Impfstoff-Engpass

Repevax und Boostrix Polio: kontinuierlich da, bleiben aber knapp

Stuttgart - 06.10.2017, 13:46 Uhr

Sind Boostrix Polio und Repevax lieferbar, sind sie stets sofort vergriffen. (Foto: dpa)

Sind Boostrix Polio und Repevax lieferbar, sind sie stets sofort vergriffen. (Foto: dpa)


Impfung: drei Jahre Herstellung – am Ende ist es nur ein Pieks

Impfstoffproduktionen sind komplex und zeitintensiv. „Deswegen sind nur wenige Hersteller in der Lage“, sagt Helten von GSK. Wohl auch ein Grund, warum es bei den Impfstoff-herstellenden pharmazeutischen Unternehmern nicht gerade üppig aussieht. „Impfstoffe sind biotechnologische Produkte. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es bei einzelnen Impfstoffkomponenten zu Verzögerungen im Produktionsprozess kommt und temporäre Lieferengpässe auftreten“, erklärt Helten weiter. Der Herstellungsprozess von Kombinationsimpfstoffen dauere zwölf bis 26 Monate, zur Sicherstellung der Qualität und Konsistenz des Endprodukts seien hunderte in-Prozess Kontrollen und Freigabe-Tests nötig.

Wie aufwendig die Impfstoffherstellung ist, untermauert auch Sanofi mit harten Zahlen anhand des Sechsfach-Impfstoffes Hexyon®. Bis eine Spritze mit dem Impfstoff Hexyon® im Po des Säuglings landet, braucht Sanofi neun Antigene, produziert an zehn Stätten mit 49 Herstellungsschritten und aus 141 Grundstoffen. Bis zum Pieks in den Gluteus maximus wurden 22 Analysenmethoden angewandt und insgesamt 1265 Kontrolluntersuchungen durchgeführt.


Die Herstellung eines Sechsfach-Impfstoffs dauert bis zu drei Jahre - und am Ende ist es nur ein Pieks.

Sanofi zur Hexyon-Produktion


Polio oder Pertussis? Wodurch kommt die hohe Nachfrage nach Impfstoff?

Die weltweit höhere Nachfrage führt Sanofi auf geänderte Empfehlungen einzelner Impfgesellschaften zurück. Auch ein global ansteigender Wohlstand trage dazu bei. So verlangten auch Länder mit weniger gut entwickelten Gesundheitssystemen wie China und Indien mittlerweile nach Impfstoffen, erklärt sie. Kritisch beim Vierfach-Impfstoff sei stets die Pertussis-Komponente.

GSK bestätigt einen erhöhten weltweiten Marktbedarf. Jedoch macht laut Boostrix Polio-Hersteller eher die Polio-Vakzine Ärger. „In vielen Ländern (Endemiegebiete, Afrika) wird seit September 2015 die leicht zu verabreichende und kostengünstige Schluckimpfung (OPV) durch den Totimpfstoff (IPV) ersetzt“. Dieses erkläre den hohen Bedarf an Polio-Totimpfstoff weltweit.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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