Pharmakonzerne

Teva/Ratiopharm streichen hunderte Jobs

Berlin - 26.01.2018, 12:40 Uhr

Wie viele Jobs wird Ratiopharm in Ulm und Blaubeuren streichen? (Foto: Picture Alliance)

Wie viele Jobs wird Ratiopharm in Ulm und Blaubeuren streichen? (Foto: Picture Alliance)


Die massiven Stellenstreichungen des israelischen Pharmakonzerns Teva werden auch hierzulande spürbar: Mehrere Medien berichten inzwischen, dass die Teva-Tochter Ratiopharm 10 Prozent aller Jobs in Deutschland streichen wolle – das wären etwa 300 Beschäftigte. Das Berliner Werk soll wohl komplett geschlossen werden.

Der israelische Pharmakonzern Teva hatte kürzlich heftige Stellenstreichungen angekündigt. Grund dafür sollen der zunehmende Preisverfall und die Absatzeinbußen in den USA sein. Auch die Übernahme des Generika-Konzerns Actavis soll Teva nicht unbedingt geglückt sein. Zudem soll die sehr teure Übernahme des US-Herstellers Allergan Teva tief in die Schulden gerückt haben. In den kommenden Jahren will Teva daher weltweit 14.000 Stellen abbauen, das wäre jeder vierte Beschäftigte.

Bislang war unklar, inwiefern die etwa 2700 Beschäftigten in Deutschland von der Kürzungswelle betroffen sein werden. Auf Nachfrage von DAZ.online hat sich Ratiopharm bislang nicht zu einem eventuellen Stellenabbau geäußert. Mehrere Medien berichten jedoch über ein internes Papier, in dem für den Standort Deutschland von „harten Entscheidungen“ die Rede ist. Die Stuttgarter Zeitung berichtet beispielsweise, dass laut dem Papier der Teva-Standort Berlin sogar ganz geschlossen werden soll. Dort wurde bislang etwa das MS-Arzneimittel Copaxone (Glatirameracetetat) vertrieben.

Die Ratiopharm-Zentrale in Ulm soll dem Bericht zufolge von der Berliner Schließung profitieren: Denn künftig sollen von dort aus die Märkte OTC, Generika und Spezialmedikamente zentral gesteuert werden. Bislang ist völlig unklar, in welchen Bereichen Ratiopharm die Jobs streichen will. Dem zitierten internen Brief nach sollen einige offene Jobs nicht mehr ausgeschrieben werden, die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen solle so gering wie möglich gehalten werden, heißt es dort.

„Antrag auf Massenentlassung“

Neben Ulm und Berlin hat Teva einen weiteren Standort im baden-württembergischen Blaubeuren-Weiler. Inwiefern dieser Standort betroffen sein wird, ist auch noch völlig unklar. Auch hierzu hat sich das Unternehmen bislang nicht geäußert. Laut Stuttgarter Zeitung soll Ratiopharm der Arbeitsagentur Ulm aber schon einen „Antrag auf Massenentlassung“ übermittelt haben – solche Anträge sind nötig, wenn große Unternehmen mehr als 30 Kündigungen gleichzeitig aussprechen.

Im Dezember war bekannt geworden, dass Teva nicht nur mit Stellenabbau, sondern auch mit Preiserhöhungen auf die Krise reagieren wolle. Angeblich soll der neue dänische Chef der Ratiopharm-Mutter, Kåre Schulz, gegenüber Investoren angekündigt haben, die Preise für nicht lukrative Arzneimittel anzuheben oder die entsprechenden Präparate ganz vom Markt nehmen zu wollen.

Teva hatte Ratiopharm im Frühjahr 2010 für 3,6 Milliarden Euro von der Unternehmerfamilie Merckle gekauft. Drei Jahre später kam es schon einmal zu einer massiven Kürzungswelle. 2013 kündigte der israelische Konzern an, weltweit 5000 Stellen streichen zu wollen. Seitdem hat sich auch die Mitarbeiterzahl bei Ratiopharm stetig verringert. Vor fünf Jahren zählte Ratiopharm noch etwa 3200 Beschäftigte.



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