus dem „Apothekenklima-Index“ hervor, den die ABDA am heutigen Dienstag auf ihrer Pressekonferenz zum Auftakt des Deutschen Apothekertages vorgestellt hat.
Unter den selbstständigen Apothekerinnen und Apothekern in Deutschland breitet sich Pessimismus aus: Laut einer repräsentativen Meinungsumfrage von TNS Infratest im Auftrag der ABDA erwarten vier von zehn Apothekern in den kommenden zwei bis drei Jahren eine etwas oder deutlich schlechtere Entwicklung für ihre Apotheke. Die ABDA stellte den „Apothekenklima-Index“ auf ihrer Pressekonferenz zum Auftakt des Deutschen Apothekertages vor.
Für die gesamte Branche „Apotheke“ sieht die Einschätzung sogar noch düsterer aus, wie ABDA-Präsident Friedemann Schmidt verkündete: Fast zwei Drittel (64,4 Prozent) der Apothekeninhaber rechnen in naher Zukunft mit einer Verschlechterung der weiteren Apothekenentwicklung. Nur 6,3 Prozent der Apotheken am Stadtrand erwarten Verbesserungen für die Branche.
EuGH-Urteil drückt Stimmung
Ganz klar, ein wesentlicher Grund für diese trübe Stimmung liegt im EuGH-Urteil vom Oktober des letzten Jahres, das den ausländischen Versendern erlaubt, sich nicht an die Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel zu halten. Das führt, so die Einschätzung vieler Apotheker, zu einer Schieflage im Wettbewerb mit enormen Auswirkungen auf die Vor-Ort-Apotheken in Deutschland. So geben über die Hälfte der befragten Apotheker an, nach dem EuGH-Urteil ihre Investitionen bremsen zu wollen: Über 40 Prozent der Apothekeninhaber planen keine Investitionen, rund 55 Prozent allerdings wollen in EDV, Technik und Räume investieren. Gespart wird zudem am Personal: Zwei Drittel der kleineren Apotheken plant beispielsweise keine Einstellungen. Entlassungen sind allerdings in den meisten Apotheken (knapp 90 Prozent) nicht vorgesehen. Vor allem in kleineren Orten dürfte auch die Ausbildung leiden, so die Ansicht von einem Drittel der Apotheker. „Ein ganz schlechtes Zeichen“, kommentierte Schmidt dieses Ergebnis.
Problemfall Nachwuchs
„Ein ziemlich schmerzhaftes Thema“, so Schmidt, ist die
Nachwuchs-Gewinnung, Obwohl die Zahl der neuen Approbationen weitgehend stabil
geblieben sei, komme dieses Ergebnis nicht in den Apotheken an. Ein Drittel
aller Apotheken rechnet daher nicht mit einer Bewerbung, wenn sie einen
Arbeitsplatz neu schaffen oder nachbesetzten. Bei den PTA sieht die Situation
leicht besser aus, nur in kleineren Orten scheint die Situation schwieriger zu
sein. Bei der Besetzung von PKA-Bewerbungen rechnet rund zwei Drittel mit
mindestens einer Bewerbung.
Was ärgert und was motiviert
Ein weiteres Ergebnis aus dem Apothekenklima-Index: Stünde der Verkauf der eigenen Apotheke an, erwartet zwei Drittel der Apotheker mindestens zwei Kaufinteressenten, was nicht schlecht sei, aber dennoch schlechter als die Einschätzung im Vorjahr, so der ABDA-Präsident.
Auch sogenannte weiche Faktoren hat die ABDA für den Index abfragen lassen. So ist die zunehmende Bürokratie nach wie vor das größte Ärgernis im Berufsalltag, wie über 80 Prozent der befragten Apotheker angaben. Auch die Lieferengpässe werden von über der Hälfte der Apotheker immer mehr als Ärgernis aufgefasst.
Zu den größten Motivationen im Berufsalltag gehört dagegen die Beratung (rund 80 Prozent), die Selbstständigkeit (rund 60 Prozent) und das Teamwork. Viele würden sich, so zeigte die Umfrage, auch mehr in der Prävention engagieren.
Als positiver Aspekt wird die Einführung der Beratungsgebühr für Rezepturen, die Erhöhung der Dokumentationsgebühr und das Verbot der Exklusivausschreibung für Zytostatika gesehen.
Und was wünschen sich die Apotheker in Zukunft? Wie die
Ergebnisse des Apothekenklima-Index zeigen, steht als wichtigstes Thema die
Planungssicherheit an erster Stelle – „das treibt die meisten um“, so
Schmidt, „für über 83 Prozent steht dies bei den gesundheitspolitischen
Prioritäten ganz vorne“. Daher fordern über 80 Prozent von der nächsten
Bundesregierung, ein Rx-Versandverbot einzuführen. Jeder vierte Apotheke mit bis zu
2 Millionen Euro Umsatz fordert zudem Regeln zur Anhebung des Festhonorars
festzulegen.
Fazit der Umfrage
Das Klima hat sich deutlich eingetrübt gegenüber dem Vorjahr, die pessimistischen Aussichten für die Branche haben zugenommen. Planungssicherheit sollte das vorrangige Ziel sein. Als Motivationen für die Berufsausübung zeichnen sich die Beratung, der Patientenkontakt und die soziale Rolle der Apotheke ab. Zu den Stressoren der täglichen Arbeit der Apotheke gehören vor allem die Bürokratie und die Lieferengpässe.
Mit einem Wachstum der Apothekenbranche rechnen die Apotheker in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht. Diese pessimistische Einschätzung zeigt sich vor allem bei den kleineren Apotheken.
Wie reagiert die ABDA darauf?
Schmidt verwies auf die Kernpositionen der ABDA zur Bundestagswahl 2017: Festhalten an der freiberuflichen Versorgungspraxis und ihre Weiterentwicklung sowie die Stärkung der flächendeckenden Versorgung durch eine Ausweitung des Leistungskatalogs. Außerdem soll, so eine der Kernpositionen, das Honorarsystem der Apotheken weiterentwickelt werden. Schmidt sprach in diesem Zusammenhang von einer verlässlichen Anpassungsroutine für das Honorar, um auch hier Planungssicherheit herzustellen. Und natürlich, so auch ein Leitantrag zum Deutschen Apothekertag, soll der Gesetzgeber den Versandhandel mit Rx-Arzneimitteln verbieten.
ABDA-Vize Mathias Arnold verwies an dieser Stelle noch auf die laufende Kampagne „Wahlradar Gesundheit“, bei der man die Kandidaten in den Wahlkreisen anspricht und deren Positionen abfragt. Zielsetzung seien Agendasetting, Transparenz der Positionen und die Absicht, den Kontakt zu neuem politischen Personal herzustellen. Das Projekt komme nach einem schleppendem Anfang derzeit in Fahrt. Mittlerweile lägen schon aus 14 Bundesländern die Antworten von nahezu 80 Kandidaten vor.
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