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Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist in Hessen längst zur Chefsache erklärt worden. Sozial- und Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) ließ es sich daher nicht nehmen, am gestrigen Dienstag gleich zwei Digitalprojekte einzuweihen, die eine Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum sicherstellen sollen.
Wenn es nach den Plänen des Hessischen Apothekerverbandes (HAV) und dem Apotheken-Rechen-Zentrum ARZ geht, müssen die Menschen in abgelegenen Regionen auch zukünftig nicht auf die Versorgung durch Apotheken verzichten. Ermöglicht werden soll dies mithilfe einer Smartphone-App und elektronischen Rezeptsammelstellen.
Nach etwa dreimonatiger Entwicklungszeit stellten der Verband und das ARZ am gestrigen Dienstagvormittag in Darmstadt ihren Prototypen einer elektronischen Rezeptsammelstelle vor. Bundesweit gesehen sind sie damit aber nicht die Ersten: Pünktlich zum Deutschen Apothekertag im September waren es Fritz Becker, Präsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, und der Abrechnungsdienstleister VSA, die ein ähnliches Konzept präsentierten.
So wie in anderen Bundesländern werden auch in Hessen Rezeptsammelstellen in Regionen mit geringer Apothekendichte nach behördlicher Genehmigung von Apothekeninhabern aufgestellt. Etwa 200 solcher Sammelstellen gibt es in Hessen derzeit. In allen Ländern gelten unterschiedliche Zulassungsregeln. In Hessen können Rezeptsammelstellen beispielsweise nur etabliert werden, wenn es in einem 6-Kilometer-Umkreis keine Apotheken gibt. In Ausnahmefällen darf diese Grenze unterschritten werden.
Das Prinzip der elektronischen Rezeptsammelstelle ist simpel: Beim Einstecken des Papierrezeptes in den Schlitz wird dieses abfotografiert und das Bild an die Apotheke übertragen. Die Versorgung geschieht anschließend meistens per Botendienst. Apotheker können die digitale Rezeptsammelstelle ab dem 2. Januar 2018 beim ARZ Darmstadt bestellen, müssen die Aufstellung aber vorher mit der Kammer abstimmen.
Digitale Rezeptsammelstelle und ApoJET
Noch einfacher soll die Arzneimittelversorgung mit
der App „ApoJET“ funktionieren, bei der das Smartphone ein Rezeptfoto an die gewünschte
Apotheke überträgt. Alternativ kann auch eine Sprach- oder Textnachricht
gesendet werden. Über die App sollen auch weitere wichtige Daten verwaltet
werden können. So kann ein digitaler Medikationsplan mit Einnahmehinweisen und
Erinnerungen angelegt werden. Darüber hinaus stehen Informationen aus der
Gelben Liste den Patienten zur Verfügung, um beispielsweise Verwechslungen bei
Tabletten zu vermeiden. Die Apple-Version der App soll schon ab Anfang Dezember verfügbar sein, ab Januar 2018 gibt es dann auch die Android-Variante.
Sozialminister Grüttner ist überzeugt, dass durch die Digitalisierung viele Versorgungsprobleme im Gesundheitswesen gelöst werden können. Gerade ältere Menschen sollten davon profitieren, wieder einen niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsangeboten zu erhalten. Gleichzeitig müsse dafür gesorgt werden, dass die Patientendaten nicht in die falschen Hände geraten.
Welche Investitionen die Apothekeninhaber für die elektronische Rezeptsammelstelle tätigen müssen, wurde bisher nicht bekannt gegeben. Für drei Jahre wird die behördliche Genehmigung zum Aufstellen einer Rezeptsammelstelle ausgesprochen. Danach könnte die Versorgung auch durch eine andere Apotheke übernommen werden.
1 Kommentar
Digitales um Rezepte
von Heiko Barz am 25.10.2017 um 11:20 Uhr
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