Onkologie

Warum Immuntherapien manchmal nicht ansprechen

Remagen - 25.10.2017, 14:40 Uhr

Forscher
aus Bonn und Magdeburg haben eine mögliche Ursache dafür entdeckt, dass Krebs-Immuntherapien nicht immer ansprechen. (Foto: royaltystockphoto / Fotolia)

Forscher aus Bonn und Magdeburg haben eine mögliche Ursache dafür entdeckt, dass Krebs-Immuntherapien nicht immer ansprechen. (Foto: royaltystockphoto / Fotolia)


Neutrophile als Bremser

Bei dem Bremsmechanismus kommt eine weitere Art von Immunzellen ins Spiel, die neutrophilen Granulozyten, die mit Abstand am häufigsten im Blut vorzufinden sind.
„Neutrophile stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, eingedrungene Bakterien zu bekämpfen. Sie können aber auch Krebszellen angreifen“, erklärt der Experte für molekulare Tumorpathologie Hölzel. „In unseren experimentellen Modellen haben wir nun bei tumorkranken Mäusen beobachtet, dass Neutrophile die Wirkung von Immuntherapien abschwächten, indem sie die T-Lymphozyten hemmten, anstatt sie zu unterstützen“, berichtet Tüting.

Unerwartete Wesensänderung der Neutrophilen

Die Erstautoren der Studie Nicole Glodde und Tobias Bald erklären, warum bei den Neutrophilen plötzlich „ein zweites böses Ich“ zum Vorschein kommt: „Grund für die unerwartete Wesensänderung der Neutrophilen waren Botenstoffe, die durch den Angriff der T-Lymphozyten im Krebsgewebe freigesetzt wurden“. Die Wissenschaftler vermuten, dass es sich dabei um einen Schutzmechanismus des Körpers handelt, der hilft, Entzündungen wieder einzudämmen. „Im Falle der Krebsimmuntherapie ist dies allerdings eher hinderlich“, stellt Tüting fest.

Bei der Ursachenforschung für diese „Janusköpfigkeit der Neutrophile“ konzentrierte sich das Forscherteam auf c-Met, eine Rezeptor-Tyrosinkinase, die den Hepatozyten-Wachstumsfaktor (HGF) bindet. Der aktivierte Rezeptor induziert verschiedene Signalwege, die die Proliferation und Migration von Zellen steuern. Aufgrund ihrer Befunde vermuten die Forscher, dass HGF den lokalen Gewebeschaden, der durch die Krebsimmuntherapie ausgelöst wird, mit einer systemischen c-Met-abhängigen Neutrophil-Response verbindet, die wiederum den therapeutischen Effekt einschränkt. In verschiedenen Mausmodellen stellten die Wissenschaftler aus Bonn und Magdeburg fest, dass eine Blockade dieser Response immuntherapeutische Ansätze wie die Checkpoint-Blockade verbesserte. C-Met-Hemmer werden derzeit in klinischen Studien untersucht, die auf die Beeinflussung des onkogenen c-Met-Signalings in Tumorzellen abzielen. Ihre immunregulatorische Kapazität könnte die klinische Anwendbarkeit in Kombination mit Krebsimmuntherapien noch erweitern, meinen sie.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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