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Bottroper Skandal
Amtsapothekerin: Zyto-Apotheke wurde jahrelang nicht kontrolliert
„Ich habe nirgendwo Zytostatika-Proben gezogen“
Ein Nebenklagevertreter fragte nach, ob es zulässig gewesen sei, dass ein onkologisches Fertigarzneimittel – das abgelaufen sein soll – noch nach der Schließung des Reinraumlabors verkauft wurde, was L. bejahte. Der Anwalt brachte ins Spiel, dass es womöglich „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“ zwischen S. und seinen beiden Eltern gegeben habe – brachte hierfür aber keinerlei Belege vor.
Mehrere Nebenklagevertreter fragten L., ob nicht die Möglichkeit bestanden hätte, Proben zu ziehen. „Ich habe nirgendwo Zytostatika-Proben gezogen“, erklärte die Amtsapothekerin – auch da nach ihrem Kenntnisstand in Deutschland kein Labor existiert hätte, das diese hätte untersuchen können. „Das Proben-Ziehen von Zytostatika ist insgesamt problematisch – sie nehmen damit einem Patienten eine Therapie“, sagte sie, da ein Infusionsbeutel verloren ginge. „Mir ist nicht bekannt, dass in ganz Deutschland so etwas gemacht wird.“ Auch alternative Untersuchungen habe sie nicht vornehmen müssen. „Es gibt keinen Zwang, dass ich etwas analysieren lassen muss“, erklärte die Amtsapothekerin. Stattdessen habe sie mit S. viele Details „Punkt für Punkt besprochen“ – auch das sei „eine Form der Überwachung“.
In dem AATB-Schreiben vom März 2014 sei geregelt worden, dass Zyto-Apotheken nur angekündigt kontrolliert werden sollten – für unangekündigte Kontrollen habe sie keinen Anlass gehabt. Die Begehungen seien immer zusammen mit S. erfolgt, da die Anwesenheit des Apothekenleiters erwünscht sei – so dass sie nicht die Gelegenheit zum vertraulichen Gespräch mit Mitarbeitern ergeben hätte.
Vermerk über früheres Verfahren wurde „rückblickend“ entdeckt
Ein weiterer Nebenklagevertreter fragte die Amtsapothekerin zu einer früheren Anzeige aus dem Jahr 2013 gegen S., bei der auch Vorwürfe der Niedrigdosierung, der Verwendung abgelaufener Wirkstoffe wie auch von Steuerdelikten erhoben seien. Wusste sie hiervon? „Wir haben jetzt rückblickend festgestellt, dass es einen Vermerk gibt und eine Anfrage der Polizei, die das sein könnte“, erklärte L. Diese sei zur Kreisverwaltung Recklinghausen gegangen – zu einem Kollegen und ihr. Doch offenbar führte dies nicht zu weiteren Kontrollen oder Überprüfungen. Die Ermittlungen wurden damals relativ schnell wieder eingestellt.
Die Verteidiger von S. richteten nur wenige Fragen an die Amtsapothekerin. Die Einrichtung des neuen Labors von S. sei so hochwertig gewesen, dass man damit auch eine Herstellungserlaubnis hätte bekommen können, erklärte L. Auf die Frage, warum es geschlossen wurde, sagte die Amtsapothekerin „zum Schutz der Bevölkerung“ – aufgrund des Verdachts von Unterdosierungen.
Der Apotheker selber schweigt bislang zu den Vorwürfen gegen ihn. Am heutigen Donnerstag sollen zwei Krankenkassen-Mitarbeiter zu Rezeptabrechnungen aussagen, in der kommenden Woche will das Gericht weitere frühere Mitarbeiter von Peter S. hören.
2 Kommentare
Zyto Apotheke
von Alexander Zeitler am 02.02.2018 um 4:17 Uhr
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Schockierend
von Pavel am 01.02.2018 um 15:50 Uhr
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