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30. Januar 2018
Es gibt rund 100 Mohren-Apotheken in Deutschland. Im Frankfurter Raum ist zu diesem Namen eine Diskussion aufgepoppt, die auf einen Antrag des kommunalen Ausländerbeirats in Frankfurt zurückgeht. Darin bezeichnet dieser Beirat diese Apothekennamen als rassistisch und setzt sich für die Umbenennung der Apotheken ein. Mein liebes Tagebuch, in der Tat, die Welt und unser kulturelles Verständnis hat sich weiterentwickelt, „Mohr“ als Firmenname ist out. Kein Unternehmen würde heute diesen Namen mehr in sein Logo nehmen, selbst die früher bekannte Schokolade mit dem orientalisch oder afrikanisch anmutenden kleinen Mohr im Logo wirbt heute nur noch mit einem märchenhaften Bildchen und nennt sein Männchen mit goldener Hautfarbe den „Magier der Sinne“, wirbt aber nicht mehr mit dem Mohren-Begriff. Zurück zu den Apotheken: Die Namensgebung dieser Apotheken liegt schon Jahrzehnte oder Jahrhunderte zurück – und war seinerzeit mit Sicherheit nie rassistisch gemeint, sondern sollte wohl an fremde Welten, aus denen Arzneistoffe importiert wurden, erinnern. Als diese Apotheken gegründet wurden, gab es solche Diskussionen über Rassismus, wie wir sie heute führen, nicht. Sogar das Denkmalamt in Frankfurt merkt an, das es nicht in Frage kommt, den am Apothekenhaus in Stein gehauenen Namen zu entfernen. Der „Mohr“ ist doch heute eher ein historischer Begriff, den es im Alltagssprachgebrauch gar nicht mehr gibt. Für Wilhelm Bouhon, der die Mohren-Apotheke zu St. Lorenz in Nürnberg führt, ist der Name „nicht abwertend, sondern wertschätzend zu sehen – und so wird es bei uns auch gelebt“. Den Namen führt die Mohren-Apotheke in Nürnberg übrigens schon seit 1578. Mein liebes Tagebuch, vielleicht sollten die Behörden die Diskussion mal mit mehr Selbstsicherheit und entspannter angehen, ein Machtwort sprechen und den Mohren-Begriff rein historisch einstufen – was er heute auch ist. Außerdem, welch ein Akt, wenn sich über hundert Apotheken in Deutschland umbenennen müssten (man denke nur an die Kosten für die Verwaltungsakte, die Umfirmierung und die Logos etc.).
Sabine Dittmar, in der vergangenen Legislaturperiode Berichterstatterin für das Thema Apotheken, ist die neue gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Ein flotter Karrieresprung für die ausgebildete Kinderpflegerin und Hausärztin. Und bei der Unionsfraktion wird die baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag diesen Posten einnehmen. Personalentscheidungen auch bei Grün und Dunkelrot: Maria Klein-Schmeinck bleibt gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen. Darüber hinaus werden wir es weiterhin mit Kordula Schulz-Asche zu tun haben, die zur pflegepolitischen Sprecherin der Grünen gewählt wurde, aber Berichterstatterin für das Themengebiet Arzneimittel und Apotheken bleibt. Und in der Linksfraktion wird der bayerische Abgeordnete Harald Weinberg gesundheitspolitischer Sprecher.
8 Kommentare
Problemlösung?
von Reinhard Rodiger am 04.02.2018 um 12:06 Uhr
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AW: Problemlösung?
von Christian Giese am 04.02.2018 um 13:13 Uhr
....die Faschingsdiskussion schlechthin...
von Dr. Christoph Mauz am 04.02.2018 um 11:49 Uhr
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Einige Ergänzungen ...
von Reinhard Herzog am 04.02.2018 um 11:44 Uhr
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AW: Einige Ergänzungen
von Karl Friedrich Müller am 04.02.2018 um 22:56 Uhr
Angeblich
von Karl Friedrich Müller am 04.02.2018 um 9:19 Uhr
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Was für eine Führung?
von Christian Giese am 04.02.2018 um 9:05 Uhr
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Scheues Verhalten
von Ulrich Ströh am 04.02.2018 um 8:54 Uhr
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