Hamburger Apothekerverein

Geduld zum Rx-Versandverbot schwindet

Hamburg / Süsel - 24.11.2017, 11:00 Uhr

Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins,  sieht in  Regelungslücken in der grenzüberschreitenden Versorgung  einen möglichen Hebel gegen Versandhandel aus dem Ausland. (Foto: tmb)

Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins,  sieht in  Regelungslücken in der grenzüberschreitenden Versorgung  einen möglichen Hebel gegen Versandhandel aus dem Ausland. (Foto: tmb)


„Krankenkassen suchen neue Retaxations-Pfründe“

Trotz der Schiedsstellenentscheidung, dass formale Rezeptfehler nicht zu Retaxationen führen sollten, konstatierte Graue weiterhin „nicht enden wollende Retaxationswellen“. Offensichtlich würden einige Kassen „nach neuen Retaxations-Pfründen Ausschau halten“. „In mühevollen Gesprächen haben wir immer wieder versucht, den Auslegungskapriolen zu widersprechen“, erklärte Graue. Außerdem berichtete Graue, dass der Hamburger Apothekerverein gegen die DAK prozessiere, weil sie ihrer Mitgliederzeitschrift einen Flyer einer niederländischen Versandapotheke beigefügt habe. Der Apothekerverein sehe das im Arzneiliefervertrag festgelegte Neutralitätsgebot verletzt, während die Krankenkasse mittelbare Werbung davon nicht betroffen sehe. Für die Klärung sei mit einem längeren Instanzenweg zu rechnen.

Als weitere Probleme für die Apotheken sprach Graue das Entlassrezept und die Hilfsmittelversorgung an. Er fürchte, das auf die Schnelle produzierte Entlassrezept werde sich zu einem Danaergeschenk entwickeln. Außerdem würden die Umsetzung des Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes (HHVG), die Konkretisierung von Qualitätsanforderungen und die Fortschreibung des Hilfsmittelverzeichnisses zu weiteren Erschwernissen für die Hilfsmittelversorgung führen. Dies werde ein „Abschied in Raten von der apothekerlichen Versorgung“ mit Hilfsmitteln und wirke zu Lasten der Versicherten. 

Graue gegen Umverteilung

Zur Weiterentwicklung der Apothekenhonorierung ging Graue auf den von der westfälisch-lippischen Kammerpräsidentin Overwiening geäußerten Vorschlag ein, einen Teil des Apothekenhonorars über einen Fonds umzuverteilen. Er habe kein Verständnis dafür, aus dem derzeitigen Honorar etwas wegzunehmen, um es anders zu verteilen, erklärte Graue. Es könne nur darum gehen, wie zusätzliche Beträge verteilt würden. Außerdem fürchte er, dass irgendwelche Umlagen durch zusätzliche Dokumentation und Bürokratie aufgezehrt würden. 



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