Clostridium-difficilE-Rezidive

Stuhltransplantation in einer Kapsel 

Stuttgart - 11.12.2017, 12:25 Uhr

Stuhltransplantation in Kapseln? Die Rezidive bei Clostridium-difficile-Patienten reduzieren sich gleich stark wie bei koloskopischen Stuhltransplantationen. (Foto: Oleksii Nykonchuk / stock.adobe.com)

Stuhltransplantation in Kapseln? Die Rezidive bei Clostridium-difficile-Patienten reduzieren sich gleich stark wie bei koloskopischen Stuhltransplantationen. (Foto: Oleksii Nykonchuk / stock.adobe.com)


Koloskopische Stuhltransplantation vs. orale Stuhltransplantation: Ergebnisse

In jeder Gruppe verstarb jeweils ein Patient. Allerdings standen die Todesursachen nicht in Verbindung mit der fäkalen Mikrobiota-Therapie, sondern waren kardio-pulmonaler Genese. Beide Patienten waren bereits vor Behandlung schwer vorerkrankt, an Herzinsuffizienz beziehungsweise COPD.

Laut den Studien-Ergebnissen sind beide Therapiestrategien, Kapsel und Koloskopie, vergleichbar erfolgreich hinsichtlich der Rezidivrate bei Clostridium-difficile-Infektionen. 96,2 Prozent erreichten den primären Studienendpunkt und waren zwölf Wochen nach Behandlung immer noch frei von Rezidiven: In der Kapselgruppe blieben 51 von 53 ausgewerteten Patienten gesund, in der Koloskopie-Gruppe waren es 50 von 52. Jeweils zwei Patienten erlitten trotz Mikrobiota-Behandlung ein Rezidiv. Diese unterzogen sich jedoch der gleichen Therapie-Strategie erneut und konnten im zweiten Anlauf ebenfalls erfolgreich behandelt werden.

Mikrobiota-Therapie erhöht Gefahr für Infektionen nicht

Auch hinsichtlich der Nebenwirkungsrate scheinen beide Regime vergleichbar: Die Patienten haben sowohl die orale als auch die koloskopische Intervention gut vertragen. Positiv ist vor allem, dass die Mikrobiota-Therapie nicht zu einem vermehrten Auftreten von Infektionen und Darmperforationen bei den Patienten führte.

Wo die orale Therapie punkten kann, neben der einfachen Durchführung für den Patienten: Sie ist kostengünstiger als eine koloskopische Intervention. Die Studienautoren kalkulierten die orale Mikrobiota-Behandlung mit 308 US-Dollar, die Stuhltransplantation mit 874 US-Dollar.

Basics zu Clostridium difficile

Clostridium difficile ist ein anaerobes Stäbchen-Bakterium, das vorwiegend den kleinkindlichen Darm besiedelt und sich dort bei etwa 80 Prozent der Kinder findet. Bei Erwachsenen ist die Besiedlung seltener, weniger als fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung tragen Clostridium difficile. Ein Krankenhausaufenthalt erhöht die Darmbesiedlung allerdings relativ rasch auf 20 bis 40 Prozent, wobei auch hier die meisten Clostridium-Träger inapparent bleiben.

Die krankheitsauslösenden Faktoren bei Clostridium difficile sind seine Toxine, Enterotoxin A und Cytotoxin B. Diese führen zu einer Schädigung der intestinalen Darmzellen und verursachen schwere Durchfälle und Kolitis. Der Keim zeichnet für den überwiegenden Teil von pseudomembranösen Kolititiden verantwortlich (95 Prozent) und für rund 20 Prozent der Antibiotika-assoziierten Diarrhöen.

Symptomatik einer CD-Infektion

Bei nosokomialen Diarrhöen ist grundsätzlich an eine CD-Infektion zu denken. Patienten mit CD leiden unter wässrigem Durchfall, in schweren Fällen blutig, der regelhaft beginnt. Neben einem charakteristisch fauligen Stuhlgeruch, gehen die Durchfälle häufig mit Fieber und abdominellen Schmerzen einher.

In schweren Fällen können die Clostridien-Toxine die Intestinalzellen derart schädigen, dass eine pseudomembranöse Colitis bis hin zum toxischen Megacolon entsteht.

Riskofaktoren für Clostridium-difficile-Infektionen

Klassische Risikofaktoren sind hohes Alter, vorangegangene Krankenhausaufenthalte, gastrointestinale Grunderkrankungen und Immunsuppression. Auch Arzneimittel können eine Infektion mit Clostridium difficile begünstigen: vorausgegangene Antibiotika-Therapien, Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker erhöhen das Risiko um das zwei- bis dreifache, auch NSAR verschärfen das Risiko einer Clostridium-difficile-Infektion um 30 Prozent.

Antibiotika bei Clostridium difficile

Die antibiotischen Optionen bei einer Infektion mit dem Anaerobier Clostridium difficile sind überschaubar. Zum Einsatz kommen als orale Arzneimittel Metronidazol, Vancomycin und Fidaxomicin. Metronidazol erhalten CD-Patienten teilweise auch parenteral. Sei Anfang dieses Jahres gibt es mit Bezlotoxumab einen Antikörper gegen das Clostridium Toxin B.  Bezlotoxumab ist zugelassen zur Therapie wiederauftretender CD-Infektionen bei Erwachsenen mit hohem Rezidivrisiko. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

stuhlkapseln

von schmidt barbara am 21.03.2018 um 9:26 Uhr

ich leide u.a. an Sorbitintoleranz, ein normales Leben unmög- lich! Gibt es die Kapseln in Deutschland zu kaufen? Wenn ja, wo und was kosten die? Bitte um baldige Antwort.
Barbara Schmidt, atelier-noa@gmx.de

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