Andauernder Lieferengpass

Ferro Sanol Tropfen: Früh- und Neugeborene bevorzugen

Stuttgart - 16.01.2018, 12:15 Uhr

Für die Dauer des Lieferengpasses: Früh- und Neugeborene bei Ferro Sanol Topfen bevorzugen. (Foto: UCB)

Für die Dauer des Lieferengpasses: Früh- und Neugeborene bei Ferro Sanol Topfen bevorzugen. (Foto: UCB)


Bereits seit Juli 2017 sind Ferro Sanol® Tropfen nicht lieferbar. Das flüssige Eisenpräparat setzen Ärzte vor allem bei Früh- und Neugeborenen zur Eisensubstitution ein. Auch für Patienten mit Schluckstörungen sind flüssige Arzneimittel wertvoll. Welche Patienten sollen Apotheker bei der Versorgung bevorzugen? Und welche Alternativen flüssigen eisenhaltigen Arzneimittel bietet die Apotheke?

Offenbar herrscht noch immer „Eisenmangel“ bei UCB Pharma GmbH. In Abstimmung mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert der Hersteller von Ferro Sanol® über noch immer andauernde Lieferschwierigkeiten bei Ferro Sanol® Tropfen. „Noch immer", denn bereits seit Mitte 2017 kämpft UCB mit einer adäquaten Versorgung ihrer flüssigen Eisenpräparate. Zeitweise war auch UCBs Ferro Sanol® Sirup nicht lieferbar. Damals nannte der Hersteller als Grund seines Engpasses jedoch nicht „Eisenmangel“, sondern es fehlte laut UCB ein Hilfsstoff: Sorbitol.

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Für Januar 2018 meldet UCB zwar „begrenzte Mengen Ferro Sanol® Tropfen“, doch aus dem Vollen schöpfen – und einfach in üppig bestückte Apothekenschubladen mit Ferro Sanol® Tropfen greifen – können Apotheker noch immer nicht. Die Versorgung mit den Ferro Sanol® Tropfen bleibt angespannt. Kritisch ist der Engpass für eine „Patientengruppe“ im Besonderen: Früh- und Neugeborene. Diese sollen für die Dauer der eingeschränkten Verfügbarkeit priorisiert werden. Das empfiehlt die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK).

Warum bekommen Frühchen Eisen?

Bei frühgeborenen Babys funktioniert die Produktion der Erythrozyten noch nicht zuverlässig und ausreichend. Eine Anämie lässt sich häufig nicht verhindern. Häufige Blutabnahmen für Laboruntersuchungen – die bezogen auf das vorhanden Blutvolumen von Frühchen recht hoch sind – führen zu einem verhältnismäßig großen Blutverlust bei den Babys und verschärfen die Gefahr einer Anämie. Eine prophylaktische Eisengabe füllt die Eisenspeicher, die zur Blutbildung unerlässlich sind und soll die Gefahr einer Blutarmut vermindern.

„Um einer Unterversorgung in der Behandlung von Säuglingen, Früh- und Neugeborenen entgegenzuwirken, sollte bei der Verordnung, Empfehlung und Abgabe von Ferro Sanol® Tropfen die besondere medizinische Notwendigkeit für die Behandlung von Früh- und Neugeborenen Berücksichtigung finden“, schreibt die AMK. Sie ergänzt: „Insbesondere bei früh- und neugeborenen Kindern ist die Behandlung von Eisenmangelzuständen für eine körperliche und geistige Entwicklung sowie für die Morbidität und Mortalität von Bedeutung.“

Welche Alternative gibt es für Neugeborene?

Das BfArM nennt als Alternative zu Ferro Sanol® Tropfen ein ebenfalls flüssiges Eisenpräparat: Ferrum Hausmann® Tropfen von Vifor. Der Wirkstoff bei Ferrum Hausmann ist ein Eisen(III)-Salz – Eisencarboxymaltose – und nicht wie bei den Ferro Sanol® Präparaten eine zweiwertige Eisenverbindung (Eisen(II)-Glycinsulfat-Komplex). Der menschliche Körper kann zweiwertiges Eisen direkt resorbieren, während er dreiwertiges Eisen vor der Aufnahme im Duodenum zunächst in zweiwertiges Eisen überführen muss. Aus diesem Grund priorisieren manche Leitlinien in ihrer Empfehlung die zweiwertige Eisenverbindung. Zudem löst sich dreiwertiges Eisen nur bis pH drei. Diesem Problem können Apotheker durch saure oder reduzierende Substanzen wie Ascorbinsäure begegnen, welche die Löslichkeit des dreiwertigen Eisens verbessern und so die Aufnahme fördern können.

Für Säuglinge ab fünf Kilogramm Körpergewicht eignet sich ein weiteres Eisenpräparat aus dem Hause UCB. UCB vertreibt neben den Tropfen noch einen Sirup. Ferro Sanol® Sirup ist vom Lieferengpass nicht mehr betroffen (Stand: 16.01. 2018). Wie auch die Tropfen, enthält der Ferro Sanol® Sirup Eisen in zweiwertiger Form – Eisen(II)-gluconat – was die Aufnahme des Eisens begünstigt.

Alternative Arzneimittel zu Ferro Sanol® Tropfen für Patienten mit Schluckstörungen

Doch auch andere Patienten sind manchmal auf flüssige Eisenpräparate angewiesen. Schluckstörungen können unter anderem bei geriatrischen oder Schlaganfallpatienten einschränkend für feste orale Darreichungsformen sein. Auch neurodegenerative Erkrankungen – Alzheimer, Parkinson – schränken mit Fortschreiten der Erkrankung irgendwann die Schluckfähigkeit des Erkrankten ein. Welche Möglichkeiten hat die Apotheke, auch diese Patienten mit flüssigen Eisenpräparaten zu versorgen? Hier sind die Alternativen breiter gestreut als bei Neugeborenen, für die allein aufgrund der Dosierung die meisten Präparate ausscheiden.

Für Apothekenkunden mit Schluckbeschwerden stellt – wie für Säuglinge ab fünf Kilogramm Körpergewicht – Ferro Sanol® Sirup eine Option dar. Zweiwertige Eisenverbindungen – Eisen(II)-gluconat – gibt es auch als Brausetabletten: zum Beispiel Lösferron® vom pharmazeutischen Unternehmer Mibe oder Vitaferro® von Hexal. Eine Tablette enthält 80 mg zweiwertiges Eisen. Geringer dosiert ist Eisen® Sandoz mit 25 mg Eisen pro Brausetablette. Nachteilig bei Brausetabletten kann sein, dass sie schwerer individuell dosierbar sind als Lösungen in Tropfen- oder Sirupform.

Floradix® Eisen: Nahrungsergänzugsmittel

Floradix® Eisen stellt als Nahrungsergänzungsmittel eine pflanzliche Alternative zur Eisensupplementierung in flüssiger Form dar. Besteht ein erhöhter Eisenbedarf oder die Gefahr eines Eisenmangels, können Apotheker Floradix® empfehlen. Floradix® eignet sich jedoch nicht zur Therapie eines manifesten Eisenmangels. Die empfohlene Dosierung mit 15 ml dreimal täglich entspricht einer Eisenmenge von 36,8 mg Eisen(II)-gluconat. Als Nahrungsergänzungsmittel erstattet die GKV die Kosten für Floradix® – im Gegensatz zu oben genannten Arzneimitteln – nicht.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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