Checkpoint-Inhibitor

Merck erleidet erneuten Rückschlag mit Avelumab

Stuttgart - 16.02.2018, 07:00 Uhr

Avelumab konnte bei der Phase-III-Studie JAVELIN Lung 200 nicht überzeugen (Foto: Pfizer)

Avelumab konnte bei der Phase-III-Studie JAVELIN Lung 200 nicht überzeugen (Foto: Pfizer)


Nachdem Avelumab bereits im vergangenen Jahr in einer Phase-III-Studie den primären Endpunkt nicht erreichen konnte, scheitert der Antikörper nun auch bei einer weiteren Studie, die seine Wirksamkeit bei Bronchialkarzinomen untersuchte. Der Hoffnungsträger von Merck konnte die Gesamtüberlebensrate im Vergleich zur Therapie mit Docetaxel nicht verbessern.

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck hat mit seinem Hoffnungsträger Avelumab (Bavencio®) einen weiteren Rückschlag erlitten: In der wichtigen Phase-III-Studie JAVELIN Lung 200 verfehlte die Immuntherapie mit dem Checkpoint-Inhibitor ihr Endziel, wie Merck und sein Kooperationspartner Pfizer am heutigen Donnerstag in Darmstadt und New York mitteilten. Demnach konnte durch Bavencio® die Gesamtüberlebensrate nicht verbessert werden. Gegenstand der Studie ist der Vergleich von Avelumab mit Docetaxel bei Patienten mit inoperablem, rezidivierendem oder metastasiertem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC), deren Erkrankung nach vorausgegangener platinhaltiger Doublet-Therapie fortgeschritten ist.

In einer offiziellen Pressemitteilung wiesen Merck und Pfizer aber daraufhin, dass eine Verbesserung des Gesamtüberlebens in den Teilpopulationen mit moderat bis hoher PD-L1 (Programmed Death Ligand 1)-Expression und hoher PD-L1-Expression beobachtet wurde. Zudem hätte ein hoher Teil der Patienten aus dem Chemotherapie-Arm im Rahmen weiterer Behandlungen einen Checkpoint-Inhibitor erhalten, was sich auf die Ergebnisse ausgewirkt haben könnte. Sicherheitssignale wären keine identifiziert worden, teilten Merck und Pfizer mit.

Ergebnisse weiterer Studien werden erwartet

Bereits im November war die Phase-III-Studie JAVELIN Gastric 300 mit Bavencio® zur Drittlinienbehandlung von Patienten mit inoperablem, rezidivierendem oder metastasiertem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs gefloppt. Auch damals zeigten sich keine Überlebens-Vorteile für die Patienten gegenüber einer Chemotherapie. Dies ist umso schwerwiegender, da das Mittel aktuell als größter Hoffnungsträger in der Pharmasparte von Merck gilt, die lange unter einer Durststrecke litt. Der Dax-Konzern erhofft sich mit seinem Mittel hohe Umsätze.

Merck-Forschungschef Luciano Rossetti verwies darauf, dass das Mittel derzeit noch an zahlreichen anderen Krebsarten getestet werde. So werden unter anderem Mitte 2019 die Ergebnisse aus einer - als noch wichtiger eingestuften - weiteren Lungenkrebs-Studie erwartet.

Avelumab ist ein humaner Antikörper gegen einen von Tumorzellen sezernierten Liganden, PD-L1. Dieser ist in der Lage, T-Zellen zu inaktivieren und somit die körpereigene Abwehr gegen den Tumor auszuhebeln. Avelumab neutralisiert den von der Tumorzelle gebildeten Liganden und verhindert so die Inaktivierung der T-Zelle durch PD-L1. Er ist der erste Checkpoint-Inhibitor, dessen Ziel nicht auf der T-Zelle liegt.

Bislang hat Bavencio® grünes Licht eher für Nischenbereiche erhalten. So ist das Mittel in den USA, in der EU und einigen anderen Ländern bei metastasiertem Merkelzellkarzinom zugelassen. In den Vereinigten Staaten darf Bavencio® zudem zur Behandlung bei metastasiertem Urothelkarzinom eingesetzt werden.



dpa-AFX / DAZ.online
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