Österreich

Telefonische Gesundheitsberatung kommt sehr gut an

Remagen - 29.01.2018, 17:40 Uhr

(Foto: Picture-Factory / stock.adobe.com)

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Seit einem knappen Jahr läuft in Österreich die Pilotphase für eine telefonische Gesundheitsberatung, und zwar zunächst in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Vorarlberg. Die bisherige Bilanz ist ausgesprochen positiv: Sie funktioniert offenbar reibungslos und wird gerne angenommen.  

Am 7. April 2017, dem letztjährigen Weltgesundheitstag, fiel im Nachbarland Österreich der Startschuss für die Pilotphase zu einer neuen telefonischen Gesundheitsberatung. Seitdem finden Anrufer aus drei Bundesländern unter der Telefonnummer 1450 rund um die Uhr und sieben Tage die Woche ein offenes Ohr für ihre gesundheitlichen Probleme. „Die telefonische Gesundheitsberatung ist eine große Innovation im österreichischen Gesundheitssystem“, kommentierte die damalige Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner seinerzeit das gemeinsame Projekt des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen, des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger und der drei Pilotprojektbundesländer. „Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitskompetenz und gesundheitlichen Chancengerechtigkeit, denn sie bietet eine zielgerichtete Gesundheitsberatung und hilft damit, Unsicherheiten und Erfahrungs-bzw. Wissenslücken auszugleichen“, so die Überzeugung der Ministerin. 

Warum gerade diese drei Pilot-Bundesländer?

Die telefonische Gesundheitsberatung steht unter dem Motto „Wenn’s weh tut! 1450“ Sie soll eine niederschwellige Erstanlaufstelle bei Gesundheitsfragen und akuten Symptomen sein. Um ein möglichst breites Bild darüber zu bekommen, wie der Service in Österreich angenommen wird, wurden drei Bundesländer mit unterschiedlichen Strukturen für die Pilot-Phase ausgewählt, die bis Ende 2018 dauern soll: Wien als Ballungsraum mit starker Infrastruktur, Niederösterreich als großflächiges, vielfältiges Bundesland und Vorarlberg mit seinen alpinen, dezentralen Strukturen.

Wie funktioniert die Beratung?

In dem System lotst speziell geschultes diplomiertes Krankenpflegepersonal jeden Anrufer durch ein qualitätsgesichertes und protokollgestütztes medizinisch-wissenschaftliches Abfragesystem in Form eines sogenannten „Fragebaums“. Es wurde vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger nach einer internationalen öffentlichen Ausschreibung erworben. „Wir haben uns für ein internationales Expertensystem entschieden, weil es sich auf klinische Abfrageprotokolle stützt und sich seit Jahren in vielen Institutionen und Ländern wie England, Australien und den USA bewährt hat“, gibt der stellvertretende Generaldirektor im Hauptverband Volker Schörghofer zur Begründung an. Das internationale Expertensystem sei außerdem von einem Team von Ärzten sowie anderen Fachkräften speziell für Österreich „austrifiziert“ worden. Die erstmalige Übersetzung für den deutschsprachigen Raum sei eine Pionierleistung.

Im Rahmen des Auskunftsgesprächs wird die Dringlichkeit des Anliegens abgeschätzt und es werden Verhaltensempfehlungen abgegeben. Abhängig vom Wohnort des Anrufers gibt es außerdem Infos zu Ärzten in der Nähe und deren Öffnungszeiten. So sollen die Patienten nötigenfalls die richtige Behandlung zur richtigen Zeit und am richtigen Ort bekommen.

Durchschnittlich 14 Minuten Gesprächszeit

In einer aktuellen Pressemitteilung berichtet der Hauptverband nun von den ersten Erfahrungen mit der Initiative. Diese fallen durchweg positiv aus. In der bisherigen telefonischen Beratungspraxis reichte die Spanne von Insektenbissen, über Bauchschmerzen Erbrechen und gesundheitlichen Problemen mit Kindern bis zu Rücken- und Zahnschmerzen, teilt der Hauptverband mit. Auch soll ausreichend auf die Anliegen der Hilfesuchenden eingegangen worden sein. „Durchschnittlich 14 Minuten Gesprächszeit zeigen, dass wir uns die notwendige Zeit nehmen, um die Menschen auf unkomplizierte Art und Weise zu beraten und sie an die richtige Einrichtung zu führen“, sagt der Vorsitzende des niederösterreichischen  NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) Landesrat Ludwig Schleritzko.

Entlastung für Notfalleinrichtungen

„Ohne eine 1450-Beratung wären mehr als die Hälfte der Anrufer direkt in eine Notaufnahme gegangen oder hätten die Rettung gerufen“, führt Schleritzko weiter aus. „Der Anruf an die 1450 gab ihnen die Sicherheit, dass ihr Problem jetzt nicht akut ist und eine spätere Behandlung z.B. beim Hausarzt zielführender ist.“ Damit sei 1450 eine Serviceleistung, die den Bürgern oft nächtliche Fahrten in ein Klinikum und unnötige Belastungen für z.B. bettlägerige Menschen erspare. „Natürlich wird im Notfall sofort der Rettungsdienst alarmiert“, sagt Schleritzko zu. Tatsächlich passierte dies bisher in 4.000 Notfällen, das heißt bei rund zehn Prozent der Anrufe.

Ausgezeichnet angenommen

„Insgesamt mehr als 46.000 Anrufe mit rund 33.500 Gesundheitsberatungen zeigen, dass die Bevölkerung in den betreffenden Bundesländern die telefonische Gesundheitsberatung ausgezeichnet angenommen hat“, resümiert der Vorstandsvorsitzende im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger Alexander Biach. Angesichts dieses Erfolgs erwartet er, dass die telefonische Gesundheitsberatung „1450“ nach Abschluss der Pilotphase sehr rasch flächendeckend in ganz Österreich eingeführt wird.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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