Virostatikum

Gefälschtes Viread auf dem deutschen Markt gefunden

Stuttgart - 24.10.2017, 12:30 Uhr

Die Unterschiede zwischen Original (oben) und Fälschung sind minimal: So ist die blaue Schattierung beim Original größer. (Fotos: BfArM)

Die Unterschiede zwischen Original (oben) und Fälschung sind minimal: So ist die blaue Schattierung beim Original größer. (Fotos: BfArM)


Nach gefälschten Hepatitis-C-Mitteln trifft es jetzt ein Virostatikum des Pharmaherstellers Gilead: In Deutschland wurden gefälschte Packungen des Arzneimittels Viread gefunden. Nach ersten Untersuchungen enthält es jedoch Wirkstoff. Apotheker werden aufgefordert, Packungen vor Abgabe auf Merkmale zu überprüfen, anhand derer die Fälschungen festgestellt werden können.

In diesem Jahr kam es bereits zu einer Serie von Fälschungsfällen auf dem deutschen Markt: So tauchten gefälschte reimportierte Packungen der Hepatitis-C-Mittel Sovaldi® und Harvoni® auf, auch das Virostatikum Valcyte® von Roche war betroffen. Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie die AMK am Montag bekannt gaben, wurde nun eine Fälschung des Arzneimittels Viread® 245 mg Filmtabletten (Charge VTTTD, Verfalldatum 12/2020) in deutscher Aufmachung bei einem Großhändler in Deutschland entdeckt.

Das Virostatikum von Gilead enthält den Wirkstoff Tenofovirdisoproxil und wird in Deutschland zur Behandlung der HIV-1-Infektion angewendet. Bei der betroffenen Charge handelt es sich um eine real existierende Charge, die für den deutschen, österreichischen und kuwaitischen Markt vorgesehen ist.

In der wohl wichtigsten Frage kann das BfArM wie auch bei früheren Fälschungs-Funden aus diesem Jahr Entwarnung geben: „Die bisher untersuchten Filmtabletten entsprechen von Gehalt und Identität dem Original“, heißt es. Auch die Komponenten der Primärverpackung – wie die Plastikflasche, der Deckel, das Trockenmittel sowie das Füllmaterial – seien original.

Kleine Unterschiede an Verpackung und Beipackzettel

Jedoch gibt es im Vergleich zum Original einige kleinere Unterschiede bei der Primär- und Sekundärverpackung. So ist die Faltschachtel der Fälschung vom Original durch eine größere blaue Schattierung zu unterscheiden, auch sind laut BfArM der Aufdruck von Chargenbezeichnung und Verfalldatum unterschiedlich. Die am Boden der Plastikflasche aufgedruckte Chargenbezeichnung unterscheidet sich in der Punktmatrix und der Form der Buchstaben vom Original, und die Gebrauchsinformation der Fälschung trägt eine ältere Materialnummer (83054925 statt 83054928). Außerdem weist die Gebrauchsinformation einen Tippfehler auf: Beim Wort „auftreten“ fehlt ein „n“.


Der Aufdruck von Chargenbezeichnung und Verfalldatum auf der Flasche der Fälschung (rechts) unterscheidet sich leicht vom Original (links) – so die Form der Buchstaben.
Es bestehen Unterschiede zwischen Fälschung (oben) und Original (unten) hinsichtlich Punktmatrix und der Form der Buchstaben (zum Beispiel beim Buchstaben „V“, der bei der Fälschung schmaler ist als beim Original).
Das Original (links) enthält eine Gebrauchsinformation mit der Materialnummer 83054928. Die Fälschung enthält eine ältere Version der Gebrauchsinformation mit der Nummer 83054925.
In der Gebrauchsinformation der gefälschten Packung (unten) fehlt der Buchstabe „n“ im Wort „auftreten“.

Das BfArM weist Großhändler, Parallelvertreiber, Apotheker und Ärzte darauf hin, die Packungen vor Anwendung zu prüfen, im Verdachtsfall das Produkt in Quarantäne zu legen und nicht zu verwenden und diese Verdachtsfälle der Behörde zu melden. Die Untersuchungen sind derzeit noch nicht abgeschlossen. Sobald weitere Informationen vorliegen, will das BfArM unverzüglich darüber informieren.



hfd / DAZ.online
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