Schweiz

Politik streitet über Cannabis-Freigabe in Apotheken

Remagen - 15.12.2017, 12:45 Uhr

In der Schweiz soll es Cannabis in Pilotprojekten bald frei aus der Apotheke geben. Viele Politiker wollen das aber nicht. (Foto: dpa)

In der Schweiz soll es Cannabis in Pilotprojekten bald frei aus der Apotheke geben. Viele Politiker wollen das aber nicht. (Foto: dpa)


Tür für eine neue Cannabis-Politik offen

Damit ist das Thema aber offenbar noch lange nicht durch, denn jetzt machen der Schweizer National- und der Ständerat Druck, berichtet das Schweizer online-Portal „NAU“ 101 Nationalräte der Grünen, SP, Grünliberalen und FDP, das ist eine knappe Mehrheit aller Nationalräte, und 26 von 46 Ständeräten hätten gleichlautende Vorstöße unterschrieben. Während Links-Grün praktisch geschlossen für eine Cannabis-Legalisierung eintrete, gingen die Fronten bei den Bürgerlichen quer durch die Parteien. Die National-und Ständeräte verlangten eine Gesetzesänderung, damit Versuche mit einer legalen Abgabe von Cannabis bewilligt werden können. „Die Mehrheit des Parlaments will eine Studie zum Verkauf von Cannabis in Apotheken ermöglichen“, wird die Präsidentin der Grünen Regula Rytz zitiert. Sie glaubt, dass die Tür für eine neue Cannabis-Politik damit offen sei und ist praktisch sicher, dass der Vorstoß durchkommt.

„Hinterhältiger Plan“ soll nicht aufgehen

Damit sei noch längst nichts entschieden, kontern die Hanf-Gegner. Laut „NAU“ verurteilt SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler diese Taktik scharf. „Soll man jetzt tatsächlich eine bekiffte Welt fördern?“, äußerte sie gegenüber dem Nachrichtenprotal. „Die sollen ihre Highlights besser im Sport, Musik oder sonst wo suchen.“ Auch das politische Vorgehen stelle Geissbühler, die sich unter anderem als Co-Präsidentin beim Dachverband Drogenabstinenz Schweiz engagiert, in Frage: „Mit diesen Versuchen verstößt man gegen mehrere Gesetze. Es ist bedenklich, wenn man politisch versucht, diese zu umgehen und etwas Gesundheitsschädigendes forciert.“ Sie glaube nicht, dass die Hanf-Legalisierer damit bereits „das Heu im Trockenen hätten“. Bei der Abstimmung werde man dann sehen ob dieser „hinterhältige Plan“ auch aufgehe. Die Befürworter der Legalisierung hofften allerdings, dass Gesundheitsminister Alain Berset aufgrund dieses Signals nun von sich aus einen Gesetzesvorschlag präsentiert.

„Kiffen längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen“

Laut Suchtmonitoring Schweiz ist Cannabis dort die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Fast jede dritte Person ab 15 Jahren hat bereits Erfahrungen mit der Droge gemacht. Kiffen sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, schreibt das Thuner Tagblatt.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Die Prohibition ist selbsterhaltend

von woewe am 16.12.2017 um 1:09 Uhr

Tja, die Drogenverbotsgesetze wurden so gestaltet, dass eine Überprüfung derselben nahezu unmöglich gemacht wurde,
Auch das internationale Einheitsabkommen ließ kaum Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der darüber erlassenen Drogengesetze der einzelnen Länder zu, weil dadurch Vergleichsmöglichkeiten jahrzehntelang fehlten, die Niederlande mit ihrer Duldungspolitik war eine rühmliche Ausnahme.
Portugal machte vor 16 Jahren den Anfang mit dem Schritt bis zur Grenze der Möglichkeiten im Rahmen dieses Abkommens mit seiner Entkriminalisierung.
Mehrere US-Bundestaaten, Uruguay und ab 1. Juli nächsten Jahres auch Kanada proben den Aufstand gegen dieses Abkommen, indem sie den legalen Verkauf und Besitz von Cannabis zu nichtmedizinischen Zwecken erlsuben. Damit stehen mehr Länder zur Auswahl, um die Sinnfälligkeit des Verbots zu überprüfen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.