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ARD-Sendung
Kontraste stellt Roche wegen Ocrevus an den Pranger
„Fragwürdige Geschäfte: Wie Pharmakonzerne mit 'Kopien' Milliarden verdienen“ – darum geht es am heutigen Donnerstag in der ARD-Sendung Kontraste. Konkret werden Vorwürfe gegen den Pharmakonzern Roche erhoben: Roche verlange für sein neues Arzneimittel gegen Multiple Sklerose, Ocrevus®, 33.000 Euro. Dabei sei doch Ocrelizumab nichts anderes als Rituximab – und das koste nur 3000 Euro. Doch humanisiert ist nun mal nicht chimär.
Kaum ist Ocrelizumab auf dem Markt – Roche erhielt Anfang Januar 2018 die EU-weite Zulassung für Ocrevus – sorgt es für TV-mediale Präsenz. Am heutigen Donnerstag berichtet das ARD-Politikmagazin Kontraste über das neue Arzneimittel bei Multipler Sklerose. Dem Teaser der Sendung zufolge geht es weniger um die eigentliche Therapie, die Wirksamkeit des neuen Arzneimittels, sondern vielmehr um den Preis.
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So übt Kontraste wohl Kritik am Geschäftsgebaren vom pharmazeutischen Unternehmer hinter Ocrevus – Roche. Der Vorwurf: Es gibt zwar kaum Unterschiede zwischen dem neuen B-Zell-Antikörper, Ocrelizumab, und dem 20 Jahre alten Rituximab, dafür seien die preislichen Differenzen umso horrender. Koste die Rituximab-Behandlung eines Patienten mit Multipler Sklerose jährlich etwa 3000 Euro, verlange Roche für Ocrevus das elffache, 33.000 Euro. „Für Roche ist das ein gutes Geschäft: Die seit Jahren erprobte Wirkung bleibt dieselbe, die Betroffenen müssen nun aber viel mehr dafür zahlen,“ heißt es auf Focus.online. Was nicht ganz korrekt ist. Denn letztlich trägt die Solidargemeinschaft und nicht der einzelne Patient diese Kosten. Doch das nur nebenbei.
Rituximab ist nicht gleich Ocrelizumab
Auch wenn man über die Preise der Pharmaindustrie geteilter Meinung sein kann, so muss man aus pharmazeutischer Sicht allerdings einiges klarstellen: Denn Rituximab ist nun einmal nicht gleich Ocrelizumab. Drei Dinge unterscheiden die Antikörper-Therapie mit Rituximab und Ocrelizumab bei Patienten mit Multipler Sklerose. Erstens hat Rituximab keine Zulassung zur Therapie der MS, weder für die remittierend schubförmige (RRMS), noch für die Primär Progrediente MS (PPMS). Bisher handelten somit Neurologen im klassischen Off-label-Bereich, wenn sie ihren Patienten Rituximab verabreichten.
Zweitens: Tatsächlich ist es so, dass es bis zur Zulassung von Ocrelizumab für Patienten, die unter der selteneren Form der MS, der PPMS, litten (10 bis 15 Prozent), es überhaupt keine zugelassene Therapie gab. Und der dritte Punkt: Rituximab ist ein chimärer Antikörper, Ocrelizumab ein humanisierter. Somit enthält Rituximab deutlich mehr Maus-Fremdprotein als Ocrelizumab, was auch die Antidrug-Antibody-Bildung beim, Patienten erhöht.
Head-to-head-Studie Rituximab versus Ocrelizumab
Allein die Frage bleibt: Warum hat Roche nicht die Forschung bei Rituximab forciert und für den bereits in anderen Therapiebereichen etablierten Antikörper (unter anderem CLL, Rheumatoide Arthritis) auch die Zulassung für Multiple Sklerose angestrebt?
Professor Friedemann Paul von der Charité in Berlin äußert sich auch bei Kontraste. Sein Vorschlag: Der Staat müsste eine Studie machen, die Rituximab direkt mit Ocelizumab vergleiche. Zeige sich hier die Gleichwertigkeit der beiden Wirkstoffe, sollten Ärzte die Erlaubnis erhalten, das günstigere Arzneimittel einzusetzen.
3 Kommentare
Kontraste
von Meine Name am 05.05.2018 um 11:49 Uhr
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Rituximab Zulassungen in Händen der Pharmaindustrie?
von Hans-Peter Schulz am 10.02.2018 um 18:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Rituximab Zulassungen in Händen der
von Olfer am 16.02.2018 um 13:56 Uhr
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