DAZ.online-Spezial Direktvertrieb

vfa: Direktlieferungen stellen Versorgung sicher

Berlin - 12.01.2018, 14:50 Uhr

Der Hersteller-Verband vfa weist Vorwürfe zurück, nach denen das Direktgeschäft Lieferengpässe verursacht. Aus vfa-Sicht ist das Gegenteil der fall. (Foto: Picture Alliance)

Der Hersteller-Verband vfa weist Vorwürfe zurück, nach denen das Direktgeschäft Lieferengpässe verursacht. Aus vfa-Sicht ist das Gegenteil der fall. (Foto: Picture Alliance)


Im DAZ.online-Themenspezial zum Direktvertrieb mussten sich insbesondere die Pharmaunternehmen herbe Kritik gefallen lassen: Der Direktvertrieb verlangsame die Versorgung und verursache unnötige Mehrarbeit, argumentieren Apotheker und Großhändler. Gegenüber DAZ.online bekräftigt der Verband forschender Arzneimittelhersteller nun seine These: Mit den direkten Lieferungen wolle man nur sicherstellen, dass die Arzneimittelversorgung gesichert bleibt.

Seit einigen Tagen widmet sich die Redaktion von DAZ.online dem Themenschwerpunkt Direktvertrieb. In Interviews mit DAV-Chef Fritz Becker und Thomas Trümper, Chef des Großhandelsverbandes Phagro, waren insbesondere die Hersteller für ihre Unternehmenspolitik kritisiert worden. Becker stellte klar, dass direkte Bestellungen zwar legal seien, die Apotheker aber die traditionelle Lieferkette bevorzugen sollten. Wörtlich sagte Becker, die Bestellungen beim Großhandel müssten der „Goldstandard“ bleiben und beschwerte sich über das Vorgehen einiger Hersteller: „Es darf eigentlich nicht sein, dass eine ganz normale Bestellung beim Großhandel mit dem Hinweis auf Lieferengpässe oder Kontingente nicht ausgeführt werden kann, aber der Anruf beim Hersteller dann eine problemlose Lieferung zur Folge hat.“

Trümper lieferte erstmals Zahlen: Angaben des Phagro zufolge werden 15 Prozent aller Arzneimittel inzwischen beim Hersteller direkt bestellt – Tendenz leicht steigend. Der Phagro-Chef hatte den Herstellern schon zuvor immer wieder vorgeworfen, mit ihrem Vorgehen einen Teil der Großhandelsmarge abgraben zu wollen.

Was sagen die Hersteller zu diesen Vorwürfen? Eine Interviewanfrage von DAZ.online beim Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) blieb erfolglos. Auf schriftliche Nachfrage beim Verband schickte ein Sprecher ein zusammengefasstes Statement: „Forschende Pharma-Unternehmen sind bestrebt, Bestellprozesse für den Großhandel und die Apotheke so einfach und sicher wie möglich zu gestalten, denn niemand hat ein Interesse daran, den ‚Kauf‘ und die Lieferung eines Produkts unnötig zu erschweren, egal ob im Direktvertrieb oder über den Großhandel. Die Patienten müssen ihre Arzneimittel schließlich schnellstmöglich erhalten. Wenn sich ein forschendes Pharma-Unternehmen für den Weg der Direktbelieferung entscheidet, dann tut es das nur, wenn es die Logistik beherrscht.“

Hersteller: Engpässe entstehen durch Exporte

Doch so wie die Apotheker und Großhändler bleiben auch die Hersteller bei ihrem Standpunkt: Aus ihrer Sicht ist der vermehrte Direktvertrieb nur eine Reaktion auf die Exportgeschäfte vieler Apotheker und Großhändler. Der vfa argumentiert, dass man angesichts der Exporte mit Direktlieferungen die Arzneimittelversorgung sicherstelle:  „Versorgungsengpässe bei patentgeschützten Medikamenten werden nicht durch den Direktvertrieb von Arzneimitteln verursacht. Sie entstehen, weil das sinkende Preisniveau in Deutschland den Parallelhandel attraktiv macht. Direktvertrieb ist ein Ansatz um sicherzustellen, dass benötigte Arzneimittel auch tatsächlich in der Apotheke und beim Patienten in Deutschland ankommen.“

Um diese These zu stützen, präsentiert der Verband auch Zahlen zu den Anmeldungen der Parallelhändler in Europa, die ursprünglich von der Europäischen Arzneimittelagentur stammen. Demnach hat sich das Verhältnis zwischen nach Deutschland importierten und von Deutschland aus exportierten AMNOG-Arzneimitteln komplett gedreht: Während 2011 noch mehr als 70 Prozent aller „gehandelten“ AMNOG-Arzneimittel aus einem anderen Land nach Deutschland importiert wurden, waren es 2016 nur noch etwas mehr als 30 Prozent. Der Anteil der exportierten Arzneimittel hingegen lag 2016 demnach schon bei etwa 67 Prozent. Zur Erklärung: Als „AMNOG-Arzneimittel“ bezeichnet der vfa solche Präparate, die nach 2011 zugelassen wurden und somit der mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) eingeführten frühen Nutzenbewertung unterliegen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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