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In der Schweiz wird derzeit eine neue nationale Datenbank zu kindgerechten Arzneimittel-Dosierungen entwickelt. Das Verzeichnis mit Namen „SwissPedDose“ soll für mehr Sicherheit in der pädiatrischen Arzneimitteltherapie sorgen.
Die europäische Verordnung über Kinderarzneimittel hat zwar dazu geführt, dass mehr Arzneimittel auf der Basis robuster klinischer Daten auch an Kindern angewendet werden können, aber für viele Wirkstoffe fehlt es trotzdem noch an allen Ecken und Enden. Kinder erhalten meist dieselben Arzneimittel wie Erwachsene, nur in einer anderen Dosis. Aber welche Dosis ist die richtige? In der Schweiz soll nun eine neue Datenbank diesbezüglich für mehr Sicherheit sorgen. Dies berichtet der schweizerische Verband der forschenden Pharmaunternehmen „Interpharma“ in seinem Newsroom.
Auftrag im Heilmittelgesetz
Die Initiative geht zurück auf eine Änderung des schweizerischen Heilmittelgesetzes. Am 1. Januar 2018 ist ein neuer Artikel in Kraft getreten, wonach der Bundesrat zur Verbesserung der Sicherheit des Arzneimitteleinsatzes in der Pädiatrie die Sammlung, Harmonisierung, Auswertung und Veröffentlichung der Daten vorsehen kann. Diese Daten betreffen die Verschreibung, Abgabe und Anwendung von Arzneimitteln. Im September 2017 hat der Verein SwissPedDose den Auftrag des Bundes zur Harmonisierung der Dosierung von Arzneimitteln für Kinder erhalten. Er war im Mai 2017 von acht Kinderkliniken zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie (SGP) und dem Schweizerischen Verein für Amts- und Spitalapotheker (GSASA) für diesen Zweck gegründet worden.
Vorschläge von Krankenhausapothekern aus Kinderkliniken
Im Rahmen des standardisierten Harmonisierungsprozesses werden zunächst Daten gesammelt, die von den Krankenhausapothekern in den Kinderkliniken beigesteuert werden. Hieraus sowie aus Empfehlungen aus der Literatur erstellen Fachpersonen einen Dosierungsvorschlag für die Experten, das heißt, Ärzte aus den jeweiligen Fachgebieten. Diese debattieren dann auf einer eigens dafür geschaffenen interaktiven Plattform, dem so genannten Harmonisierungstool, gemeinsam über den Vorschlag, bis ein Konsens in Form einer nationalen Dosierungsempfehlung gefunden wird.
Start der Datenbank im April 2018
Bis Ende November 2017 haben die Experten in einem bereits im Jahr 2013 gestarteten Pilotprojekt 159 Dosierungsempfehlungen bearbeitet. 62 sollen bereits harmonisiert sein, 49 in Bearbeitung, fünf noch in der Erhebungsphase und für 43 wurden zu wenig Daten gefunden. Nach Angaben auf der Webseite von „SwissPedDose“ sollen mit Abschluss des Pilotprojektes im März 2018 100 national harmonisierte Dosierungsempfehlungen mit 30 einbezogenen Wirkstoffen zur Verfügung stehen. Der ordentliche Betrieb der Datenbank soll im April 2018 starten. Medizinische Fachpersonen sollen dann über eine Webapplikation kostenlos auf die Dosierungsempfehlungen zugreifen können.
Nationaler Expertenkonsens als Basis
„Bei vielen Medikamenten für Kinder gibt es bis anhin keine Dosierungsempfehlungen“, beklagt der Präsident des Vereins SwissPedDose Christoph Berger. „Wir können deswegen aber nicht auf die Verabreichung von Medikamenten verzichten, sondern müssen uns auf die Erfahrung von Experten stützen. Die acht Kinderkliniken in Aarau, Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, St. Gallen und Zürich liefern Dosierungsempfehlungen. Experten dieser Kliniken versuchen eine gemeinsame harmonisierte Dosierung zu finden. Das Verzeichnis ist damit das Abbild eines nationalen Expertenkonsenses“, erläutert der Professor für Kinder- und Jugendmedizin am Universitäts- Kinderspital Zürich weiter.
Schulterschluss mit anderen Ländern gesucht
Zu den Auswirkungen des Registers auf der internationalen Eben sagt Berger, man müsse das Rad nicht in jedem Land neu erfinden. SwissPedDose wolle deshalb die internationale Zusammenarbeit fördern. Auch England und Deutschland seien bisher in diesem Forschungsbereich aktiv und in Holland existiere bereits ein ähnliches Register. „Wir haben uns kürzlich mit den zuständigen Experten getroffen, und sie waren von unserem Projekt sehr beeindruckt“, berichtet Berger. Etwaige klinische Studien sollen daher nicht nur auf der nationalen, sondern auch auf der internationalen Ebene angestoßen werden.
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