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Beliebt oder nicht beliebt?
Die bunte Umfragen-Welt zum Arzneimittel-Versandhandel
Mehr als jeder zweite Deutsche nutzt den Arzneimittel-Versandhandel nicht – und würde ihn auch nicht nutzen, ergibt eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers (PWC). Dennoch sprechen sich rund 50 Prozent gegen ein Verbot des Rx-Versandhandels aus. Wie passen diese Umfragewerte zusammen? Die PWC-Umfrage ist aber kein Einzelfall. Viele Befragungen zu dem Thema widersprechen sich. Ein Überblick.
Angaben zu der Frage, wie viele Bundesbürger Versandapotheken
nutzen, gehen weit auseinander – angesichts der Debatte um das Rx-Versandverbot
ist dies aber eine spannende Frage. Schließlich diskutieren die Politik und die
Branche seit Monaten darüber, wie groß die Bedrohung des Versandhandels für die
Apotheken ist und noch werden kann. Brauchen Patienten den Versand, und greift
eine Mehrheit bereits regelmäßig darauf zurück – oder nutzen nur wenige
Chroniker ihn, um ihre Arzneimittel etwas günstiger zu erhalten? Zu diesen
Fragen gibt es bislang nicht viele repräsentative Umfragen - und die vorliegenden Befragungen kommen dann auch noch zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Jüngstes Beispiel: Unter Bezug auf eine Analyse der US-Beratungsfirma MarkMonitor, erklärte kürzlich der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA), Christian Buse, es sei ein „klares Signal“, dass rund 60 Prozent der Deutschen Medikamente online kaufen. Doch wie belastbar sind diese Angaben? Die Angabe basiert auf einer Befragung von nur 200 Deutschen. In einer Befragung des Instituts EMNID, die im Auftrag des Arzneimittelherstellers AbbVie durchgeführt wurde, erklärten hingegen nur 20 Prozent, Arzneimittel auch im Versand zu bestellen. 78 Prozent gehen ausschließlich in die Apotheke vor Ort. Es zeigt sich also, dass selbst die wenigen Umfragen, die im Markt kursieren, zu erheblich unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Neue Umfrage von PWC
Der Unternehmensberatungs-Konzern PriceWaterhouseCoopers (PWC) legte nun neue Zahlen zum deutschen Gesundheitssystem vor, die unter gut 1000 Internetnutzern erhoben wurden. Nach dieser erklären 53 Prozent, dass sie den Versandhandel weder bereits nutzen noch überhaupt nutzen würden. Da die Umfrage zwar in Bezug auf demographische Faktoren repräsentativ für die Durchschnittsbevölkerung ist, aber Menschen ohne Internetanschluss nicht teilnehmen konnten, dürften die Zahlen noch höher liegen.
In der Altersklasse unter 40 Jahre nutzen laut PWC-Befragung mit rund 55 Prozent besonders viele Personen den Versandhandel, oder stehen ihm zumindest offen gegenüber. In der Gruppe der 40 bis unter 60-Jährigen gilt dies für gut jeden Zweiten, in der Altersklasse der über 60-Jährigen sind es lediglich 36 Prozent – während 64 Prozent den Arzneimittel-Versand für sich ausschließen würden.
Interessant sind auch die Ergebnisse auf die Frage,
inwiefern die Befragten das Rx-Versandverbot unterstützen. 54 Prozent der
online-Befragten sprechen sich dagegen aus, während 36 Prozent den Rx-Versand
verbieten wollen. Erstaunlich ist, dass bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren
mit 45 Prozent die größte Anhängerschaft eines Versandverbots bestand. Bei der
Gruppe der 40 bis 49-Jährigen sprach sich nur jeder Vierte hierfür aus, während
40 Prozent der über 60-Jährigen den Rx-Versand verboten haben wollen. In einer
Allensbach-Umfrage vom Dezember 2016 hatte mit 51 Prozent eine knappe Mehrheit dafür
gestimmt, dass zum
Schutz von Vor-Ort-Apotheken vor Rx-Boni aus dem Ausland der Versand
rezeptpflichtiger Arzneimittel verboten werden sollte. Und auch eine Befragung der apoBank hatte erst kürzlich ergeben, dass nur 32 Prozent der dort Befragten für ein Verbot sind.
Umfragen widersprechen sich
Auf die Frage, bei welchen drei Themenfeldern die Befragten den größten Handlungsbedarf im Gesundheitswesen sehen, landete die Digitalisierung auf dem letzten Platz – was sich unter anderem auf Video-Sprechstunden, Telemonitoring oder auch den elektronischen Medikationsplan bezog. Während die Digitalisierung nur zwölf Prozent der Befragten nannten, gaben gut die Hälfte der Befragten jeweils den schnellen Zugang zu Terminen bei Fachärzten, die Sicherung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum sowie ausreichendes Pflegepersonal an. Nach der Sicherung der Vor-Ort-Versorgung mit Apotheken wurde nicht gefragt.
Aus der PwC-Umfrage ergeben sich für Apotheker auch andere interessante Einsichten. Zwei Drittel der Befragten gab an, dass sie sich im Allgemeinen gut oder „eher gut“ über ihre Gesundheit informiert fühlen. Dabei informierten sich 70 Prozent besonders häufig bei ihrem Hausarzt, knapp jeder Zweite der online Befragten greift hingegen überwiegend zu Dr. Google. Die Apotheke sowie Gesundheitsmagazine wie die Apothekenumschau nannten bei der Frage nach den drei beliebtesten Informationsquellen hingegen nur 23 beziehungsweise 21 Prozent – weniger waren es nur für Krankenhäuser sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Welcher Informationsquelle vertrauen Sie am meisten?
Bei der Frage, welcher Einrichtung sie besonders vertrauen, nannte nur gut jeder fünfte Befragte die Apotheke. Mit 21 Prozent lag sie jedoch noch knapp vor dem Internet, das mit 17 Prozent etwas schlechter abschnitt. Aber auch an dieser Stelle gibt es andere Umfragen, die zu anderen Ergebnissen kommen. Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller hatte in seinem „Gesundheitsmonitoring“ erst kürzlich bekanntgegeben, dass 70 Prozent der Befragten sich bei Arzneimittel-Fragen nach den Empfehlungen ihres Apothekers richten. Laut Angaben von PWC führen Haus- und Fachärzte die Rangliste der vertrauensvollsten Informationsquellen an.
Die Fragen betrafen auch weitere allgemeine Themen. Die Bürgerversicherung befürworteten 46 Prozent, während nur 16 Prozent sie ablehnten. Weitere knapp 40 Prozent hat zu dem Thema keine Meinung – oder kennt das Konzept nicht. Die Landarztquote, bei der ein Teil der Medizin-Studienplätze an Bewerber gegeben werden soll, die sich zu einer Tätigkeit in ländlichen Regionen verpflichten, befürworteten 89 Prozent.
Mit der Qualität der medizinischen Versorgung sind laut der Umfrage 75 Prozent der Deutschen zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Den Einsatz einer Elektronischen Patientenakte konnten sich 70 Prozent vorstellen, gut jeder Zehnte lehnte sie ab – überwiegend wegen Datenschutz-Bedenken. Mehr als 85 Prozent wollen, dass Krankenhäuser, Ärzte, Kassen sowie Politik den Datenschutz verbessern sollen. Gut jeder Zweite gab an, sich Sorgen um persönliche Daten zu machen, wenn Dienstleistungen in der Medizin immer stärker automatisiert und digitalisiert werden.
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